Bundeswehr-Schießstand bei Sindelfingen KSK-Offizier geht vor Gericht

Ein Soldat soll bei einer Party der Eliteeinheit den Hitlergruß gezeigt haben. Nach aufwendigen Ermittlungen hat das Amtsgericht Böblingen ihm einen Strafbefehl über mehrere tausend Euro zugestellt. Er legte dagegen Widerspruch ein.
Sindelfingen - Die Party ist schon lange vorbei: Ende April des vergangenen Jahres soll ein Oberstleutnant des Kommandos Spezialkräfte (KSK) bei seiner Abschiedsfeier an einem Schießstand bei Sindelfingen mehrmals den Hitlergruß gezeigt haben. Nach umfangreichen Ermittlungen schickte das Amtsgericht Böblingen dem heute 39-Jährigen nun einen Strafbefehl zu. Er soll 40 Tagessätze bezahlen – wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organe. Die Höhe der Geldbuße wurde nicht bekannt gegeben, es handelt sich vermutlich um mehrere Tausend Euro. Der Soldat hat Widerspruch dagegen eingelegt, die Party kommt also vor Gericht. Wegen der Ermittlungen untersagte die Bundeswehr dem Mann bereits das Tragen von Uniform und Waffe, er darf auch keinen Dienst mehr leisten.
Schweinköpfe-Werfen und Meonen-Zerteilen
Bei der genehmigten Feier auf dem Bundeswehr-Schießstand wurden mehrere Soldaten aus der Eliteeinheit verabschiedet und „die Grenzen des guten Geschmacks gesprengt“, wie ein Sprecher des Heeres sagt. Der Oberstleutnant durchlief dabei einen Parcours, zu dem neben dem Zerteilen von Melonen mit einem Schwert auch das Werfen von Schweineköpfen gehörte. Außerdem war zu der Party eine Frau eingeladen worden, mit der der damalige Kompagniechef zur Belohnung sexuelle Handlungen hätte ausüben dürfen – wenn er nicht zu betrunken gewesen wäre. Die Frau berichtete später Journalisten, dass der 39-Jährige an dem Abend mehrmals den Hitlergruß gezeigt haben soll. Außerdem wäre Musik der verbotenen rechtsextremen Band Sturmwehr gelaufen. Daraufhin nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen auf.
Der Oberstleutnant wurde versetzt
In dem Strafbefehl wird ihm vorgeworfen, dass der 39-Jährige „mehrfach in Kenntnis der Bedeutung der Geste dem rechten Arm zum Hitlergruß erhoben hat“. Zwei weitere Soldaten hat die Bundeswehr intern wegen ihres Verhaltens bei dem Fest diszipliniert. Der Oberstleutnant musste die KSK verlassen und wurde im Bereich der Division Schnelle Kräfte ins hessische Stadtallendorf versetzt. Er ist der einzige der 73 Gäste, gegen den die Staatswaltschaft ermittelte. „Der Fall wurde sehr ernst genommen“, sagt der Heeressprecher. Die Glaubwürdigkeit der Zeugin werde auch nicht infrage gestellt, widersprach er anders lautenden Medienberichten. Die Bundeswehr will jetzt das zivile Verfahren abwarten.
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