Für die Erarbeitung eines Leitfadens in Sachen Carsharing gibt es Fördergeld vom Land.

Renningen - Fast 250 000 Euro für Carsharing in Renningen: eine beachtliche Summe, von der sich ein ganzer Fuhrpark an neuen Autos kaufen ließe. Doch dafür ist das Geld nicht gedacht. Tatsächlich haben die Stadt Renningen und der Verein Ökostadt Renningen, der das Carsharing betreibt, von der Fördersumme im Grunde gar keinen finanziellen Vorteil. Trotzdem freuen sich die Beteiligten riesig über den Zuspruch der Landesregierung. Von der Summe sollen sie ein Konzept erarbeiten, das als Leitfaden für andere Kommunen im ländlichen Raum dienen kann, die ebenfalls ins Carsharing einsteigen wollen.

 

Es begann mit der Ausschreibung eines neuen Förderprogramms des Landes: für die „Entwicklung kooperativer Mobilitätskonzepte im ländlichen Raum“. Es handelt sich um einen Ideenwettbewerb, der gemeinsam vom Landwirtschafts-, dem Wirtschafts- und Verkehrsministerium ausgelobt worden ist. 1,7 Millionen Euro wurden bereitgestellt, die auf fünf ausgewählte Bewerber aufgeteilt wurden – darunter Renningen. Am Ende steht das Ziel: Mehr gesellschaftliche Teilhabe durch mehr Mobilität.

„Klar war: Das Geld gibt es nicht für Investitionen und Anschaffungen“, erklärt die Projektleiterin Andrea Menschick, „sondern für die Entwicklung von Ideen.“ Voraussetzung für die Teilnahme an dem Wettbewerb war, dass drei Beteiligte aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten. Im Fall von Renningen sind das: der Verein Ökostadt Renningen, die Stadtverwaltung und die Kfz-Meisterbetriebe Kühnle. Das Projekt trägt den Titel „KOOP Mobi Renningen“.

28 Jahre Erfahrung im Carsharing

Beworben haben sich die Renninger letztlich nicht mit einem speziellen Einzelprojekt. „Aber wir haben jetzt 28 Jahre Erfahrung im Carsharing“, sagt Andrea Menschick. „Wir kennen die Entwicklung in den unterschiedlichsten Aufbaustufen, wir kennen uns aus mit Versicherung und Verwaltung für zwei, für zehn oder für 30 Autos, mit unterschiedlichen Buchungssystemen und so weiter. Diese Erfahrungen möchten wir einfließen lassen.“ Der Verein beschloss also, seine eigene Geschichte aufzuschreiben. „Aus dieser Geschichte können wir ableiten, was sich in welcher Stufe am besten bewährt hat.“

Am Anfang des Projekts wird die meiste Arbeit also hinter den Kulissen stattfinden, auch unter Einbeziehung von Fachfirmen. In einem nächsten Schritt kommt die Bürgerbeteiligung hinzu. So wollen die Beteiligten ermitteln, wie sich das Angebot verbessern lässt und was den Menschen, die das Carsharing noch nicht nutzen, an dem Angebot fehlt.

Als Teil des Projekts wolle man neue Ideen – nicht nur aus der Bürgerbeteiligung – auch ausprobieren, zum Beispiel das Verlagern von Schnittstellen. „Dass wir zum Beispiel nicht jedes Mal unsere Werkstatt extra beauftragen, sondern dass diese sich eigenständig um Dinge wie den TÜV und ähnliches kümmert.“ Herauskommen soll am Ende eine Art Blaupause für Carsharing im ländlichen Raum, erklärt Andrea Menschick. Dass also eine Kommune, die sich mit dem Thema bislang noch nicht befasst hat, etwas an die Hand bekommt, wonach sie sich richten kann. Je nach Ausgangssituation sollen dafür individuelle Empfehlungen ausgearbeitet werden: Wie geht man vor, wenn kein Verein hinter dem Carsharing steht? Oder: Welche Alternativen gibt es für kleinere Kommunen zu den aufwendigeren digitalen Buchungssystemen?

250.000 Euro wurden bewilligt

Für die Teilnahme an dem Wettbewerb rechneten Andrea Breutner und die anderen Beteiligten in etwa aus, was für die komplette Ausarbeitung eines solchen Konzepts nötig wäre – von selbst geleisteten Arbeitsstunden bis zur Beauftragung von Fachfirmen. „Wir hatten dafür leider auch nur ganz wenig Zeit.“ Am Ende standen die knapp 250 000 Euro.

„Wie viel wir davon bekommen, hängt aber vollständig davon ab, wie viel wir tatsächlich leisten“, betont Andrea Menschick. Das heißt: Über Arbeitsstunden muss genau Buch geführt werden, natürlich auch über die Beauftragung von Fachfirmen. Etwaige Unterstützung durch Ehrenamtliche aus dem Verein wird nicht bezahlt – nur die Arbeitsstunden von Andrea Menschick als freiberufliche Projektleiterin und von Andrea Schätzle, zuständig für die Bürgerbeteiligung. „Ob wir am Ende vielleicht nur die Hälfte des Geldes brauchen oder weniger, wird sich zeigen.“

Anders als bei vielen Fördertöpfen gibt es hier also kein Geld ohne Gegenleistung. Trotzdem sieht Andrea Menschick die Förderung als großen Gewinn. „Wir erhalten die Gelegenheit, mit Fachleuten zu sprechen, können einige Dinge in Ordnung bringen, zu denen man im Alltag sonst nicht kommt, und können uns überlegen, wie wir Carsharing künftig gestalten wollen. Die Zeit dafür bekommen wir geschenkt. Das ist etwas Großartiges.“