Anni Qu und Alexandra Tikhonovich hören nach der verpassten Olympia-Qualifikation in der am Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Schmiden angesiedelten Nationalgruppe auf.

Fellbach - Bei den Europameisterschaften im Juni in Varna hatte die am Bundesstützpunkt für Rhythmische Sportgymnastik in Schmiden angesiedelte Nationalgruppe die Olympia-Qualifikation verpasst – und sich von einer Teilnahme in Tokio verabschiedet. Nun haben Alexandra Tikhonovich und Anni Qu ihren Abschied aus der Gruppe verkündet.

 

Der Rücktritt wurde erst verschoben

Eigentlich hatte Alexandra Tikhonovich schon 2020 aufhören wollen. Doch weil die Olympischen Spiele wegen der Corona-Pandemie auf das Folgejahr verlegt worden waren, hatte sie ihren Rücktritt verschoben. Doch die Olympischen Spiele sind nun abgehakt. „Jetzt bin ich bereit für ein neues Kapitel in meinem Leben“, sagt die 20-Jährige. Konkrete Pläne gibt es bereits, und die hängen mit ihren Eltern – Mutter Nato Nikolaishvili und Vater Yury Tikhonovich – sowie deren Beruf als Artisten zusammen. „Als ich klein war und noch keine Schule hatte, bin ich immer mitgereist und war backstage dabei. Es ist mein großer Traum“, sagt Alexandra Tikhonovich. Also übt sie fleißig mit dem Hula-Hoop-Reifen. „Der liegt mir dank der Gymnastik“, sagt sie augenzwinkernd, auch Handstand steht auf dem Programm, und der fällt ihr nicht so leicht.

Derzeit trainiert das Artistentrio im geräumigen Wohnzimmer der Familie in Schmiden, und manchmal übt Papa Yury auch auf dem Balkon. Aber sobald es die Pandemie zulässt, werden hoffentlich die Zirkusse und Varietés wieder öffnen und die drei zu Engagements in die ganze Welt reisen können. Noch aber sind die Zeiten für Artisten schwer. Das bisher letzte Engagement hatten ihre Eltern im März 2020, zu Beginn der Pandemie, erzählt Alexandra Tikhonovich. „Da waren sie auf einem Kreuzfahrtschiff engagiert.“

Das Fernstudium wurde schon begonnen

Wegen der unsicheren Lage hat Alexandra Tikhonovich ein zweites Standbein. Nach dem Abitur hat sie ein Fernstudium an der Hochschule für angewandte Wissenschaften in Ansbach in Internationalem Management begonnen. „Das Studium kann ich machen, egal, wo wir gerade gastieren.“ Dem Stützpunkt und der Rhythmischen Sportgymnastik will Alexandra Tikhonovich verbunden bleiben, zumal sie die B-Trainerlizenz besitzt.

Auch Anni Qu hat das Angebot des Deutschen Turner-Bunds (DTB) mit dem Trainerschein angenommen und will künftig im Stützpunkt mithelfen. „Ich werde auch auch noch eine Kampfrichterausbildung machen“, sagt die 20-Jährige, die in Schmiden wohnt. Vorrangig ist für sie aber das Studium der Wirtschaftsinformatik an der Universität Stuttgart, der Hauptgrund, warum sie aufgehört hat. Außerdem leidet Anni Qu seit Dezember vergangenen Jahres an einer Sehnenreizung an der Innenseite des rechten Fußes.

Eigenbluttherapie und Physio gegen die Schmerzen

„Mit Eigenbluttherapie und Physio haben wir es einigermaßen im Griff gehabt, aber ich turne mit Schmerzen.“ Ohne die hätte Anni Qu wohl bis zu den Weltmeisterschaften im japanischen Kitakyushu im Oktober weitergemacht. So aber lernt sie jetzt ein paar neue Seiten an sich kennen. „Ein Teil meines Lebens ist weg, und ich vermisse es schon. Manchmal ist es sogar richtig langweilig. Aber ich war auch schon ein paar Mal zu Hause bei meiner Familie in Frankfurt, und ich freue mich auf einen neuen Lebensabschnitt.“

Bis Ende Juli, sagt Isabell Sawade, die DTB-Teamchefin, soll die neue Gruppe stehen. Hoffnungen auf einen Platz machen sich auch Anja Kosan, 19, und Francine Schöning, 16, aus Berlin, die beide seit Kurzem am Stützpunkt in Schmiden sind.