Das Cannstatter Volksfest ist mehr als nur ein Rummel. Es ist auch ein Umsatzbringer für Stadt und Region. Eine halbe Milliarde Euro, so schätzt man, spült der Wasen in die Kassen von Wirten, Hoteliers, Händlern und Handwerkern.

Stuttgart - Wasen ist, wenn die Maß Bier über zehn Euro kostet und Hotelgäste in Stuttgart mehr als das Doppelte als normal für ihre Zimmer zahlen. Doch was bleibt in den Kassen der Unternehmer, wenn am 8. Oktober die Festzelte schließen, die Schausteller mit ihren Fahrgeschäften weiterziehen und das dicht besiedelte Festgelände wieder zu einer urbanen Wüste wird?

 

Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, wer nachfragt, erhält unbestimmte Antworten. „Es sind wohl um die 500 Millionen Euro, die jedes Mal auf dem Wasen umgesetzt werden“, sagt zum Beispiel Andreas Kroll, Geschäftsführer von in.Stuttgart, der Veranstaltungsgesellschaft des Cannstatter Wasen. Genauer kann man das nicht bestimmen.

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„Die halbe Milliarde haben wir aus einer Erhebung zum Oktoberfest hochgerechnet“, sagt Kroll. Denn in München hat man im Jahr 2014 eine Umfrage in Auftrag gegeben, die konkrete Zahlen liefern sollte. Ergebnis: Rund um die Münchner Wiesn werden 1028 Millionen, also gut eine Milliarde Euro ausgegeben. Das sind die getrunkenen Biere, die gegessenen Göckele, das ist aber auch der Lohn für die Tausenden Mitarbeiter beim Rummel, der Lohn für die Handwerker, die die Zelte aufbauen, Metzger, Bäcker, Lieferanten aller Art. Anteilsmäßig ergibt sich dann die halbe Milliarde in Stuttgart. „Wir haben die Erhebung der Wiesn auf uns heruntergebrochen. Für eine eigene sind wir wohl zu sehr Schwaben. Da geben wir das so gesparte Geld lieber für ein gutes Volksfest aus.“

Hotels während der Wasenzeit gut gebucht

Eine ähnlich positive Bilanz zieht auch Armin Dellnitz, der Geschäftsführer von Stuttgart-Marketing. Konkret wird aber auch er nicht. „Ich kann das nicht mit Zahlen belegen, aber der Wasen wirft seit Jahren Gewinn ab. Wir haben seit fünf oder sechs Jahren eine fast komplette Auslastung der Hotellerie während des Volksfests“, so Dellnitz. Die meisten Betten vermieten die Stuttgarter Hotels im Oktober, im Jahr 2016 lag die Bettenauslastung bei 57,3 Prozent. Die Zimmerauslastung ist deutlich höher, gibt es doch viele einzelne Gäste die im Doppelzimmer logieren. Die Zahlen hierzu werden aber nicht erfasst. „Der Wasen ist mehr und mehr ein touristisches Ziel geworden. Das können wir zwar nicht quantitativ nachweisen, qualitativ ist das aber die geläufige Einschätzung im Hotelgewerbe“, sagt Daniel Ohl, Pressesprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Baden-Württemberg. „Vor allem viele Firmen laden ihre Mitarbeiter gerne auf das Volksfest ein. Das merken wir in den letzten Jahren verstärkt.“

Auch der Einzelhandel gewinnt am Volksfest

Aber nicht nur die Hotelbranche erfreut sich an satten Gewinnen, auch im Einzelhandel klingelt es während des Volksfests in den Kassen. „Um gut für den Wasen auszusehen, braucht es schon ein bisschen was“, sagt Sabine Hagemann, Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbandes Baden-Württemberg. „Dass wir davon profitieren, ist klar.“ Eine Einschätzung, die man vor Ort bestätigt. „Unsere Hochphase ist klar die Wasenzeit“, so Anja Bauer, Filialleiterin des Trachtenhauses Angermaier in Stuttgart.

„In München sind das noch einmal andere Dimensionen, aber auch in Stuttgart merken wir eine starke Nachfrage.“ Genaue Zahlen will sie nicht nennen. Aber sie erkennt eine Veränderung in ihrer Klientel. „Viele Stuttgarter haben schon ihre Tracht für das Volksfest. Deshalb waren es in den letzten Jahren viele ausländische Kunden“, so Bauer. „Die kommen teilweise in Bussen, werden von uns eingekleidet und gehen dann auf den Wasen. Ihre Jeans bewahren wir dann für sie auf.“ Ein Trend, den man auch bei Stuttgart-Marketing beobachtet. „Wir stellen fest, dass immer mehr Übernachtungsgäste für das Volksfest nach Stuttgart kommen“, sagt Dellnitz. „Viele Besucher kommen zum Beispiel aus Italien, Frankreich oder den Beneluxstaaten.“