Die Elektroflotte von Car2go freut sich steigender Beliebtheit. Seit dem Start in Stuttgart im November 2012 ist die Zahl der Nutzer der 500 elektrisch betriebenen Fahrzeuge kontinuierlich gestiegen. Bei Feinstaubalarm gibt es ein besonderes Angebot.

Stuttgart - 90 000 eingetragene Kunden, die auf 500 elektrisch und mit zertifiziertem Ökostrom betriebene zweisitzige Smarts zurückgreifen können, für die es in Stuttgart 350 Ladesäulen gibt – das sind die Kennzahlen von Car2go. Die Daimlertochter betreibt in der Landeshauptstadt nach eigenen Angaben eine der größten Flotten in Sachen E-Car-Sharing weltweit. Seit dem Projektstart im November 2012 hat die Flotte etwa 17 Millionen Kilometer in Stuttgart, Esslingen, Böblingen und Sindelfingen abgasfrei zurückgelegt. Und das Interesse der Menschen in der Region an dem Mietsystem via Smartphone wächst weiter. Allein 2016 nahm die Zahl der registrierten Kunden um 40 Prozent zu.

 

Die 2018 anstehenden Fahrverbote bei Feinstaubalarm für die Dieselfahrezeuge, die die Abgasnorm Euro 6 nicht erreichen, kurbeln die Nachfrage spürbar an. „An Tagen mit Feinstaubalarm verzeichnen wir etwa 20 Prozent mehr Fahrten als an vergleichbaren Wochentagen“, sagt dazu der Car2go-Presssprecher Daniel Hörer. Befördert wird dies sicher auch durch das Angebot, dass an Alarmtagen der Kilometerpreis eines Miet-Smarts von 29 auf 19 Cent pro Minute sinkt. Der Rabatt bleibt auch noch bis Ende der aktuellen Feinstaubsaison Mitte April bestehen. Ob dieses Angebot 2018 bei Fahrverboten wieder gelten soll, wird frühestens im April entschieden.

Das Mieten per App wird angenommen

Wie man generell bei Car2go auf die Fahrverbote im Jahr 2018 reagieren wird, ist derzeit noch offen, wird aber diskutiert. Im Moment beobachte und analysiere man die Situation, auch eine Ausweitung der Flotte sei nicht auszuschließen. Konkrete Beschlüsse sollen aber erst in einigen Wochen fallen. Für den Umstieg betroffener Dieselfahrer auf ein E-Sharing ist dabei vor allem die Gebietsfrage zentral. Während man von Böblingen, Sindelfingen oder Esslingen aus an Alarmtagen mit einem E-Smart nach Stuttgart käme, ist das aus dem Rems-Murr-Kreis, Ludwigsburg oder den großen Fildergemeinden derzeit nicht möglich. Wenn das so bliebe, wäre Car2go für viele aus der Region keine attraktive Alternative bei Feinstaubalarm.

Das Angebot, ein Elektroauto via App auf Zeit zu mieten, ist trotzdem angekommen, die Auswirkungen sind allerdings nicht bei allen beliebt. In Stuttgart beklagen sich immer wieder Autofahrer auf der Suche nach einem Platz für ihr Auto über Parkplätze in bester Lage, die für E-Fahrzeuge als Park- und Ladestation reserviert seien. Obendrein seien die Plätze oft nicht benutzt. Einer davon, der allerdings nicht genannt werden will, würde es lieber sehen, wenn sich die Stadt mehr bei der Verbesserung der allgemeinen Parksituation engagieren würde. Im Gegesatz dazu benutzt zum Beispiel Markus Merz gerne die Smarts von Car2go. Für den in Stuttgart-Ost in der Nähe des SWR wohnenden Merz ist es allerdings ein Problem, dass er bei sich in der Nähe so gut wie nie ein Auto findet. Auch in der Innenstadt sei die Auswahl oft sehr beschränkt. So seien am vergangenen Samstag im kompletten Citybereich nach 21 Uhr gerade mal vier Autos verfügbar gewesen und alle relativ weit vom Standort Schlossplatz entfernt. Sein Fazit: es könnten gerne ein paar Autos und auch Ladestellen mehr sein.

Auch über Lösungen für Nutzfahrzeuge wird nachgedacht

Noch weiß man nicht genau, wie die Ausnahmeregelungen für das Fahrverbot 2018 aussehen sollen. OB Fritz Kuhn (Grüne) bittet in dieser Frage noch um etwas Geduld. Wenn aber generell alle Diesel unter der Euro-6-Norm mit einem Fahrverbot an Alarmtagen belegt würden, wäre das vor allem für Handwerker und Zusteller eine schwierige Situation. Reine E-Lieferwagen gibt es bisher nur wenige, Mercedes plant für 2018 einen vollelektrischen Van anzubieten, im Laufe des Jahres dürften auch noch andere Hersteller dazu kommen. Eine wirkliche Alternative wäre das angesichts der immer noch reduzierten Reichweiten und hohen Kosten aber nicht, zumindest noch nicht. Eher schon ein Benziner oder ein Sharing-Modell a la Car2go für Lieferwagen. Laut der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ plane Mercedes ein solches System bereits Mitte des Jahres in Deutschland zu installieren, daran würden derzeit zwei Dutzend Experten arbeiten. Das wollte Mercedes so nicht bestätigen, wohl aber, dass man sich über völlig neue Angebote im Miet- und Sharing-Bereich intensiv Gedanken mache.

In einem ersten Schritt soll die Vermietung aber noch klassisch über die Niederlassungen laufen. Sollte sich daraus aber ein via App gesteuertes Miet-Modell für Lieferwagen entwickeln, wäre das für Lieferanten zumindest eine Möglichkeit, an Alarmtagen umzusteigen. Natürlich nur für den Fall, dass die Sharing-Flotte die entsprechende Abgastechnik oder einen E-Motor hat. Aber davon kann man wohl ausgehen.