König Carl XVI. Gustaf von Schweden wird am Freitag 75 Jahre alt. Seine Untertanen waren zeitweise sehr kritisch ihm gegenüber. Doch der Monarch hat Sympathien zurückgewonnen. Das verdankt er nicht zuletzt seiner Frau.

Stockholm - An diesem Freitag wird König Carl XVI. Gustaf von Schweden 75 Jahre alt. Auch ihm verleidet die Pandemie diesen besonderen Tag. Immerhin aber darf er sich auf was Kleineres freuen. „Es wird am Schloss ein privates Abendessen im kleinen Kreis geben, wegen der Pandemie. Mehr wird es nicht geben“, verrät Königssprecherin Margaretha Thorgren. König Carl Gustaf ist dabei, sich von der wohl größten Rufkrise eines schwedischen Monarchen überhaupt zu erholen. Gleichzeitig saß niemand so lange auf Schwedens Thron wie er.

 

Nach einer 2010 erschienenen Skandalbiografie wackelte dieser Thron aber so kräftig, dass noch heute in Umfragen eine Mehrheit seine Abdankung zugunsten seiner populären Tochter, Kronprinzessin Victoria, fordert. Vor allem Schwedinnen mögen den royalen Frauenhelden nicht so sehr. In der Biografie „Der widerwillige Monarch“ wurde im Detail von sehr vielen außerehelichen Exzessen berichtet. Die Rede war von Besuchen im Bordell (in Schweden mit Gefängnisstrafe verboten) und Kontakten zu Kriminellen. Ein Apparat aus engen Freunden bis hinein in die Polizei soll das durch Einschüchterungen von Beteiligten geheim gehalten haben. Das Staatsoberhaupt dementierte 2010 nicht und nahm von einer Verleumdungsklage gegen die Autoren Abstand.

Stattdessen bat König Carl Gustaf damals sein Volk darum, dieses Kapitel abzuschließen, „das Blatt zu wenden“, wie er sagte. Tatsächlich scheinen die Untertanen ihm zu seinem 75 Geburtstag zähneknirschend verziehen zu haben. Vor allem seine Familie hat ihn gerettet. Königin Silvia, die einige Zeit nach den Enthüllungen nicht mehr an seiner Seite öffentlich auftrat, genießt viel Respekt.

Makellose Kinder und Enkel stimmen die Schweden versöhnlich

Zudem haben die beiden inzwischen ihr siebtes Enkelkind bekommen. Das Interesse richtet sich zunehmend auf die makellosen Kinder und Enkelkinder des Monarchen. Das stimmt versöhnlich. Zudem hat der König für den langfristigen Erhalt der Monarchie doch auch einiges getan. Er ließ es zu, dass seine Kinder sich mit normalen Untertanen vermählten. Victorias jüngerer Bruder Carl Philip durfte 2015 sogar das frühere Erotikmodell Sofia heiraten.

Kronprinzessin Victoria ehelichte 2010 ihren Fitnesslehrer Daniel. Sie übernimmt stetig mehr Aufgaben vom König. Der freilich will auf keinen Fall früher abdanken. Auf Nachfrage erklärt der Hof: „König zu sein ist eine Berufung. Das ist man bis zum Lebensende.“ Doch in einem Interview wurde der fast 50 Jahre auf dem Thron sitzende König kürzlich ungewöhnlich persönlich: „Es ist anstrengend und nervig, wenn man Staatsbesuche von irgendeinem Präsidenten hat, auch wenn es spannend sein kann“, sagte der Monarch. Kein Wunder, dass es eine Erleichterung ist, die Geschäfte schrittweise an die Tochter zu vergeben.

Volksnähe ist dem Monarchen wichtig. Die Enkelkinder sollen auf ganz normale staatliche Schulen gehen. Nur Carl Gustafs jüngste Tochter Prinzessin Madeleine heiratete 2013 den Millionärssohn Christopher O’Neill und lebt ausschließlich im Jetset. Dass Volksnähe, Hochzeiten und Kindersegen bei den Untertanen gut ankommen, weiß der König aus eigener Erfahrung. Denn das war auch schon mal anders.

Die kluge Königin hat die schwedische Monarchie gerettet

Als Carl Gustaf mit nur 27 Jahren in den links geprägten 70er Jahren den Thron bestieg, war Schweden nahe daran, eine Republik einzuführen. Der schüchterne Carl Gustaf, Legastheniker und bei öffentlichen Reden etwas linkisch, sei seiner Berufung nicht gewachsen, erklärten seine Kritiker damals. Doch die Traumhochzeit mit der deutschen Bürgerlichen Silvia Sommerlath 1976 und die Geburten der Kinder machten das Königshaus allmählich wieder populär.

Hofexperten sagen heute, dass die kluge Königin die Monarchie in Schweden gerettet habe. Carl Gustaf ließ dann ein Gesetz ändern, das es auch seinen Kindern erlaubte, in Liebesangelegenheiten unabhängig vom Stand wählen zu dürfen. Zudem tritt der König inzwischen weniger hölzern auf. Der Schalk sitzt ihm im Nacken. Als er bei einem Interview mit der Zeitung „Aftonbladet“ in einem viel zu tiefen altmodischen Sofa Platz nahm, sagte Seine Majestät: „Man sieht aus wie eine Kröte, wenn man darauf sitzt.“

Doch auch ernste Fragen beschäftigen ihn. So gilt König Carl Gustaf als sehr umweltbewusst. Auf seinem Schloss sind Solarzellen, Energiesparlampen brennen in den Räumlichkeiten. Der Monarch betreibt zudem in seinen Ländereien ökologische Landwirtschaft und züchtet eine neue Kuhrasse. Das Volk solle nicht so viel Fleisch essen, sagte er etwa und regte an, dass man die Badewannen im Königreich verbieten sollte, wegen der Wasserverschwendung. Er selbst dusche lediglich, bekannte er. Auch sonst betont er Bodenständigkeit. „Wenn ich mit Kindern rede, verstehen sie schnell, dass ich ein ganz gewöhnlicher Mensch bin, an den man sich wenden kann, der eine Frau, Kinder und Enkelkinder hat“, sagte er dieser Tage.