Die Buschbrände vernichteten in Australien bereits eine Fläche so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen. Allerorten spenden die Menschen für den Kontinent. Das Zentralinstitut für Soziale Fragen empfiehlt dagegen, noch mit dem Spenden zu warten. Wie verhält man sich richtig?

Stuttgart - Wirft man dieser Tage nur einen Blick ins Internet, kommt man an den Buschbränden von Australien nicht vorbei. Die Feuer wüten an der australischen Ostküste, aber auch in Süd- und Westaustralien sowie in Tasmanien. Mittlerweile wurden mehr als 10,7 Millionen Hektar Land zerstört, eine Fläche so groß wie Baden-Württemberg und Bayern zusammen. Zahlreiche Menschen haben bereits für „Down Under“ gespendet, unter ihnen auch viele Prominente. So verkündete beispielsweise Sänger Elton John, er werde eine Million Dollar für die Opfer der Brände spenden, Schauspieler Chris Hemsworth will denselben Betrag geben. Das Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen (DZI) rät derweil von übereiltem Spenden ab.

 

„Wir empfehlen den Spendern und Spenderinnen in Deutschland Zurückhaltung, weil es bisher noch kaum überschaubar ist – und zwar auch für australische Organisationen und Experten – für welche Zwecke Spenden konkret benötigt werden“, sagte Burkhard Wilke vom DZI unlängst gegenüber dem SWR. Außerdem gelte bei humanitärer Hilfe immer der Grundsatz, erst Hilfe zu leisten, wenn der Hilfsbedürftige darum bittet, heißt es in dem Interview weiter. Kurz gesagt lautet die Empfehlung des Instituts also: Mit dem Spenden noch abwarten, bis klar ist, wo am meisten Unterstützung nötig ist oder Australien konkret um Hilfe bittet.

Beim Spenden auf Legitimität und konkrete Zwecke achten

Dem entgegen steht, dass in Australien die Hilfsorganisationen schon jetzt im Dauereinsatz sind, vielerorts mithilfe von Freiwilligen. Das Australische Rote Kreuz hat allein rund 1600 Helfer im Einsatz und unterstützt 105 Evakuierungszentren, da mehrere tausend Häuser in den Flammen zerstört worden sind und viele Menschen ihr Zuhause verloren haben. „Zum jetzigen Zeitpunkt hat das Australische Rote Kreuz das Deutsche Rote Kreuz und andere Partner aus der internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung noch nicht um Hilfeleistungen gebeten,“, sagt Dieter Schütz vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), „gleichwohl nimmt das Australische Rote Kreuz auch internationale Spenden entgegen.“ Daher rufe man nicht aktiv zu Spenden auf, nehme aber Spenden zur Unterstützung der Schwestergesellschaft entgegen.

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In den letzten Wochen seien beim DRK immer wieder Anfragen von Menschen eingegangen, die für Australien spenden wollten. „Die Hilfsbereitschaft ist auch in Deutschland groß“, sagt Schütz. Seit Dienstag gibt es deshalb ein deutsches Konto des DRK, von dem die Spenden an die australische Schwester weitergeleitet werden. In den ersten 24 Stunden seien bereits 172 Spender verzeichnet worden.

Allgemein empfiehlt Schütz jedoch, nicht leichtfertig Geld zu überweisen. Wichtig sei zu überprüfen, dass die Organisation legitim ist und, dass konkret angegeben ist, für welchen Zwecken die Spenden eingesetzt werden. Beim Australischen Roten Kreuz komme das Geld unter anderem psychosozialer Betreuung, dem Verteilen von Wasser und Lebensmitteln und der Hilfe bei der Suche nach Angehörigen zugute.

Koalas in Ostaustralien könnten in 30 Jahren ausgestorben sein

Auch für die Tierwelt des Kontinents stellen die Buschbrände eine große Gefahr dar. Laut Berechnungen des WWF Australien sind etwa 1,25 Milliarden Tiere direkt oder indirekt durch die Brände getötet worden. Besonders für Koalas ist die Situation verheerend. Der WWF Deutschland schätzt, dass bis zu 8400 Koalas bei den Bränden an der mittleren Nordküste des Bundeslands New South Wales umgekommen sind und die Känguru-Inseln in Südaustralien mehr als die Hälfte ihrer Koala-Population verloren haben.

Die Tiere sind schon seit Jahren bedroht. Der WWF schätzt, dass Koalas in der freien Natur in Ostaustralien in 30 Jahren ausgestorben sein könnten. Bei dem Tierschutzbund kann man deshalb schon seit längerem spenden, unter anderem um Bäume zu pflanzen und so die Lebensräume der Koalas zu retten. „Die Not ist vorhanden, war schon vorher vorhanden und wird auch danach vorhanden sein. Die Buschfeuer erhöhen nur noch mal die Dringlichkeit“, sagt Julian Philipp, Pressesprecher beim WWF Deutschland. Er empfiehlt daher, sofort zu spenden.

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Hier kann man für Australien spenden

Die australische Botschaft in Deutschland hat auf ihrer Website einige Adressen für Spenden hinterlegt. Viral gingen zudem Facebook-Spendenaktionen, wie die der australischen Schauspielerin Celeste Barber, und der australischen Tierschutzorganisation WIRES. Barber konnte bereits über 29 Millionen Euro sammeln, WIRES annähernd acht Millionen Euro. Das Australische Rote Kreuz erhielt laut DRK bisher Spenden in Höhe von rund 26 Millionen Euro. Auch Spendenaktionen im kleinerem Ausmaß wurden gestartet, unter anderem von einer Gruppe australischer Influencer sowie der Surf Community.