Die Bundestagswahl 2021 ist Geschichte, sechs Abgeordnete vertreten den Kreis Ludwigsburg in den kommenden vier Jahren in Berlin. Was war bei der Wahl im Kreis auffällig? Ein Überblick.

Digital Desk: Michael Bosch (mbo)

Ludwigsburg - Der Landkreis Ludwigsburg ist im 20. Deutschen Bundestag wieder deutlich stärker vertreten als noch in der vorhergegangen Legislaturperiode. Insgesamt sechs Mandate vereinen Politiker aus den Wahlkreisen Ludwigsburg, der vier davon stellt, und Neckar-Zaber auf sich. Zuletzt waren es zwei weniger gewesen. Den direkten Wiedereinzug ins Parlament hat CDU-Verkehrsexperte Steffen Bilger (29,5 Prozent Erststimmen) genauso geschafft wie sein Parteifreund Fabian Gramling (30,4), der von der Landes- auf die Bundesebene wechselt. Die CDU musste in beiden Wahlkreisen jedoch deutliche Verluste hinnehmen.

 

Die CDU verliert, die Direktmandate sind aber nicht gefährdet

Wie Bilger gehören auch Martin Hess und Marc Jongen dem Bundestag weiterhin an, die beiden AfD-Politiker zogen über Platz zwei beziehungsweise fünf der Landesliste ihrer Partei ein. Während Hess im Kreis verwurzelt ist, ist er für Jongen nichts weiter als ein Sprungbrett in die Hauptstadt. Daran dürfte sich auch in den kommenden vier Jahren wenig bis nichts ändern.

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Für die größte Überraschung am Wahlabend sorgte Karaahmetoğlu, der im dritten Anlauf für die SPD auf Listenplatz 14 den Sprung in die Bundespolitik schaffte. Für die Sozialdemokraten aus dem Kreis dürfte das auch deshalb wichtig sein, weil Ludwigsburg keinen Vertreter mehr im Landtag hat. Früher freuen – weil auf der Landesliste ihrer Partei höher platziert – konnte sich Sandra Detzer. Sie eroberte für die Grünen das Mandat in Ludwigsburg zurück, das Ingrid Hönlinger vor vier Jahren verloren hatte. In der Stadt selbst sind CDU, SPD und Grüne bei der Wahl eng zusammengerückt. Bei den Zweitstimmen lagen sie nicht mehr als 0,5 Prozentpunkte auseinander. Die treueste Wählerschaft haben die Christdemokraten noch in Weissach (28,3 Prozent Zweitstimmen), das ebenfalls zum Wahlkreis gehört, sowie in Gerlingen und Korntal-Münchingen (jeweils 27,3). Sandra Detzer punktete besonders in der Barockstadt, wo sie mit 24,3 Prozent ihr bestes Ergebnis erreichte. Obwohl Bilger dort im Vergleich am schlechtesten abschnitt, lag er noch 1,5 Prozentpunkte vor Detzer. Der Staatssekretär holte sich das Direktmandat insgesamt also deutlich, er schnitt in allen 17 Städten und Gemeinden, die zum Wahlkreis gehören, besser ab als die CDU insgesamt. In Ditzingen, Hemmingen, Kornwestheim, Markgröningen, Möglingen, Schwieberdingen und Remseck lag Detzer hinter Karaahmetoğlu, in den übrigen Kommunen war es umgekehrt. Nur in Hemmingen schob sich der FDP-Kandidat OIiver Martin zwischen die beiden.

Neckar-Zaber: FDP wieder stark, Grüne können zufrieden sein

Was für den Wahlkreis Ludwigsburg gilt, gilt im Grunde auch für Neckar-Zaber: Das Direktmandat von Fabian Gramling war nicht gefährdet, jedoch kam der 34-jährige aus Bietigheim nicht an die Fabelwerte seines Vorgängers Eberhard Gienger heran. Besonders stark war Gramlings Rückhalt in Hessigheim (37,9 Prozent) und Mundelsheim (37,5), konservativ wurde auch in Oberstenfeld votiert. Dort und in Hessigheim kam die Union auch bei den Zweitstimmen auf mehr als 30 Prozent. Wenig überraschend: In seiner Heimatgemeinde Murr landete Thomas Utz (SPD) mit 31,5 Prozent auf Platz Eins. Auch wenn er Gramling unterlegen war, hat die SPD – wie im Wahlkreis Ludwigsburg – auch in Neckar-Zaber viel Boden gutgemacht auf die Union. Vor vier Jahren hatte ihr Vorsprung noch satte 18 Prozentpunkte betragen, am Sonntag schrumpfte er auf gerade einmal 1,7.

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Die Grünen hatten im Norden des Landkreises bei den Landtagswahlen noch triumphiert, von einem Sieg war Kandidat Lars-Maximilian Schweizer nun mit 15,7 Prozent – exakt den gleichen Anteil bekamen die Grünen bei den Zweitstimmen – jedoch weit entfernt. Für den Newcomer ist das Abschneiden dennoch ein Erfolg. Traditionell gut schneiden auch die Liberalen in Neckar-Zaber ab, so auch am Sonntag. Die FDP verbesserte ihr Ergebnis leicht auf 16,6 Prozent, auch Direktkandidat Marcel Distl legte von 8,8 auf 12,3 Prozent Stimmenanteil zu.

Wo wurde im Kreis besonders viel AfD gewählt?

Sein Ziel von 13 Prozent hat Marc Jongen um drei Punkte verfehlt, noch weniger Stimmen bekam Parteifreund Martin Hess (8,4). Am besten schnitt die AfD im Kreis in Gemmrigheim ab: sie bekam 12,5 Prozent Zweitstimmen. Wenig Freunde haben sie offenbar in den Strohgäu-Kommunen Gerlingen (5,8) und Korntal-Münchingen (6,6).