Helga Brehme, Gründerin und seitdem Leiterin des Theaters am Faden in Heslach, erhält am 4. Mai die Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland

Lokales: Armin Friedl (dl)

Die vergangenen Wochen hat Helga Brehme, die Leiterin und Gründerin des Theaters am Faden in Heslach, viel zu tun gehabt. Zu viel, um extra einen Gesprächstermin zu finden für ein ganz besonderes Thema: Sie erhält das Bundesverdienstkreuz, die offizielle Verleihung findet am 4. Mai natürlich in ihrem Theater statt.

 

Korrekt formuliert wird ihr da die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht. Brehme sagt das eher beiläufig, als wäre es ziemlich üblich, dass Figuren- oder Marionettenspieler so eine hohe Auszeichnung erhalten. Brehme: „Eine Anfrage dazu kam schon vor gut einem Jahr vom Landesministerium. Da interessierte man sich vor allem für unsere internationalen Beziehungen, die wir seit Jahrzehnten pflegen.“ Die spielen natürlich auch eine ganz große Rolle für das Wirken in dem kleinen Haus in der Hasenstraße, aber vor allem profitiert Stuttgart sehr viel von Brehmes kontinuierlicher Arbeit in der Landeshauptstadt. Hier gibt es den Studiengang Figurenspiel, eine eigene Bühne dafür, das Figurentheater Fitz im Tagblatt-Turm-Areal. Und es gibt inzwischen viele teils renommierte Figurentheaterspieler und -ensembles im weiteren Umkreis von Stuttgart, die von diesen Forschungsstätten profitieren und sie wiederum mit ihren Ideen bereichern. Solch ein dichtes und verschiedenartig gewobenes Netz ist einzigartig in der Bundesrepublik. Und jeder von diesen jüngeren Leuten berichtet gerne von Sternstunden und wichtigen Erfahrungen, die sie einst in Heslach erlebt haben.

Interesse an internationalen Beziehungen

Solch eine Ehrung nimmt Helga Brehme natürlich gerne mit. Wichtiger sind ihr aber der Fortbestand und die kontinuierliche Arbeit ihres Theaters, das sie 1972 gegründet hat. Nach wie vor macht sie alle Aufführungen selbst, doch mit 82 Jahren denkt sie auch an eine Stabsübergabe. Ihre Tochter Franziska Rettenbacher soll mal die Leitung übernehmen. Schon jetzt wirkt sie an vielen Aufführungen mit. Und sie soll dann auch die internationalen Kooperationen weiter pflegen, vor allem mit Indien und mit Russland.

Bei der Nennung von Russland legt Brehme erst mal eine Pause ein. Doch dann spricht sie weiter, erinnert vor allem an ihre Reisen nach Sibirien, zu den Tschuktschen oder in die Mongolei, an deren Gastspiele in Stuttgart: „Mich interessiert vor allem die Kultur der Urbevölkerung. Das ist für uns sehr inspirierend.“ So macht sie auf ihre Weise darauf aufmerksam, was durch den russischen Angriffskrieg auch noch gefährdet ist. Im Rahmen eines Sommerfestivals zum 50-Jahr-Jubiläum ihres 1972 gegründeten Theaters wird Brehme ihre interessantesten Arbeiten und lange nicht mehr gezeigte Produktionen vorstellen.