Das ÖPNV-Angebot ist besser geworden, aber bei der Umsetzung der Barrierefreiheit von Bushaltestellen bis 2022 hinkt der Kreis Ludwigsburg hinterher.

Kreis Ludwigsburg - In vielen Bereichen habe der Landkreis Ludwigsburg schon mehr umgesetzt als er laut der aktuellsten Ausgabe des ÖPNV-Konzepts bis 2022 schaffen müsste, sagte der FW-Kreisrat Karl-Heinz Balzer. Aber in Sachen barrierefreie Bushaltestellen seien die meisten Kommunen doch arg im Verzug. Die Forderung nach Barrierefreiheit stelle die Experten häufig vor große Probleme, meinte Thomas Hachenberger, der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS). Und sie komme die Kommunen sehr teuer.

 

Ohne Ausnahme positiv finden die Mitglieder des Umwelt- und Technikausschusses des Kreises, die nun getagt haben, die Verbesserung des Busangebotes im Landkreis. Bei der Präsentation der bereits dritten Fortschreibung des Nahverkehrsplans wurde außerdem deutlich, dass die Attraktivität des Angebots weiter erhöht werden solle. Wozu unter anderem auch eine Neuordnung von Linienbündeln gehören – wie etwa bei den Linien 2 und 12, wovon vor allem die Gemeinden im Bereich Vaihingen/Enz profitieren sollen.

„Der Wille zur Verbesserung des ÖPNV ist in allen Gemeinden groß“, sagte der Kreisrat Hans Schmid (CDU). Auch wenn das den Kreis und die Städte und Gemeinden noch viel Geld kosten werde. Es gebe dennoch keinen Zweifel daran, dass der Ausbau des Nahverkehrs zu den obersten Prioritäten gehöre.

Volker Godel (FDP) bemängelte, dass die morgendlichen Schülerbusse völlig überfüllt seien. Und die Grüne Kreisrätin Edda Bühler legte noch eins drauf: „Die Schüler werden transportiert wie Vieh“, sagte sie. „Wären es Tiere träte das Tierschutzgesetz in Kraft.“ Der Landrat Dietmar Allgaier (CDU) wies den Einwand als überzogen zurück, auch wenn er zugeben musste, dass die Situation gerade angesichts der Pandemie problematisch sei.

„Einerseits sind wir ja froh, dass die Schüler wieder zurück sind“, sagte Hachenberger vom VVS. „Aber ja, vier Personen pro Quadratmeter, das ist schon voll.“ Er verwies aber auch darauf, dass es keinen ausgesprochenen Schülerverkehr gebe. Es handle sich um den Linienverkehr, im dem es zu bestimmten Zeiten Gedränge gebe. Um das jedoch zu vermeiden, müssten die Schulen aktiv werden. Die Schulleiter müssten den Schulbeginn entzerren. „Aber ich bin jetzt schon 33 Jahre dabei“, sagte Hachenberger, „und wir haben dazu schon sehr viele Gespräche geführt, Am Schulbeginn aber hat sich nie etwas geändert.“

Der SPD-Kreisrat Ernst-Peter Morlock agierte als Anwalt der Busfahrer: Er forderte Tariftreue und die Einhaltung von Sozialstandards. „Die Bezahlung der Busfahrer darf sich nicht weiter verschlechtern.“ Dem pflichtete auch Peter Schimke (Die Linke) bei: Die Verbesserungen im ÖPNV-Angebot dürften nicht zu Lasten der Busfahrer gehen.

Qualität spiele für den VVS inzwischen eine größere Rolle als der Preis, sagte Hachenberger. „Es ist zurzeit sehr schwer, gute Leute zu bekommen.“ Zu oft meldeten sich Personen für den Job des Busfahrers, die dazu völlig ungeeignet seien. Im übrigen bemühe sich der Verkehrsverbund darum, vielen Menschen die Angst vor dem ÖPNV zu nehmen. „Bisher sind keine Fälle von Coronainfektionen bekannt, die auf Busfahrten zurückzuführen sind“, sagte der Geschäftsführer. Die Unternehmen täten alles, um etwa durch regelmäßiges Lüften die Risiken zu minimieren. „Das funktioniert auch wirklich gut“, sagt Hachenberger.

Dass womöglich noch mehr als die Hälfte der Bushaltestellen im Landkreis auch am 1. Januar 2022 noch nicht barrierefrei seien, müsse nicht beunruhigen, sagte Hachenberger: „Das ist eine Sollbestimmung.“ Das Ziel soll möglichst bald erreicht werden. Der Kreis verfahre also richtig, wenn er eine Prioritätenliste erstelle und die Umbaumaßnahmen dieser Liste gemäß abarbeite.