Auf dem Campus in Stuttgart-Hohenheim soll künftig Tempo 30 gelten. Die CDU vor Ort macht sich deshalb Sorgen. Sie bangt um einen Herzenswunsch, nicht nur der Politik: die Verlängerung der Buslinie 65 zum Flughafen.

Klima & Nachhaltigkeit: Judith A. Sägesser (ana)

Filder - Nichts, aber auch gar nichts dürfe dieses Projekt gefährden. Das Projekt, für das sie alle so lange und eisern gekämpft haben: die Verlängerung der Buslinie 65 von Plieningen zum Flughafen. In diesem Punkt sind sich die Bezirksbeiräte in Birkach und Plieningen über alle Fraktionen hinweg einig. Damit endet die Einmütigkeit aber.

 

Ein Antrag der CDU hat bei der Sitzung am Montag zu zähen Diskussionen geführt. Mit dem Ergebnis, dass das Ansinnen mehrheitlich angenommen worden ist. Die CDU macht sich Sorgen, dass die Uni dem Herzenswunsch nach einer Busverlängerung einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Und dabei handelt es sich nicht nur um einen Wunsch aus der Politik, beim Bürgerhaushalt 2017 hatte das Projekt Platz drei erreicht.

Im Rahmen des Mobilitätskonzepts der Hohenheimer Hochschule – das viele Maßnahmen vorsieht – soll das Tempo an der Fruwirth- und der Garbenstraße von 50 auf 30 reduziert werden. Die CDU befürchtet nun, dass sich dies negativ auf die angestrebte Verlängerung des 65er-Busses auswirken könnte.

Tempo 30 wäre eine „künstliche Bremse“

Die Stuttgarter Straßenbahnen (SSB) hätten die Verlängerung des 65er-Busses an die Bedingung geknüpft, dass die eh schon für Verspätungen anfällige Buslinie künftig schneller vorankomme, heißt es in dem Antrag. Rund drei Millionen Euro würde die Stadt deshalb in Umbauten an Straßen in Hedelfingen und Heumaden investiert, um die Linie zu beschleunigen. So könnten eine bis anderthalb Minuten eingespart werden. „Tempo 30 an der Fruwirth- und Garbenstraße würden diesen Zeitgewinn vollkommen zunichte machen und damit die Verlängerung in Gefahr bringen.“ Da ist die CDU sicher. Tempo 30 in Hohenheim wäre nach Jürgen Holzwarths Worten eine „künstliche Bremse“.

Andere Fraktionen – allen voran die Grünen – sehen dies weniger dramatisch. Ralf Kurasch (Grüne Plieningen) bat darum, „die Kirche im Dorf zu lassen, es geht um eine sehr kurze Strecke“. Und Thomas Plagemann (Grüne Plieningen) berichtete, dass er anlässlich des CDU-Antrags einen Selbstversuch unternommen habe. Er sei insgesamt sechs Bussen – drei in jede Richtung – an besagter Stelle hinterhergefahren und habe das Tempo der Busse gemessen. Sein Fazit: Fast alle Busse fahren an der Fruwirth- und Garbenstraße um die 30 Kilometer in der Stunde. Schon jetzt, wo doch noch Tempo 50 gelte. Tempo 30 wiederum bringe etwas für die Sicherheit der Studierenden, argumentierte Plagemann. „Von daher sagen wir Nein, wir wollen das nicht.“

Die SSB findet die Temporeduzierung auch schwierig

Tilo Reith (FDP Plieningen) erkundigte sich, ob die CDU Hinweise von der SSB bekommen habe, dass Tempo 30 auf dem Campus die Verlängerung der Linie 65 tatsächlich kippen könnte. Dies konnte Holzwarth so nicht bestätigen; er verwies allerdings ein weiteres Mal auf die Zeitersparnis, die die SSB als Voraussetzung für eine längere Buslinie 65 stets angeführt habe.

Tempo 30 auf dem Campus in Hohenheim sieht auch die SSB kritisch, wie die Sprecherin Birgit Kiefer auf Nachfrage sagt. „Das wäre natürlich nicht förderlich“, sagt sie. Weil es nicht zur gewünschten Stabilisierung der Linie beitrage. Ob eine Temporeduzierung das gesamte Projekt allerdings wieder zu Fall bringen könne, vermag Kiefer derzeit noch nicht einzuschätzen.