Der Carsharing-Verein in Renningen hat mittlerweile 20 Fahrzeuge. Darunter sind fünf, die mit Strom betrieben werden. Mehr als 20 000 Kilometer legen die Autoteiler damit in einem Jahr zurück, die Wagen sind ständig ausgebucht.

Renningen - Jochen Breutner hat den weißen Smart direkt vor seinem Haus geparkt. Soweit nichts Ungewöhnliches, schließlich haben viele Menschen einen Parkplatz direkt vor der eigenen Haustüre. Bei näherem Hinschauen sticht jedoch ein dickes Kabel ins Auge, das vom Auto zu einer Steckdose in der Hauswand führt. „Wenn der Smart leer ist, lade ich ihn einfach bei mir am Haus auf“, erklärt Breutner und grinst. Seit einem Jahr fährt er mit dem Elektroauto durch die Gegend. Und ist ziemlich zufrieden.

 

Jochen Breutner ist Vorsitzender des Vereins Ökostadt Renningen, der seit mehr als zwanzig Jahren auf gemeinsamen Autoteilen, also Carsharing, setzt. Vor gut einem Jahr hat sich der Verein sein erstes Elektroauto angeschafft. Inzwischen gehören zur Fahrzeugflotte fünf solcher Autos, vier Smarts und ein Renault-Kangoo. Mehr als 20 000 Kilometer haben die Carsharer in einem Jahr elektrisch zurückgelegt. Und es wären sicherlich noch mehr, glaubt Jochen Breutner. „Wenn die Autos nicht immer ausgebucht wären.“

Als der erste E-Smart im Oktober 2012 in Renningen auf den Hof rollte, war die Ökostadt ein Vorreiter. Denn dieser Smart war damals der einzige in der Region, der elektrisch betrieben wurde. Ein bisschen unsicher sei man anfangs schon gewesen. „Es gibt bisher noch keine Erfahrungen, wie das System mit elektrobetriebenen Fahrzeugen funktioniert“, erklärte Breutner damals. Zumal der Dachverband der Carsharing-Organisationen zum damaligen Zeitpunkt noch davon abgeraten habe, entsprechende Fahrzeuge anzuschaffen. Der Verein entschied sich dennoch für den Kauf.

Heute sagt Jochen Breutner: „Es war die richtige Entscheidung. Einige Mitglieder hatten anfangs allerdings Bedenken gehabt, ob sich das Fahrzeug wirklich rechnet“, erzählt Breutner, der für die Grünen im Renninger Gemeinderat sitzt. Doch inzwischen seien viele Carsharer neugierig, probierten vor allem die kleinen Flitzer aus. Eine Sache amüsiert Jochen Breutner besonders, wenn das Auto gestartet wird. „Wenn die Leute mitbekommen, dass es schon an ist, dann nehmen sie erst einmal erschrocken die Hände vom Lenkrad“, erzählt er und grinst. Denn die E-Smarts sind total leise.

Finanziert werden die Fahrzeuge, die in der Anschaffung teurer sind als „normale“ Autos, zum einen über die Pauschale, die die Fahrer pro gefahrenem Kilometer bezahlen. Zum anderen werden sie über die Einlage finanziert, die jedes Vereinsmitglied bei Eintritt bezahlen muss. Zum Vergleich: Ein Smart ohne Elektromotor kostet rund 11 200 Euro, für einen E-Smart muss man mit mehr als 14 000 Euro rechnen. Steuern zahlt der Verein derzeit keine, bis 2023 sind die Fahrzeuge steuerfrei. Zuschüsse gebe es im Übrigen auch über Förderprogramme der Region Stuttgart, sagt der Gemeinderat. Wie viel das ist, das stehe aber noch nicht fest.

Fakt ist: Die Ökostadt Renningen wird in den kommenden Jahren ihre Flotte umrüsten. Derzeit hat der Verein 20 Autos, 15 davon stehen in Renningen, fünf in Malms-heim. „Wir werden so viele Elektroautos anschaffen wie nötig“, sagt Breutner. Denn die meisten Carsharer nutzten die Autos für relativ kurze Strecken, ideale Bedingungen für die E-Autos. Hier sind sie auf Dauer billiger und umweltschonender.

Auf Langstrecken taugen sie allerdings nicht. Im Sommer schaffen sie vollgeladen etwa 120 Kilometer, im Winter ist spätestens nach 85 Kilometern Schluss. Das liege an der Heizung, erklärt Breutner. Liegen geblieben sei aber bislang noch keines der Autos. Acht Stunden dauert es etwa, eine leere Batterie aufzuladen. Ladestationen für die Elektroautos gibt es derzeit am Standort in der Goethestraße. Auch am Bahnhof sollen langfristig welche aufgebaut werden. Das ist allerdings noch Zukunftsmusik. Und so lange steckt Jochen Breutner den Smart eben in die Steckdose in seiner Hauswand. Ob es ihm da nicht die Sicherung raus haut? „Wenn die Elektrik im Haus einigermaßen neu ist, dürfte da nichts passieren“, sagt er.