Die beiden Carsharing-Anbieter Car2Go (Daimler) und Flinkster (Deutsche Bahn) arbeiten künftig zusammen. Car2Go-Kunden können dann auf die Fahrzeugflotte von Flinkster zurückgreifen – und umgekehrt.

Stuttgart - Carsharing boomt. Immer mehr Autofahrer nutzen die preiswerte Alternative zu konventionellen Autovermietungen, die insbesondere für Kurzstreckenfahrten interessant ist. Um dem Trend zu „nutzen statt besitzen“ Rechnung zu tragen, schließen sich nun der Autobauer Daimler und die Deutsche Bahn zusammen.

 

Im Rahmen der Car2share-Initiative kooperiert Daimler bereits seit Anfang vergangenen Jahres mit Autonetzer, einem der führenden Anbieter im Bereich des privaten Carsharings. Mitte des Jahres soll das Angebot der Daimler-Tochter Car2go mit den Flinkster-Autos der Bahn verknüpft werden. Car2go-Kunden können dann ohne gesonderte Anmeldung die Autos von Flinkster und die Mieträder der Deutschen Bahn buchen. Umgekehrt können auch die Flinkster-Kunden auf die Car2go-Fahrzeuge zurückgreifen.

„Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Kooperationspartnern“, sagt der Daimler-Sprecher Andreas Leo. „Es ist unser Ziel, die gesamte Bandbreite an Mobilitätsoptionen innerhalb einer Stadt abzubilden. Mit dem stationsgebundenen Angebot der Deutschen Bahn bieten wir unseren Nutzern nun eine interessante Alternative zu den Car2go-Fahrzeugen, die frei über das Stadtgebiet verteilt sind.“

Erst im Dezember hat Car2go seine Flotte im Raum Stuttgart um 50 auf insgesamt 500 Fahrzeuge erweitert, wo inzwischen 28 000 Autofahrer von den Mietwagen Gebrauch machen. Abgerechnet wird im Minutentakt, weshalb die Car2go-Flitzer im Schnitt nur für kurze Strecken zwischen fünf und 15 Kilometern gebucht werden – etwa von Feuerbach nach Möhringen. Die Fahrzeuge können auf jedem beliebigen Parkplatz in Stuttgart und in drei ausgewählten Parkhäusern kostenlos abgestellt werden.

In diesem Punkt unterscheidet sich das Angebot von Daimler von dem der Deutschen Bahn: Die 74 in Stuttgart verfügbaren Flinkster-Fahrzeuge müssen nach Ende der gebuchten Zeit wieder an dem Standort geparkt werden, an dem sie auch abgeholt wurden. „Wir werden auch zukünftig am stationsgebundenen Carsharing festhalten,“ so eine Sprecherin der Deutschen Bahn. „Die Kooperation mit Car2go ist dennoch eine willkommene Erweiterung für Flinkster-Kunden, die von der hinzugewonnenen Flexibilität profitieren.“ In Stuttgart hat Flinkster derzeit 40 Stationen für seine 7100 Kunden.

Wie sich die Zusammenarbeit zwischen Daimler und der Bahn auf den Carsharing-Markt insgesamt auswirken wird, bleibt indes abzuwarten. Ulrich Stähle, der Sprecher von Stadtmobil Stuttgart, sieht in der angekündigten Kooperation der beiden Konkurrenten große Chancen für die gesamte Branche: „Der Zusammenschluss von Flinkster und Car2go lenkt die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Thema Carsharing und macht dieses attraktiver. Davon profitieren alle Anbieter. Seit Flinkster 2009 nach Stuttgart gekommen ist, hat sich die Anzahl unserer Kunden von 5143 (2009) auf 8521 (2013) fast verdoppelt.“

Dieser Zuwachs entspricht dem deutschlandweiten Trend zur gemeinschaftlichen Nutzung von Automobilen: Laut des Informations- und Vergleichsportals „carsharing-experten.de“ mieteten im vergangenen Jahr 800 000 Deutsche ein Auto stundenweise. 2012 waren es noch rund 500 000 Nutzer. Aus diesem Grund wird das Thema für die Autohersteller immer wichtiger. Neben Daimler engagieren sich auch BMW (Drive Now) und VW (Quicar) im Mietwagensegment.

Daimler geht allerdings noch einen Schritt weiter: Neben dem Einstieg bei dem Limousinenservice Blacklane, der per Internet die Fahrdienste eines Chauffeurs vermittelt, spielt dabei insbesondere die Smartphone-App Moovel eine wichtige Rolle: Sie verknüpft beispielsweise in Stuttgart die Angebote von SSB, VVS, mitfahrgelegenheit.de, Mytaxi und Car2go und hilft dem Nutzer, seine Fahrt zu planen.