Das Café am Schlossplatz im Königsbau ist renoviert und heißt jetzt Suite. Es wird vor allem von Touristen frequentiert. Ob sich ein Besuch lohnt, hat die StZ-Redakteurin Adrienne Braun herausgefunden.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Manchmal verrät sich der Geist eines Lokals im Detail. Wenn man im Café Königsbau einen großen Tee oder eine Latte macchiato bestellt, bekommt man ein Glas mit langstieligem Löffel ohne Unterteller serviert. Bloß: Wohin mit dem Löffel, wenn man sich nicht beim Trinken das Auge ausstechen will? Da hat jemand nicht mitgedacht.

 

Das mehr als fünfzig Jahre alte Café im Königsbau ist einer Verjüngungskur unterzogen worden, und der neue Chef Marco Grenz, den man vom Kursaal in Bad Cannstatt kennt, hat versucht, das Traditionscafé flottzumachen – mit großen braunen Holztischen und tiefen Bänken. An der Glasfront zum Schlossplatz hin stehen kleine Tischchen und Sessel im Stil der sechziger Jahre. Schlicht und angenehm.

Die Karte ist überschaubar, der Service professionell

Selbst am Wochenende, wenn die zahllosen Touristen und Schnäppchenjäger aus der Schweiz die Stadt bevölkern und man sich auch in dem Café im ersten Stock die Klinke in die Hand gibt, funktioniert der Service, und man muss nicht lang warten. Allzu nett und zugewandt ist der Kellner aber nicht, er macht seinen Job – mehr nicht. Und das lässt er einen spüren.

Die Karte ist überschaubar, der Schwerpunkt liegt auf Tapas – schwäbischen und internationalen. Der Auftakt überzeugt: vier Scheiben Lammhüfte mit Granatapfelsoße (8,90 Euro), die aber kaum anders als gewöhnliche Bratensoße schmeckt. Aber das Fleisch ist gut: zart, rosa und perfekt gebraten. Beim Grillgemüse hält sich die Begeisterung in Grenzen: Als habe es schnell gehen müssen, sind die Gemüsestücke groß geschnitten. Es sind vor allem Paprika und Zwiebeln, die in viel Öl schwimmen.

Die Garnelen sind eine echte Enttäuschung

Einige der Tapas werden – wie es gerade modern ist – in Weckgläsern serviert. Das Lachstatar (6,80 Euro) ist sehr gut, dazu soll es laut Karte Wasabigurken geben, aber tatsächlich handelt sich um eine schlichte Joghurt-Soße mit ebenfalls viel zu großen Gurkenstücken. Die Garnelen in Tempurateig (8,50 Euro) schließlich sind eine echte Enttäuschung. Sie sind nicht gewürzt und schmecken fad, die ambitioniert klingende Zitronen-Olivenöl-Marinade scheint vergessen worden zu sein – und ohne diese sind die Garnelen schlicht ungenießbar. Wir lassen sie zurückgehen, der Ober nimmt es nicht einmal zur Kenntnis.

Auch vom Nachtisch, Milchreis (5,50 Euro), essen wir nur das Zimt-Popcorn und geben den Rest zurück, denn er ist komplett geschmacklos. Die Ricottacreme ist geschmacklich in Ordnung, aber sehr fest geraten und leicht körnig – und ihren Preis von 6,20 Euro nicht wert.

Für einen schnellen Kaffee mit schöner Aussicht ist die neue Suite eine gute Adresse. Auch die geschmelzten Maultaschen zum Mittagstisch, die für 10,50 Euro mit einem Getränk inklusive angeboten werden, sind solide. Ansonsten aber kann man das Traditionscafé mit der schönen Aussicht getrost den Touristen überlassen – sie kommen ohnehin in Scharen.

Königsbau Suite Königstraße 28, S-Mitte, Telefon 29 07 87, www.koenigsbau-cafe.de. Mo bis Sa 8 bis 22, So 11 bis 22 Uhr.

Die Bewertung

Küche **

Service **

Ambiente ****

***** = herausragend, **** = überdurchschnittlich, *** = gut, ** = Luft nach oben, * = viel zu verbessern

Die Beurteilung berücksichtigt auch das Preis-Leistungs-Verhältnis. Das günstige Lokal um die Ecke wird nach anderen Kriterien bewertet als ein Sternerestaurant. Der Test gibt Aufschluss über die Tagesform der Küche.