Der Bundeswahlleiter Georg Thiel verkündet das vorläufige Wahlergebnis erst um 6 Uhr morgens und damit viel später als sonst. Ein Grund dafür ist „die Sache in Berlin“.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Berlin - Die ersten Prognosen für das Ergebnis der Bundestagswahl kamen am Sonntag wieder pünktlich um 18 Uhr – obwohl in Berlin noch gar nicht alle Wahllokale geschlossen waren. Wer am vorläufigen amtlichen Endergebnis interessiert war, konnte sich danach schlafen legen – um am Montagmorgen rechtzeitig wach zu sein. Der Bundeswahlleiter Georg Thiel hat es nämlich erst um 6 Uhr verkündet. Ist das nicht zu spät?

 

Später als bei den vorherigen Wahlen war es jedenfalls. 2013 wurde das vorläufige amtliche Endergebnis kurz nach 3 Uhr bekannt gegeben, 2017 kurz nach 5 Uhr. Die Statistiker geben sich dennoch wenig überrascht. „Die späte Bekanntgabe hatten wir erwartet, weil der Anteil der Briefwähler höher war als sonst“, sagt eine Sprecherin des Statistischen Bundesamts. Hinzugekommen seien örtliche Verzögerungen, „zum Beispiel die Sache in Berlin“. Dort waren unter anderem die Wahlzettel ausgegangen, letzte Stimmen wurden erst gegen 19:30 Uhr abgegeben. Gründe konnte die Berliner Wahlleiterin Petra Michaelis am Montag nicht nennen.

Letzter Wahlkreis meldet erst um 5:30 Uhr

Eine vom Bundeswahlleiter zur Verfügung gestellte Liste zeigt, dass die Hauptstadt fürs Auszählen besonders lange brauchte. Zwölf Wahlkreise meldeten ihre Ergebnisse erst nach drei Uhr, davon neun aus Berlin. Als letzter Wahlkreis gab Berlin-Pankow Erst- und Zweitstimmenanteile durch – um halb sechs morgens. Erst danach konnte das vorläufige amtliche Endergebnis berechnet werden. Am schnellsten hatte der bayerische Wahlkreis Ansbach gemeldet (21:27 Uhr), aus Baden-Württemberg kamen die Ergebnisse zwischen 22:27 Uhr (Wahlkreis Ravensburg) und 2:05 Uhr (Biberach).

Das war später als bei der Landtagswahl im März. „Da sind die Wahlkreise kleiner, deshalb geht das Auszählen schneller“, sagt eine Sprecherin des Statistischen Landesamts. Am Sonntag habe man mehrfach auf einzelne Wahlbezirke warten müssen, die bei der Auszählung länger brauchten. Das könne mit dem teils knappen Wahlausgang zu tun haben, eventuell sei im einen oder anderen Wahllokal nochmals nachgezählt worden. Einen Zusammenhang mit den vielen Briefwählern sieht die Sprecherin nicht. Das lasse sich organisieren, außerdem habe man schon bei der Landtagswahl Erfahrungen gesammelt.

Wie rasch Ergebnisse gemeldet werden, hängt zunächst am Tempo der Wahllokale. Diese melden das Ergebnis an die Kreiswahlleiter. Sie sammeln Ergebnisse und geben sie an die Landeswahlleiter. Dort werden die Daten plausibilisiert und dann Wahlkreis für Wahlkreis veröffentlicht, zudem erfolgt die Meldung an den Bundeswahlleiter.

Vor-Ort-Ergebnisse sofort verfügbar

Während man auf das Gesamtergebnis lange warten musste, gab es die Ergebnisse von vor Ort meist kurz nach der Auszählung. Möglich machen das moderne Wahlsoftware sowie offene Daten. Parallel zum amtlichen Meldeweg nutzten viele Kommunen die Möglichkeit, Auszählungsergebnisse direkt online zu veröffentlichen. In Baden-Württemberg funktioniert das flächendeckend, weil meist die Wahlsoftware von Komm.One zum Einsatz kommt – einer von Land und Kommunen getragene Anstalt des öffentlichen Rechts. Dank der offenen Daten konnten Interessierte und Medien kommunale Wahlergebnisse deutlich früher online veröffentlichen als das Statistische Landesamt. Der Föderalismus verhindert allerdings, dass das bundesweit einheitlich funktioniert: Jedes Land entwickelt eigene Lösungen.