Der Bundestagsabgeordnete und Staatssekretär Steffen Bilger findet, dass die Mautdebatte zuletzt viele positive Impulse des Verkehrsministeriums überschattet hat.

Kreis Ludwigsburg - Steffen Bilger steht auf der Aussichtsplattform der Solarthermie-Anlage am Römerhügel. „Solche Projekte sind wichtig“, sagt er und lässt den Blick darüber schweifen. Er betont, ganz Sportsmann, dass er mit den Solarpaneels zwischen Ludwigsburg und Kornwestheim so direkt nichts zu tun hatte. „Allerdings fördert unser Verkehrsministerium eine Menge Projekte, die beim Klimaschutz helfen.“ Ob die CDU, immerhin seit gut anderthalb Dekaden Regierungspartei, genug für den Klimaschutz tut? Für Bilger ist zweierlei klar. Erstens: Der Weg, den seine Partei geht, ist ein guter. Bis 2045 solle Deutschland klimaneutral werden, die CDU bekenne sich dazu. „Wir müssen aber“, sagt er dann, „die Menschen mitnehmen.“ Zumal es nichts bringe, wenn Deutschland sich deindustrialisiere, während andere Länder weiter CO2 in die Luft blasen.

 

Wasserstoffantriebe für Flugzeuge und Lkw

Das führt zu Bilgers zweitem Gedanken: Er setzt auf Technik. „Wasserstoff“ – das ist ein Thema, über das er gerne spricht. Neben Elektromobilität für normale Autos brauche es Lösungen etwa für Flugzeuge und Lastwagen. Wasserstoff könne eine solche Lösung sein, auch wenn, natürlich, Kapazitäten zur Erzeugung grüner Energien noch ausgebaut werden müssen. Steffen Bilger ist seit 2009 Bundestagsabgeordneter für den Wahlkreis Ludwigsburg. Auch 2021 hat der heute 42-Jährige – selbstverständlich – wieder seinen Hut im Kampf um das Direktmandat in den Ring geworfen.

Seine politische Werkzeugkiste ist voller klassisch christdemokratischer Ansätze, das Thema Klimaschutz ist ein Beispiel. Er wägt ab zwischen umwelttechnischen Zwängen und dem, was das Industrieland Deutschland seiner Meinung nach braucht. Manchem mag das nicht schnell und radikal genug sein, CDU-Politik reinsten Wassers ist es allemal. 2018 ist Bilger den inneren Zirkeln der Macht in Berlin noch näher gerückt. Er wurde Staatssekretär im Verkehrsministerium, weswegen die Auseinandersetzung mit Technologien, Machbarkeit und Zwängen auf Straße und Schiene für ihn zum Alltag gehöre.

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Neue Aufgaben seien in dieser Funktion hinzugekommen, aber im Wahlkreis sei er weiter oft. „Ich denke, dass meine Funktion in Berlin dem Kreis Ludwigsburg zumindest nicht zum Nachteil gereicht“, so Bilger. Alles nach Recht und Gesetz, aber: Den ein oder anderen Tipp für ein Förderprogramm gebe er schon mal an die Rathäuser weiter, stehe als Ansprechpartner bereit. Und generell habe der Bund an vielen wichtigen Projekten in der Region mitgewirkt. Da sei etwa das geplante neue Terminal für den Güterbahnhof. Der Neckarausbau. Der Breitbandausbau. Investitionen in die A 81 und die B 10. Die Bilanz des Verkehrsministeriums sei positiv, findet Bilger. Auch wenn vieles von „der Mautdebatte überschattet“ worden sei.

Kommt der Nord-Ost-Ring, oder kommt er nicht?

Die Umgehungsstraße Nord-Ost-Ring – vielleicht mit Tunnellösung – findet er weiter sinnvoll. Ob sie eine realistische Chance auf Umsetzung hat? Ein einfaches Ja oder Nein ist Bilger nicht zu entlocken. Er weiß, dass ihm kein einfacher Wahlkampf bevorsteht. Die CDU steht unter Druck. Er sagt, dass Armin Laschet – bezogen auf das Triell – „impulsiv“, aber deshalb auch authentisch war. Er betont weiter das verbindende und sachkundige Wesen des Kanzlerkandidaten seiner Partei und überhaupt: „Man darf auch Mensch bleiben.“ Im Wahlkreis tritt Bilger gegen formidable Konkurrenz an, starke Vertreter ihrer Parteien wie die Grüne Sandra Detzer und den AfD-Mann Martin Hess. Aber: „Ich bin Optimist“, sagt Bilger. „Wir haben in der Vergangenheit gute Politik gemacht und wollen das auch weiterhin tun.“

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