Keine andere Figur aus dem großen „Star Trek“-Universum war je so beliebt wie Captain Jean Luc Picard in den späten 80ern und frühen 90ern. Die Nachricht einer weiteren TV-Serie mit ihm begeistert die Fans. Und das aus gutem Grund.

Stuttgart - Gründliches Nachdenken ist unverzichtbar. Diskutieren kann hilfreich sein. Aber irgendwann, wenn die Einwände gewogen und die Zweifel bedacht sind, muss gehandelt werden. Und zwar zielgerichtet, entschlossen, ergebnisorientiert. Wenn Jean-Luc Picard, der von Patrick Stewart gespielte Kapitän des Raumschiffs Enterprise in der von 1987 bis 1994 produzierten TV-Serie „Star Trek: The Next Generation“, zu einem Entschluss gekommen war, dann schickte er seine Untergebenen mit dem Satz „Make it so“ ans Werk, einer souveränen Befehlsformel, deren fester Glaube an die Umsetzbarkeit des Beschlossenen von dem etwas flapsigeren Satz „Machen sie’s so“ in den deutschen Synchronisationen nicht ganz so gut vermittelt wurde.

 

Teil der weltweiten Faszination von „Star Trek: TNG“, wie die Serie von den Fans abgekürzt wird, lag in diesem Schauer der Zuversicht in einer beginnenden Epoche des Zweifels, des Zauderns, des Scheiterns. Eine Menschheit, die sich nicht mehr sicher sein konnte, ob sie nicht sich und den Planeten mit ihrem eigenen Müll ersticken würde, die an jeder zivilisatorischen Errungenschaft einen sich später zeigenden, furchtbaren Haken ahnte, blickte in „Star Trek: TNG“ in eine Zukunft, in der die Menschheit nicht nur nach den Sternen griff – sondern auch Führungspersönlichkeiten wie Picard hervorbrachte, Männern von hohem intellektuellem und moralischem Standard, klug, einfühlsam, gerecht, selbstlos und tapfer.

Make it so!

Kein Wunder also, dass am vergangenen Wochenende eine Welle der Sympathie durch die sozialen Netzwerke lief, als die Nachricht die Runde machte, der US-Sender CBS plane nicht bloß eine weitere „Star Trek“-Serie, sondern eine, in der Patrick Stewart als Picard wieder eine Rolle spielen werde. Um die Reaktion der harten Fans wie der milden Nostalgiker auf einen Nenner zu bringen, genügen drei Worte: Make it so!

Als „Star Trek“ 1966 erstmals auf die Fernsehschirme kam, saß mit dem von William Shatner verkörperten James T. Kirk eine ganz andere Art Offizier auf dem Stuhl des Captains: ein kecker Heißsporn, ein aus dem Bauch handelnder Raufbold, für den Personalführung vor allem hieß, sich auf sein Glück und seine Instinkte zu verlassen: Da für ihn alles gut ausgehen würde, würde wohl auch die Mannschaft der „Enterprise“ jedes Abenteuer überstehen. Jedenfalls die Mehrzahl der Mannschaft.

Die Verantwortung der Macht

Der viel besonnenere Picard lag gewiss viel näher an dem, was dem Erfinder der Serie, dem Autor und Produzenten Gene Roddenberry, vorgeschwebt hatte. Aber man merkt bei „The Next Generation“ in den ersten Staffeln, wie die Aura, die schauspielerischen Möglichkeiten und die Rolleninterpretation von Patrick Stewart den Umgang mit der Figur Picard beeinflussen. Auch den Machern hinter den Kulissen wird immer klarer, dass sie einen alten Menschheitstraum darstellen können, den wohlmeinenden Herrscher, den guten Tyrannen, den aufgeklärten Führer, den Idealmix aus höchster Effizienz und größter Rücksichtnahme.

Auch wenn in „Star Trek: TNG“ immer wieder die Rede von den hehren Werten einer friedlichen Föderation der Planeten ist: Wir befinden uns da an Bord eines Militärschiffs mit einer klaren Hierarchie, und Picard ist der aufgeklärte Fürst, der fast Allgewaltige an der Spitze. Fast jede Folge der Serie aber handelt auch von der Verantwortung, die mit Macht einher geht, und vom moralischen Fundament der Autorität.

Auch ein Kommentar zu Trump

In Managementkursen für Business-Aufsteiger wie in Philosophiekursen für Volkshochschüler wurde das Denken, Reden und Handeln von Jean-Luc Picard schon als leuchtendes Beispiel herangezogen. Nicht der Warp-Antrieb der Enterprise, nicht ihre Photonen-Torpedos, nicht die Festkörper wie Chatnachrichten versendende Beam-Technik bildeten den Faszinationskern dier Science-Fiction-Serie. All das kannte man aus der Vorgängerserie der 60er, und die zur Verfügung stehenden TV-Tricks der 80er waren auch in den 80ern nicht abendfüllend.

Was die Fans vor den Fernsehapparat bannte, war der Umgang Picards mit Krisen und Menschen. Sehr viel mehr als seinem Vorgänger Kirk glaubte man ihm, dass er keine Hautfarben und Rassen wahrnahm, keine Abstufungen zwischen Menschen, Außerirdischen und künstlichen Intelligenzen machte, sondern immer nur Individuen sah. Patrick Stewart hat in den letzten Jahrzehnten viel anderes gespielt, Professor Xavier in den „X-Men“Filmen etwa, aber wann immer man ihn sah, musste man ein wenig wehmütig an Picard denken. Dass dieser Musterführer nun im Zeitalter Donald Trumps reaktiviert werden soll – das ist auch ein politischer Kommentar.