Die Bemühungen, das ökologische Vorzeigegebiet an den Öffentlichen Personennahverkehr in Esslingen anzuschließen, befinden sich auf der Zielgeraden. Offen ist, wann das Ziel erreicht wird.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Esslingen - „Der 30-Minuten-Takt kommt.“ Ingo Rust hat offenbar aus dem Debakel gelernt, das er im Mai bei den Beratungen zur Anbindung des Esslinger Wohngebiets Im Egert an den öffentlichen Nahverkehr erlitten hat. Bestens vorbereitet hat der für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zuständige Esslinger Finanzbürgermeister am Montag in der Sitzung des Ausschusses für Technik und Umwelt des Gemeinderats nicht nur eine provisorische Lösung für das Problem ins Spiel gebracht, sondern auch noch den Blick weit ins Jahr 2019 geworfen.

 

Der 30-Minuten-Takt in den Egert steht auf der Prioritätenliste

Denn im Rahmen des groß angelegten Projekts „Attraktivierung des ÖPNV“ stehe neben zahlreichen anderen Maßnahmen zur Stärkung des Nahverkehrs eine Busverbindung in den Egert im 30-Minuten-Takt weit oben auf der Prioritätenliste. Zwar müsse man noch über die Finanzierung des zusätzlichen Angebots mit dem Landkreis sprechen – und auch der Gemeinderat müsse grünes Licht geben. Rust: „Ich bin aber überzeugt, dass im Herbst 2019 der Egert im 30-Minuten-Takt angefahren wird.“

Bis dahin kann er für die Ökosiedlung, deren Bewohnern seit bald 15 Jahren auf eine Busanbindung warten, ein Provisorium anbieten. Das sei, das räumte Ingo Rust offen ein, von der Taktung betrachtet zwar alles andere als optimal. Mit der am Montag präsentierten Lösung erhalten die Menschen im Egert aber binnen drei Monaten die Möglichkeit, den Esslinger ÖPNV zu nutzen – wenn sie denn wollen.

Denn einstimmig hat der Technikausschuss beschlossen, zunächst die rund 350 Menschen im Egert selber zu befragen, ob sie das Provisorium nutzen, oder ob sie lieber noch bis zur Einführung des 30-Minuten-Takts warten wollen. Bis die Befragung abgeschlossen ist, soll die Verwaltung definitiv klären, ob 18 Meter lange Gelenkbusse auf dem zentralen Lindenplatz im Egert wenden können – oder ob es zumindest durch finanziell überschaubare Baumaßnahmen möglich ist, den Platz für ein solches Wendemanöver umzugestalten. Dazu müsste wohl ein kleiner Teil der Fläche auf dem Lindenplatz versiegelt werden.

Es können wohl nur kleinere Busse eingesetzt werden

Aktuell halten die Fachleute der Stadt es für ausgeschlossen, dass Gelenkbusse sicher auf dem Lindenplatz wenden können. Deshalb sollen bei der neuen Verbindung nur kleinere, so genannte Solobusse zum Einsatz kommen. Das führt zu Problemen bei der Taktung der neuen Busanbindung – einer Verlängerung der Linien 102 und 103. Denn gerade zu Zeiten, in denen auch im Egert die Busse gebraucht würden, setzt der Städtische Verkehrsbetrieb größere Gelenkbusse ein, die den Egert nicht ansteuern können. So käme es dort gerade wochentags zu den Hauptverkehrszeiten zu einem Zwei-Stunden-Takt.

Auch deshalb war der Verwaltungsvorschlag beim Jugendgemeinderat, der sich im Mai mit guten Argumenten für die Busverbindung in den Egert stark gemacht hatte, zunächst auf Vorbehalte gestoßen. Zwar sei es zu begrüßen, dass noch in diesem Jahr ein Bus ins Wohngebiet Egert fahren könnte. Doch aus den Wünschen der Egert-Bewohner, eine direkte Fahrverbindung nach Esslingen zu bekommen und die Haltestelle am zentralen Lindenplatz zu schaffen, werde vorerst nichts. Stattdessen soll nun eine Haltestelle am Siedlungsrand entstehen. Die Kosten für die Schaffung der neuen Linie beziffert die Verwaltung mit rund 40 000 Euro. Noch ein Wermutstropfen: Kommt die neue Buslinie, fallen im Egert und auf der Zubringerstraße mindestens zwölf Parkplätze weg. Die Entscheidung, für welche Variante sich die Bürger entscheiden, soll zeitnah, wahrscheinlich Anfang Oktober fallen.