Die Calwer Passage will ins Zentrum des Stuttgarter Stadtlebens rücken – doch der direkte Zugang zum unterirdischen Verkehrsknotenpunkt bleibt gesperrt. Woran liegt es? Wann sollen die Bauarbeiten endlich fertig sein?

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Wo gebaut wird, braucht man oft viel Geduld. Selten schaffen es Baufirmen, vereinbarte Termine einzuhalten. Im September sollte das neue Viertel mit der Grünfassade am Calwer Platz und der denkmalgeschützten Ladenpassage eröffnet werden. Während sich Tag für Tag lange Schlangen vor der Biokette Zeit für Brot, einer sogenannten Mehlwerkstatt, bilden, sind gleich daneben die Treppen, die hinab zur Haltestelle der S-Bahn und der Stadtbahn führen, noch immer abgesperrt. Wer also mit öffentlichen Verkehrsmitteln kommt, muss einen Umweg laufen, bis er das neu geschaffene Quartier erreicht. Wie lange wird das noch so sein?

 

„Es dauert wohl noch zwei bis drei Monate“

Die Bahn hat den Treppenaufgang von der Rotebühlpassage zum Calwer Platz dem Investor anvertraut. Im Überlassungsvertrag wird verlangt, die feste Treppe als auch die beiden Fahrtreppen 1:1 für die Öffentlichkeit wieder herzustellen. Das Ziel, die Läden und den Abgang zur Haltestelle gleichzeitig zu eröffnen, konnte nicht erreicht werden. Auch die Seite zur Theodor-Heuss-Straße ist noch eine Baustelle. „Wir begrüßen jeden frühen Eröffnungstermin für die Treppenanlage“, erklärt ein Bahn-Sprecher auf Anfrage unserer Zeitung.

Einen genauen Termin, wann die restlichen Bauarbeiten beendet sind, will der Investor nicht nennen. „Es dauert wohl noch zwei bis drei Monate“, erklärt eine Sprecherin. Als Grund für die weitere Verzögerung nennt die Sprecherin der Piëch-Holding „Lieferengpässe der Bauindustrie“ sowie „Corona-Ausfälle“. Materialmangel, der quer durch die Baubranche in vielen Bereichen beklagt wird, wirkt sich also auch bei diesem ehrgeizigen Projekt aus.

Die Apothekerin der Unterführung hofft auf den Neustart im Februar 2023

Martina Graeff, Inhaberin der Apotheke Stadtmitte, die sich seit 1975 in der Unterführung zwischen S-Bahn- und U-Bahn-Halteststelle befindet, hofft, dass sie sich Anfang Februar nach fast vierjähriger Schließung am angestammten Platz zurückmelden kann. Doch sicher sei das nicht. Wiederholt konnte der Investor Termine nicht einhalten. Das Warten aber, findet die Apothekerin, lohne sich. Denn die Architektur mit der zukunftweisenden Grünfassade werde ein wahrer Wohlfühlort. Die Vorbesitzer des inzwischen abgerissenen Gebäudes und der erhaltenen Calwer Passage, so hört man bei den Geschäftsleuten, haben jahrelang kaum noch investiert für die Instandhaltung, weshalb es im Untergrund viel zu ersetzen gibt.

Begeistert vom neuen Standort sind die Macher von To Je To, die nach amerikanischem Vorbild Hairstyling im ersten Stock anbieten und darunter Wein, Champagner und Meze servieren. Auf Tage sind ihre Beautytermine ausgebucht. Auch von diesen Betreibern hört man großes Lob für das neue Viertel. Dass der Zugang zu den Haltestellen nicht rechtzeitig fertig geworden ist, sei schade, aber dies könne man nicht ändern.

„Der perfekte Ort, etwas Neues auf die Beine zu stellen“

An diesem Donnerstag eröffnet der Wirt Pascal Schwer, der mit The Gardeners Nosh bereits 2018 im alten Fluxus vertreten war, das noch heute als Pop-up-Paradies gilt, in der historischen Passage sein vegetarisches Restaurant The Gardeners Deli – dort betreibt er bereits die vegane Bar Another Milk mit Milchalternativen. „Die Calwer Passage ist der perfekte Ort, etwas Neues auf die Beine zu stellen, das es so in Stuttgart noch nicht gibt“, sagt Schwer. Wenn erst mal noch die Bauarbeiten an der Theodor-Heuss-Straße beendet sind, wo seine Außenterrasse hinkommen soll, sei das Quartier nicht nur geografisch die Mitte der Stadt, findet er.