Das Stuttgarter Indie/Folk-Duo Kids of Adelaide hat mit ihrem neuen Album "Byrth" zehn durchweg radiotaugliche Songs vorgelegt. Was in dem Fall aber nicht schlimm ist. Liebe Dudelfunker, spielt mehr Kids of Adelaide!

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Beim Klang der Mandoline denkt man als Indie-Hörer sofort an Mumford and Sons. Die britische Band hat den Folk zurück in den Mainstream geholt. Traditionelle Musik ist das, geht immer, angenehmer Klang.

 

Benjamin Nolle und Severin Specht alias Kids of Adelaide spielen auch ganz gern mal Mandoline. Aber das Duo bietet mehr als nur ein Mumford-and-Sons-Abklatsch. Und das mit weniger Personal: Kids of Adelaide setzen auch live auf ein Zweier-Setup mit Gitarren, Percussion und zweistimmigem Gesang - und erzeugen trotzdem eine dichte Atmosphäre, einen angenehmen Sound. Auch auf ihrem neuen Album "Byrth".

Die auf der Straße und als Support von Jamie Cullum, Conavon Frankenreiter, Tiemo Hauer und Allen Stone erprobte Mischung aus Westerngitarre, Mini-Schlagzeug, E-Gitarre und Vocals über drei Oktaven hinweg funktioniert. Die Songs sind weit weg von dem typischen, leicht melancholischen Folk-Gezupfe, das man in der Szene leider öfters vorgespielt bekommt. "Byrth" ist kein Album für den Ausklang eines Lagerfeuerabends, sondern eher der Soundtrack für die Wanderung an einem milden Spätsommertag. Ungefähr in diese Richtung deutet auch das Album-Layout.

Hier gibt es das in Stuttgart gedrehte Video zur Single "Old One":

Folk ist also wieder zurück, und das ist gut so. Stuttgart spielt in diesem Feld seine ganz eigene Rolle. Kids of Adelaide sind am einen Ende des Spektrums angesiedelt, BRTHR am anderen. Beim Durchhören von Byrth kommen einem die Turin Brakes in den Sinn. Die bauen in ihre Melodien vielleicht nicht so viele Schlenker ein wie Kids of Adelaide und klingen insgesamt weniger zackig. Aber "Byrth" und die Turin-Brakes-Alben haben doch gemeinsam, dass sie in sich sehr stimmig produziert sind. Wer etwas kritisieren möchte, würde sagen, dass das Album keinen Bruch zulässt. Oder, positiv formuliert: Man kann das in einem Rutsch durchhören und es macht immer Spaß.

Dabei bleiben gerade die Vocals und die bereits erwähnte angenehme Mischung aus Akustik- und E-Gitarre im Ohr; hier wird nicht das aalglatt produzierte Radiozeugs abgeliefert. Sondern eingängige Musik, die natürlich für eine breite Hörerschaft attraktiv ist. Der man aber auch aufmerksam zuhören kann oder, besser noch, sollte.

Kids of Adelaide waren in den vergangenen Wochen auf Promotour durch die Radiostudios der Nation. Richtig so; das Material passt gut in den Mainstream. Man darf hoffen, dass die Sender "Byrth" und die erste Singleauskopplung "Old One" schlucken. Im Dudelfunk braucht es mehr Musik von diesem Format; dann wäre er auch kein Dudelfunk mehr. Und wer sich die beiden Stuttgarter live gönnen möchte: Am Freitagabend spielen sie im Stuttgarter Jugendhaus Das Cann in Bad Cannstatt.

Kids of Adelaide, "Byrth". Das Album ist bei Elephant Records erschienen.

Albumcover von Kids of Adelaide, "Byrth"