Ein Fahrzeug, viele Nutzer: Das ist Carsharing. Aber wer setzt sich eigentlich hinters Steuer? Selbst der Betreiber von Stadtmobil tut sich mit einer Antwort schwer.

Ditzingen - Verwenden städtische Mitarbeiter die fünf Ditzinger Autos von Stadtmobil für Dienstfahrten? Vorgesehen ist das nicht, die Stadt unterhält einen eigenen Fuhrpark. Eine entsprechende Anfrage aus dem Gemeinderat verwunderte den Oberbürgermeister Michael Makurath deshalb sichtlich. Die Antwort musste er jedoch zunächst schuldig bleiben. Sie soll nachgereicht werden.

 

Aber auch Roland Harsch hat keinen Einblick in die Nutzerdaten. Der Ditzinger verantwortet die gemeinschaftliche Nutzung der Wagen von Stadtmobil in der Großen Kreisstadt. Ditzingen ist eine von 32 Kommunen in der Region Stuttgart, in der die feuerroten Autos stehen. In Ditzingen sind inzwischen fünf Fahrzeuge stationiert, zwei Kombis und drei Kleinwagen, darunter zwei Hybridwagen. Der fünfte kam erst im Frühjahr des vergangenen Jahres dazu. Im Kreis Ludwigsburg sind die Stadtmobil-Fahrzeuge in acht Kommunen zu finden.

Ein fünftes Fahrzeug für die Stadt

„Wir haben in den vergangenen zwei Jahren einen riesigen Boom erlebt“, sagt Roland Harsch, „sodass dass fünfte Fahrzeug relativ schnell kam“. Stadtmobil war davon überzeugt, dass sich auch das fünfte Fahrzeug rechnen würde. Der Verein sollte recht behalten, „Die Nutzungsquote ist nicht runtergegangen“ , sagt Harsch. „Wir schieben das auf eine Zunahme der Nutzer.“ Wie alt diese sind, ob Mann oder Frau, ob das Auto zum Einkaufen genutzt wird – all dies ist indes nicht bekannt.

Harsch hat keinen Einblick in die Daten. Auch in der Geschäftsstelle des Stadtmobil-Vereins müssen die Daten eigens herausgesucht werden. „Sie lassen sich nicht automatisch ermitteln“, sagt Markus Draxler. Nur eine Stadt exemplarisch auszuwerten, sei nicht hilfreich. Die Situation sei in jeder Kommune anders. Gleichwohl ist Harsch davon überzeugt, dass „die Verknüpfung mit dem ÖPNV eine der wichtigsten Voraussetzungen für stationsbasiertes Carsharing“ sei.

Die Ditzinger Fahrzeuge stehen immer noch am Bahnhof. Mit dem Umbau des Areals wurde der Parkplatz aber von der Nord- auf die Südseite verlegt. Die Fahrzeuge stehen nun vorübergehend direkt am Ausgang der Fußgängerunterführung. Über ihren endgültigen Standort ist laut Harsch noch nicht entschieden.

Wichtig ist die Nähe zu Bus und Bahn

Offenbar ist nicht nur die Nähe zu Bus beziehungsweise Bahn für eine gute Auslastung von Bedeutung. Laut Draxler ist auch bedeutend, dass die Autos im Stadtgebiet einen offensichtlichen Parkplatz haben. Draxler sieht diesbezüglich beispielsweise noch in Stuttgart Potenzial. In Ermangelung von Stellplätzen im öffentlichen Raum stünden dort die Autos häufig in Hinterhöfen und Tiefgaragen. Da würden sie einerseits nicht gesehen, andererseits hielten enge Stellflächen eben auch mögliche Nutzer ab. Als Beispiel nennt er den Stuttgarter Westen.

Der Gesetzgeber habe bundesweit zwar den Weg für bessere Stellplätze geebnet, aber die Länder müssten nachziehen, so Draxler. Das Carsharinggesetz gilt seit 2017. Es gewährt Privilegien beim Parken: Stellplätze können reserviert werden. Zudem ist eine Befreiung von Parkgebühren möglich.

Als Ehrenamtliche um Roland Harsch in Ditzingen 2012 das Carsharing-Angebot ins Leben riefen, förderte die Stadt das Projekt, indem sie die Parkplätze kostenfrei zur Verfügung stellte.