Die Bundesregierung hat sich für das US-Tarnkappenkampfflugzeug F-35 entschieden. Es soll Deutschlands nukleare Teilhabe in der Nato sichern.

Nun also doch die F-35: Nach jahrelangem Hin und Her hat die Bundesregierung entschieden, dass sie dem Bundestag den Kauf von bis zu 35 der US-Maschinen vorschlagen will, um in der Luftwaffe einen Teil der weit überalterten Tornado-Flotte zu ersetzen. Das deutsch-französisch-spanische Unternehmen Airbus soll zudem den Auftrag erhalten, eine Version seines Kampfjets Eurofighter für die elektronische Kampfführung zu entwickeln, insbesondere für die Unterdrückung von Luftabwehr. Die Bundeswehr soll 15 dieser Maschinen als Ersatz für ihre ECR-Tornados erhalten. Das berichteten am Montag übereinstimmend mehrere Nachrichtenagenturen.

 

Noch mehr Eurofighter

Nach Informationen unserer Zeitung plant die Regierung darüber hinaus die Beschaffung weiterer Eurofighter. Mit einer noch zu beziffernden Anzahl dieser Maschinen will die Luftwaffe die restlichen 35 ihrer insgesamt 85 Tornados ersetzen.

Auch für Atombomben geeignet

Das für den Einsatz amerikanischer B-61-Atombomben – von denen angeblich 20 auf dem deutschen Fliegerhorst Büchel lagern – zertifizierte Mehrzweckkampfflugzeug F-35 soll spätestens von 2030 an die nukleare Teilhabe Deutschlands in der Nato sichern. Sie sieht vor, dass mehrere europäische Partner US-Atombomben auf ihrem Gebiet lagern und sie mit eigenen Flugzeugen einsetzen können. Die nukleare Teilhabe bildet, was Reichweiten und Zerstörungskraft angeht, die unterste, die taktische Stufe im nuklearen Abschreckungskonzept der Nato.

Moderner als die Konkurrenz

Die wegen ihrer Form und wegen ihres Anstrichs von Radar schwer erfassbare F-35 ist ein Kampfflugzeug der fünften Generation. Sie ist speziell durch ihre Sensorik weit moderner als alle westlichen Konkurrenzmodelle. Gegen die weltweit modernsten Luftabwehrsysteme ist sie viel durchsetzungsfähiger als etwa der Eurofighter oder als die amerikanische F-18. Diesen Typ hatte die Regierung Merkel als Nachfolgemodell für den Tornado in seinen Rollen als möglicher Atomwaffenträger und für die elektronische Kampfführung ins Auge gefasst, ohne jedoch über Deutschlands absehbar größtes Rüstungsprojekt der kommenden 15 Jahre zu entscheiden. Geschätztes Finanzvolumen: zehn bis 15 Milliarden Euro.

Was die Kosten dämpfen soll

Neun Nationen fliegen bereits die F-35, darunter fünf Nato-Partner. Alle Garanten der nuklearen Teilhabe nutzen diesen Typ oder haben sich dafür entschieden. Das gilt auch für Länder wie die Schweiz, die militärisch mit Deutschland zusammenarbeiten. Die Bundesregierung verspricht sich davon positive Kosteneffekte im Betrieb der F-35.

Lange galt dieses Flugzeug als besonders leistungsfähig und als ganz besonders teuer. Die weite Verbreitung – mehr als 750 Maschinen wurden schon ausgeliefert– dämpft allerdings auch den Kaufpreis. Der amerikanische Hersteller Lockheed Martin beziffert die Preisreduktion seit 2015 auf 45 Prozent.

Italienische Teile für US-Jet

Wie bei solchen großen Rüstungsvorhaben üblich, ist im Gespräch, dass Teile des US-Jets in Europa gefertigt werden. So sollen nach Informationen unserer Zeitung die Rumpfmittelteile in Italien entstehen.