Katja Mast (SPD) ist seit 2005 Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Pforzheim. Jetzt tritt sie wieder an.

Enzkreis - Auf der Suche nach einer spannenden Sehenswürdigkeit oder einem gemütlichen Café im Enzkreis? Katja Mast kann so manche empfehlen. Sie ist ganz schön viel herumgekommen, jedes Jahr bemüht sie sich, wenigstens einmal jede Kommune im Enzkreis zu besuchen und mit den Menschen in Kontakt zu treten. Nur dass die 46-jährige Dietlingerin nicht etwa aus der Tourismusbranche kommt, sondern aus der Politik. Seit 2005 sitzt sie für die SPD im Bundestag und wird auch am 24. September wieder antreten. Im Wahlkampf wie auch in ihrer Arbeit als Abgeordnete hat sie es sich auf die Fahnen geschrieben, direkt auf die Menschen zuzugehen und „Politik auf Augenhöhe“ zu machen, wie sie sagt.

 

Wie sie überhaupt zur Politik kam? „Ich bin Tochter einer alleinerziehenden Mutter, mein Vater hat keinen Unterhalt bezahlt. Das hat mich natürlich geprägt.“ Sie wisse, wie es sei, wenn man „finanziell nicht auf Rosen gebettet ist“ und dass selbst die Möglichkeit, Mitglied in einem Verein zu sein, nicht für jeden selbstverständlich ist. „Die SPD ist für mich die Partei, die sich die Frage stellt: Wie können alle Menschen so leben, dass auch finanziell Schwache zum Beispiel Zugang zu Kultur haben.“ Ihr großes politisches Vorbild ist dabei nicht etwa Willy Brandt oder eine andere SPD-Größe, sondern ihre Mutter. „Eine einfache Frau, die sich immer sehr beherzt um uns gekümmert hat.“ Oft mussten Kinder an der Armutsgrenze damals zeitiger die Schule verlassen, um eine Ausbildung anzufangen. Dass sie ihr Abitur machen durfte, habe sie ihrer Mutter zu verdanken, „für sie war das nie eine Frage“, erzählt sie.

Fokus auf Arbeit und Soziales

Entsprechend liegt Katja Masts politischer Fokus vor allem auf den Bereichen Arbeit und Soziales – in dem entsprechenden Bundestagsausschuss ist sie Mitglied und dort Sprecherin für ihre Fraktion. Regulierung von Leiharbeit, die Beteiligung von Menschen mit Behinderung, flexibler Rentenübergang, Mindestlohn – all das sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Alle Gesetze, die diesbezüglich in den vergangenen Jahren von der SPD angeregt wurden, „haben wir mit auf den Weg gebracht“.

Die Frage, mit wem sie am liebsten eine Koalition eingehen würde, lässt Mast offen. „Ich möchte eine Regierung mit Martin Schulz an der Spitze“, formuliert sie es. Spitzen wiederum gegen den aktuellen Koalitionspartner, die CDU, lässt sie sich jedoch nicht nehmen, als es um die Frage geht, ob die Zeit in der „GroKo“ dem Ansehen ihrer Partei geschadet habe. „Dass es zum Beispiel kein Rückkehrrecht für Frauen aus der Teilzeit in Vollzeit gibt, das war die CDU, nicht die SPD“ , betont sie.

Mit ihrer Kritik richtet sie sich auch explizit an den Enzkreis-Kandidaten der CDU, Gunther Krichbaum: „Mit dem streite ich mich auch leidenschaftlich. Denn wir müssen endlich aufhören mit unbegründet befristeten Arbeitsverträgen“, fordert sie. Es könne nicht sein, dass von einem Menschen erwartet werde, dass er seine Familie versorgt und sich in die Gesellschaft einbringt, dann aber nicht einmal einen Kredit bekommt, weil er nur einen befristeten Arbeitsvertrag hat.

Wahlkampf lohnt sich bis zum Schluss

Zum Thema Steuerflüchtlinge hat Katja Mast auch einiges zu sagen. Jedenfalls habe die SPD nicht nur die Erhöhung von Steuersätzen für Spitzenverdiener im Visier, sondern auch das Stopfen von legalen Steuerschlupflöchern für große Unternehmen. Viele Steuervermeidungsmodelle hätten ihren Ursprung in der europäischen Politik, erklärt Mast. „Wir kämpfen deshalb für eine stärkere Vereinheitlichung.“ Was die illegale Steuerhinterziehung angehe, seien dank der SPD seit 2011 500 neue Steuerfahnder eingestellt worden.

Nun haben die Sozialdemokraten in den vergangenen Jahren viele Wählerstimmen verloren. Davon Schlüsse auf den 24. September ziehen will Katja Mast in keinem Fall. „Die Wahl ist noch nicht gelaufen“, stellt sie klar. Viele Menschen entschieden sich auch erst kurz zuvor, wen sie wählen. „Deshalb lohnt es sich, bis zuletzt Wahlkampf zu machen.“ Und zwar immer im direkten Gespräch. „Es gibt eine Distanz zwischen Bürgern und Politik, und die hat zugenommen“, weiß Mast. „Deshalb ist Politik auf Augenhöhe umso wichtiger.“

Zur Person

Katja Mast wurde 1971 in Offenburg geboren und lebt heute zusammen mit ihrer Familie in Dietlingen (Keltern). Nach ihrer Ausbildung zur Bankkauffrau studierte sie in Heidelberg Biologie, Politikwissenschaft, Geografie und Pädagogik auf Lehramt Gymnasium, beruflich war sie zuletzt als Referentin für Personalstrategie bei der Deutschen Bahn tätig.

Nachdem sie bereits einige Jahre bei den Jusos, der Jugendorganisation der SPD, aktiv war, trat Katja Mast 1993 in die Partei ein. Danach war sie unter anderem im Juso-Landesvorstand. Seit 2005 ist sie Mitglied des Deutschen Bundestags, in ihrer Fraktion ist sie Sprecherin für Arbeit und Soziales sowie Vorsitzende der SPD-Landesgruppe Baden-Württemberg.

Ein spezielles Schulprojekt, das Katja Mast ins Leben gerufen hat, ist der „Junge Rat für Mast“. Dabei können Schüler zu Politikberatern werden. Jährlich schreibt Mast alle Schulen in ihrem Wahlkreis an. Die Teilnehmer bearbeiten eine Alltagsfrage von Mast in ihrer Position als Abgeordnete und besprechen die Ergebnisse gemeinsam mit ihr im Unterricht.