Schlaffässer und Schwedenhüttchen kommen bei Urlaubern im Kreis Göppingen gut an. Glamping lautet das neue Zauberwort – auch für die Holzklasse.

Region: Corinna Meinke (com)

Kreis Göppingen - Zugegeben, das viel besungene Bett im Kornfeld mag romantischer und ein Hotelzimmer komfortabler sein. Trotzdem zieht es Urlauber immer häufiger in ungewöhnliche Unterkünfte. Manche von ihnen sehen wie ein Fass aus oder sind sogar einem Schäferkarren nachempfunden. Nicht nur Touristiker im Kreis Göppingen sprechen in dem Zusammenhang von einem Megatrend, der besonders junge Gäste und Familien fasziniere und gern als Glamping bezeichnet wird, einem Kunstwort, das sich aus Glamour und Camping zusammensetzt.

 

Schlaffässer und Schwedenhüttchen kommen gut an

Auch wenn die hiesige Holzklasse nicht viel gemeinsam hat mit den luxuriös ausgestatteten Safarizelten in manchen südlichen Campingresorts, so kommt diese neue Art zu urlauben offenbar auch im Kreis Göppingen gut an. „Unsere Schlaffässer sind immer als erstes ausgebucht“ und auch die beiden schwedisch anmutenden Holzhüttchen mit Kaffeemaschine und Kühlschrank würden gerne belegt, berichtet Jochen Müller, der den keine zwei Kilometer von der Autobahn 8 entfernt liegenden Campingplatz Aichelberg betreibt.

Zwar fällt man in so einem nur knapp vier Meter langen Schlaffass in Aichelberg regelrecht mit der Tür ins Haus, trotzdem ist alles Nötige zum Übernachten vorhanden: Ein frisch bezogenes Doppelbett im Heck versteckt sich hinter roten Gardinen, und davor bieten zwei Bänke samt Ausziehtisch ein gemütliches Plätzchen, falls es für eine Mahlzeit im Freien zu feucht sein sollte. Nicht zuletzt wegen des heimeligen Holzgeruchs stellt sich gleich ein bisschen Hüttenromantik in dem höhlenartigen Raum ein. Entdeckt hat Müller die aus Bayern stammenden Schlaffässer übrigens auf der Stuttgarter Touristikmesse CMT.

Die Löwenpfade locken auch junge Wanderer in den Kreis

„Wir sind hier in erster Linie ein Platz für Urlauber auf der Durchreise“, erklärt Jochen Müller den Zulauf von Reisenden, die auf dem Weg nach Süden oder auf der Heimreise bei ihm verschnaufen. Vor allem Niederländer, Dänen, aber auch Gäste aus Frankreich und Polen nutzen den Wiesenplatz nahe der Schwäbischen Alb für einen Zwischenstopp.

„Jüngere Gäste fahren da extrem drauf ab“, beschreibt Isabell Noether das Interesse an ungewöhnlichen Übernachtungsangeboten. Parallel dazu werde der Wandertourismus im Kreis immer jünger. Das zeige sich in den sozialen Medien, wo die neu ausgeschilderten Löwenpfade sehr gut bewertet würden. „Wir haben es hier mit jungen und sportlichen Gästen zu tun“, sagt Noether. Für diese neue und interessante Zielgruppe hat sich Noether die Übernachtung im Schäferkarren ausgedacht. Der Prototyp, der derzeit in einer Schreinerei in Arbeit ist, soll noch in diesem Herbst erstmals zum Einsatz kommen, denn er ist verwandelbar. Ausgestattet mit zwei Betten, soll der Karren bald an den Löwenpfaden Übernachtungsgäste locken. In der kalten Jahreszeit möchte Noether das Gefährt auch für die Tourismuswerbung wie beispielsweise auf der CMT einspannen. Das Wageninnere lässt sich alternativ mit einer urigen Sitzecke ausstatten.

Schlafen wie einst die Schäfer

Schäferkarren sollen auch die nächste Anschaffung auf dem Campingplatz von Jochen Müller sein. „Die passen gut in die Landschaft und würden unseren Platz weiter aufwerten“, da ist sich der Betreiber sicher. Müller glaubt, dass sein Angebot auch dem Tourismus im Kreis dienen könnte, denn immer mehr Gäste blieben länger als eine Nacht, um die Schwäbische Alb und die Märklin-Stadt Göppingen zu erkunden.

Für Schulklassen, Jugendgruppen und Vereine bietet außerdem das Christliche Jugenddorfwerk Deutschland (CJD) auf seinem Gelände bei Wiesensteig Zelte und neuerdings drei Schäferkarren zum Übernachten an. Der Zeltplatz auf dem Bläsiberg dient allerdings in erster Linie als Jugendhilfeeinrichtung.