Zwei langjährige „Platzhirsche“ räumen den Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd. Jetzt werden zwei Frauen bei der Bundestagswahl die besten Chancen auf ein Mandat eingeräumt.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang/Schwäbisch Gmünd - Eins ist im über zwei Landkreise verteilten Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd schon vor dem Urnengang am 26. September klar. Eine auch nur annähernd ähnliche Konstellation wie vor vier Jahren wird es nicht mehr geben. Kein einziger Kandidat der sogenannten etablierten Parteien ist ein „Wiederholungstäter“. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass gewissermaßen zwei Ären zu Ende gehen werden. Jeweils selbstgewollt: Norbert Barthle (CDU) und Christian Lange (SPD), beide zum Ende der Legislaturperiode 23 Jahre lang Abgeordnete im Bundestag, beide zuletzt in der Regierungskoalition in der Funktion von Staatssekretären, werden nicht mehr auf den Wahlzetteln zu finden sein.

 

Beste Karten für Inge Gräßle

Die wohl besten Karten, in die Fußstapfen ihres Vorgängers treten zu können, hat Inge Gräßle. Nicht nur, weil der traditionell tiefschwarze, 1965 erstmals in dieser Form zusammengestellte Wahlkreis, bisher keine andere Farbe an der Spitze der Wahltabelle kennt als Schwarz. Die 60-jährige erfahrene Politikerin, die bereits Mandate als Landtags- und Europaabgeordnete vorweisen kann, wäre wohl auch mit Platz fünf auf der CDU-Landesliste abgesichert, falls sie im Wahlkreis nicht die meisten Stimmen der Kandidaten einheimsen würde. Doch die ausgebildete Journalistin hat als klares Ziel das Direktmandat ausgegeben.

Guter Listenplatz für Ricarda Lang

Nicht ganz so perfekte, aber ebenfalls gute Karten, ins Parlament einzuziehen, dürfte die Kandidatin der Grünen, Ricarda Lang, haben. Die 27-Jährige ist zwar – ähnlich wie auch die gebürtige Großkuchenerin Inge Gräßle – im Landkreis ein recht unbeschriebenes Blatt. Allerdings ist die in Filderstadt geborene und in Nürtingen aufgewachsene Politikerin bereits in Berlin sesshaft geworden, als stellvertretende Bundesvorsitzende und frauenpolitische Sprecherin ihrer Partei. Diese hat sie auf Platz zehn der Landesliste platziert, was bei einem halbwegs ordentlichen Ergebnis der Südwest-Grünen zum Einzug ins Parlament reichen müsste.

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Für den mit 21 Jahren jüngsten Wahlkreis-Kandidaten, Tim-Luka Schwab, dürfte es hingegen eher darum gehen, Erfahrungen zu sammeln. Während seine Partei, die SPD, dem Backnanger Christian Lange in den vergangenen Jahren über die Zweitstimmen den Weg geebnet hatte, ist der Schwäbisch-Gmünder Schwab auf dem allerletzten Landeslistenplatz (36) der SPD gelandet – und der reicht selbst bei einem sensationellen Ergebnis der Genossen nicht.

Gar keinen Listenplatz hat die AfD ihrem Wahlkreis-Kandidaten, dem Ostalb-Kreisrat Andreas Wörner, gegönnt. Auch der FDP-Kandidat David-Sebastian Hamm startet mit Platz 32 auf der Landesliste der Südwest-FDP eher auf verlorenem Posten. Gleiches gilt wohl auch für Annette Keles, die für Die Linke kandidiert und sich als einzige der Kandidaten bereits im vergangenen Jahr beworben hatte – da allerdings erfolglos (2,4 Prozent) auf ein Mandat im baden-württembergischen Landtag.

Der zweigeteilte Wahlkreis

Zu dem Wahlkreis Backnang/Schwäbisch Gmünd gehören aus dem Rems-Murr-Kreis die Gemeinden Allmersbach im Tal, Althütte, Aspach, Auenwald, Backnang, Burgstetten, Großerlach, Kirchberg an der Murr, Murrhardt, Oppenweiler, Spiegelberg, Sulzbach an der Murr, Weissach im Tal.