Anders ist das bei Stefan Dachale. Der gelernte Tontechniker hat sich vor wenigen Monaten seinen Traum von der eigenen Rösterei erfüllt. Montags wird die große Röstmaschine angeworfen, Tüten befüllt und beschriftet. Gut zwei Tonnen Bohnen lagern dafür im Keller unter der Johannesstraße. Wie groß die neue Begeisterung für Kaffee ist, merkt er vor allem im angeschlossenen Café Mókuska, wo seine Gäste am Wochenende bis auf die Straße für einen Kaffee anstehen. „Da habe ich einen Nerv getroffen, ein Vakuum in der Stadt“, sagt er. Stuttgart sei ein optimaler Ort für Kaffeekultur: „Hier wird gerne gegessen und getrunken – und trotzdem sind kleine Röstereien unterrepräsentiert.“ Er selbst steht jeden Tag im Mókuska, berät seine Kunden und empfiehlt neue Mischungen. Stefan Dachale weiß auch Auskunft zu geben über Herkunft und Anbau der Bohnen, sowie über Arbeitsbedingungen der Bauern vor Ort. Billiger Kaffee aus großen Supermarktketten sei nicht nur geschmacklich, sondern häufig auch moralisch nicht trinkbar, sagt er.

 

Acht bis Zwölf Espresso am Tag

Eine andere kleine Rösterei aus Stuttgart geht sogar noch weiter. Sie nennt ihren Kaffee „No Marketing“, macht dementsprechend keine Werbung für ihre Mischungen, sondern investiert das so gesparte Geld in Patenschaften von Kindern aus den Herkunftsländern ihrer Kaffeebohnen. Hinter dem Konzept stehen die Brüder Tomislav und Robert Lovric, die ihre Rösterei in Triest betreiben, den Kaffee aber in ihrer Heimatstadt Stuttgart vertreiben. Seit 2009 beliefern die beiden Cafés im Kessel, etwa das Herbertz im Stuttgarter Süden. Seit Ende vergangenen Jahres kann man ihre Röstung im eigenen Lokal probieren. In ihrem Café Liebreich an der Rotebühlstraße bemerken auch die Brüder den Trend: „Die Leute achten wieder mehr darauf, was sie zu sich nehmen“, sagt Robert Lovric. Die Bohnen gibt es ebenfalls im Liebreich zu kaufen, im Moment allerdings nur in großen Ein-Kilogramm-Packungen. „Für richtige Kaffeejunkies sollte das aber kein Problem sein“, sagt Tomislav Lovric.

In diesem Zusammenhang ein abschließendes Bekenntnis: Zwischen acht und zwölf Espresso trinken die Kaffeemeister nach eigenen Angaben am Tag. Dafür haben die vier aber eine gute Ausrede parat. Um die Qualität des Kaffees zu halten, muss die Maschine in regelmäßigen Abständen an die Raumtemperatur angepasst werden – und dafür sind selbstverständlich ständige Tests nötig.