Beide Stuttgarter Direktmandate im Deutschen Bundestag werden von der CDU gehalten. Die Konkurrenz will das naturgemäß bei der Wahl am 22. September ändern. Ein Porträt der beiden Stuttgarter Wahlkreise.

Stuttgart - So langsam kommt der Bundestagswahlkampf auch in der Landeshauptstadt in Schwung. Seit wenigen Tagen stehen und hängen die Plakate der Kandidaten an den Straßenrändern und Laternenmasten – verziert mit mehr oder weniger originellen Wahlkampfslogans. Die ersten der wahlberechtigten Einwohner Stuttgarts können demnächst bereits ihr Kreuzchen machen.

 

Wer zum Beispiel einen längeren Urlaub plant und deswegen Briefwahl beantragt hat, wird den Wahlzettel in den nächsten Tagen im Briefkasten finden. Seit Montag verschickt das Statistische Amt der Stadt die entsprechenden Dokumente. In Stuttgart gibt es zwei Bundestagswahlkreise: Der Wahlkreis I umfasst die Bezirke Mitte, Nord, Süd, West, Birkach, Degerloch, Hedelfingen, Möhringen, Plieningen, Sillenbuch und Vaihingen. Zum Wahlkreis II gehören die Bezirke Ost, Bad Cannstatt, Botnang, Feuerbach, Mühlhausen, Münster, Obertürkheim, Stammheim, Untertürkheim, Wangen, Weilimdorf und Zuffenhausen.

26 Kandidaten für Stuttgart

Im Wahlkreis I treten insgesamt 14 Kandidaten an, darunter drei parteiunabhängige Einzelbewerber. Im Wahlkreis II wetteifern zwölf Kandidaten inklusive eines Einzelbewerbers um die Wählergunst.

Die Reihenfolge der auf dem Stimmzettel aufgeführten Bewerber richtet sich nach dem Zweitstimmenergebnis, das ihre jeweilige Partei bei der Bundestagswahl 2009 in Baden-Württemberg erzielt hat. Bewerber von Parteien, die erstmals zur Wahl antreten oder vor vier Jahren nicht kandidiert haben, sowie die Einzelbewerber werden im Anschluss in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt.

2009 hatte die CDU in Stuttgart beide Direktmandate gewonnen. Im Wahlkreis Stuttgart I behielt Stefan Kaufmann knapp die Oberhand über seinem Hauptkontrahenten Cem Özdemir (Grüne), der nicht durch eine gute Platzierung auf der Landesliste seiner Partei abgesichert war und kein Bundestagsmandat errang. Im Wahlkreis Stuttgart II gelang es Karin Maag (CDU), der Sozialdemokratin Ute Kumpf das Direktmandat abzujagen. Kumpf wurde über die Landesliste aber ebenso ins Parlament entsandt wie ihre Parteifreundin Ute Vogt, Biggi Bender (Grüne) und Ulrich Maurer (Die Linke). Insgesamt ist die Landeshauptstadt in Berlin seither also mit sechs Abgeordneten vertreten.

Wahlkreis I: Kampf ums Direktmandat

Im Wahlkreis Stuttgart I leben nach Angaben des Statistischen Amts der Stadt Stuttgart rund 157 000 Wahlberechtigte. Der Anteil an Jungwählern im Alter zwischen 18 und 25 Jahren beträgt 10,3 Prozent, der Anteil der älteren Wähler über 65 liegt bei knapp 24 Prozent.

„Titelverteidiger“ ist der Stuttgarter CDU-Kreischef Stefan Kaufmann, der vor vier Jahren mit 34,4 Prozent vor dem Grünen-Bundesvorsitzenden Cem Özdemir (29,9 Prozent) lag. Özdemir, diesmal auf Platz zwei der Grünen-Landesliste gesetzt, will Kaufmann das Direktmandat streitig machen. Für die SPD geht wieder die ehemalige SPD-Landeschefin Ute Vogt an den Start, die vor vier Jahren 18 Prozent der Wählerstimmen für sich verbuchen konnte. Die FDP schickt mit Judith Skudelny eine Bewerberin ins Rennen, die eigens aus dem Wahlkreis Nürtingen entlehnt wurde. Für die Linke kandidiert die Gewerkschaftssekretärin Christina Frank.

Neu auf dem Kandidatenkarussell sind diesmal die Piraten mit Christian Thomae, die europaskeptische Alternative für Deutschland (AfD) mit dem FDP-Dissidenten Ronald Geiger sowie die Freien Wähler mit Gerhard Hammitsch, die erstmals bei einer Bundestagswahl antreten. Die Stuttgart-21-Gegner bieten als „Netzwerk“ mit Frank Schweizer ebenfalls einen Bewerber auf, der vor allem im Lager der SPD und der Grünen auf Stimmenfang gehen will.

Wahlkreis II: SPD-Newcomer am Start

Im Wahlkreis Stuttgart II hat das Statistische Amt etwa 153 000 Wahlberechtigte gezählt. Der Anteil an Wählern ausländischer Abstammung ist dabei mit 21,5 Prozent signifikant höher als im Nachbarwahlkreis. Rund 9,9 Prozent der Wähler sind zwischen 18 und 25 Jahren alt, der Anteil der älteren Wähler über 65 beträgt 26 Prozent. Rund 65 Prozent der Wahlberechtigten sind alteingesessene Stuttgarter – ein hoher Wert im Vergleich zur Gesamtstadt (60,7 Prozent)

Für die CDU will Karin Maag erneut wie vor vier Jahren das Direktmandat erringen. Für die langjährige Bundestagsabgeordnete Ute Kumpf, die nicht wieder antritt, bieten die Sozialdemokraten mit Nicolas Schäfstoß einen politischen Newcomer auf. Die Grünen setzen dagegen wieder auf Biggi Bender. Für die FDP tritt Altstadtrat Matthias Werwigk an, und die Linke ist mit Marta Aparicio de Eckelmann auf dem Stimmzettel vertreten, die vor vier Jahren noch im Wahlkreis Stuttgart I kandidiert hatte.

Chancen rechnen sich auch die Piratenpartei mit Jürgen Martin, die Alternative für Deutschland mit Eberhard Brett und die Freien Wähler mit Jörg Stimpfig aus. Die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NPD), die Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands (MLPD) sowie die Bürgerrechtsbewegung Solidarität (BüSo) sind ebenfalls mit eigenen Bewerbern vertreten. Für die S-21-Gegner kandidiert Carola Eckstein.