Viermal in acht Spielen hat Carlos Mané für den VfB Stuttgart schon getroffen. Im Topspiel am Montag gegen Hannover 96 will er weitere Tore folgen lassen.

Sport: Gregor Preiß (gp)

Stuttgart - Das Gehäuse wurde immer kleiner, je mehr sich Carlos Mané ihm näherte, die Schritte immer zaghafter, immer langsamer. Abziehen, den Torwart umlaufen – oder doch besser abspielen? Im Kopf von Carlos Mané begann das große Grübeln, als er beim jüngsten Auftritt des VfB Stuttgart bei Erzgebirge Aue kurz nach der Halbzeit bei einem Sololauf die Entscheidung auf dem Fuß hatte. Doch Mané konnte sich für keine der Optionen so recht entscheiden und vertändelte. Was ihm auch noch einen Rüffel seines mitgelaufenen Teamkollegen Simon Terodde einhandelte.

 

Heute, mit etwas Abstand, kann der 22-Jährige über die Situation lachen. „So etwas passiert im Fußball“, meint er, „der Simon ist mir auch gar nicht mehr böse.“ Wie könnte er auch? Schließlich hat Mané, der Außenstürmer mit den flinken Beinen, in Aue kurze Zeit später doch den Weg zum Tor gefunden.

3:0 Mané, 4:0 Mané – nach seinem Doppelpack im ersten Spiel für den VfB gegen Greuther Fürth, dem schnellsten eines Debütanten in der Geschichte der ersten und zweiten Bundesliga, ließ er im Erzgebirge seine Saisontore Nummer drei und vier folgen. In acht Spielen – keine schlechte Bilanz. Und doch steht der Auftritt vom vergangenen Wochenende exemplarisch für die bisher gezeigten Leistungen der Leihgabe von Sporting Lissabon: Irgendwo zwischen überragend und noch ziemlich fehlerbehaftet.

Aufgewachsen im Problemviertel

Mané führt seine Schwankungen auf die kurze Eingewöhnungszeit in Stuttgart zurück: „Die Umstellung war nicht so einfach. Neues Land, neue Sprache, ein anderer Fußball: Das geht nicht von heute auf morgen“, erzählt er im gemeinsamen Gespräch mit der Dolmetscherin. Er sieht sich noch nicht bei hundert Prozent, das könne noch ein bisschen dauern. Aber auch ein noch nicht kompletter Carlos Mané hebt seine Mannschaft weit über den fußballerischen Durchschnitt in der zweiten Bundesliga. Seine Haken, seine Finten – das sieht man im Fußball-Unterhaus nicht so oft. Von seinem Antritt ganz zu schweigen. Im Fürth-Spiel hängte er seine Gegenspieler bei einem Sprint mit 33 Stundenkilometern ab – ein Topwert. Der kleine Dribbler aus Portugal ist das große Versprechen auf eine bessere Zukunft beim Zweitligisten aus Cannstatt.

„In der Jugendakademie von Sporting Lissabon habe ich eine super Ausbildung genossen“, berichtet der schmächtige, 1,73 Meter große Offensivspieler. Dass er überhaupt beim Topclub der portugiesischen hauptstadt gelandet ist, war keine Selbstverständlichkeit. Mané wuchs im Lissabone Problemviertel Quinta do Mocho auf. Eine Zeit lang lebte er sogar auf der Straße, ehe sich eine Hilfsorganisation des Jungen annahm und ihm den Weg in ein geordnetetes (Fußballer-)Leben wies. Bei Sporting durchlief er sämtliche Jugendmannschaften, wie auch später in der Auswahl seines Landes.

Unverständnis über Wechsel zum VfB

Erstmals geriet seine Laufbahn ins Stocken, als ihm sein Club vor dieser Saison ordentlich Konkurrenz vor die Nase setzte. Sein Trainer riet ihm zu einem Wechsel ins Ausland, am liebsten ein guter Club in England. Doch Mané war Spielpraxis wichtiger – weshalb der VfB ins Spiel kam. Sportvorstand Jan Schindelmeiser überzeugte ihn in Lissabon persönlich von den Vorzügen des Clubs und davon, dass ein Schritt zurück in die zweite Liga sich langfristig auch als Schritt nach vorn entpuppen kann.

„In Portugal haben das die meisten Leute nicht verstanden“, erzählt der Vater eine kleinen Tochter, „aber ich war mir sicher, dass es das Richtige für mich ist.“ Bisher auf jeden Fall. Zwei Jahre läuft das Leihgeschäft mit Sporting, das nach dem ersten Jahr den Aufstieg in die Bundesliga vorsieht. Macht Mané so weiter, steht einem längeren Aufenthalt in Stuttgart bald nichts mehr im Wege.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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