Elliott Carters „What next“ und Giacomo Puccinis „Gianni Schicchi“: Im Wilhelma-Theater wurden Studierende der Opernschule bei der Premiere der beiden Einakter bejubelt.

Stuttgart - Wie schön, dass es das Wilhelma-Theater gibt. Ein schnuckeliges Opernhaus im Bonsaiformat, mit Bühnentechnik und allem, was sonst noch dazugehört, und von keinerlei altersbedingtem Verfall gezeichnet. Damit ist es ein Glücksfall für die Studenten der Musikhochschule, die hier Bühnenerfahrung sammeln können. Dass man sich um den Opernnachwuchs keine Sorgen machen muss, zeigt die aktuelle Produktion mit zwei Einaktern von Elliott Carter und Giacomo Puccini. Eine Vielzahl brillanter junge Sängerinnen und Sänger ist hier zu hören – alle namentlich zu erwähnen fehlt hier der Platz –, die neben vielversprechenden Stimmen auch über erstaunliche darstellerische Qualitäten verfügen.

 

Künstlerisch ist die Produktion nicht zuletzt wegen Bernhard Epsteins souveräner musikalischer Leitung auf einem Niveau, das manchem Opernhaus gut anstehen würde. Das gilt vor allem für Puccinis Buffooper „Gianni Schicchi“. Die Posse um den Erbschwindler, der das Testament des verstorbenen Buoso Donati zu seinen Gunsten ändern lässt und dabei dessen Verwandtschaft an der Nase herumführt, hat Bernd Schmitt als fulminante Trashrevue auf die Bühne gebracht, mit einem Arsenal herrlich schräger Typen und szenisch irgendwo zwischen Calixto Bieito und der „Rocky Horror Picture Show“ angesiedelt. Alle sind hier völlig fertig, alle denken nur an die Kohle, und mit Sentimentalitäten halten sie sich schon gar nicht auf: Bei Laurettas Arie „O mio babbino caro“ müssen sie sich übergeben.

Das Publikum johlt vor Entzücken

Das ist derart temporeich und witzig inszeniert, dass das Publikum am Ende vor Entzücken johlt. Dann hat man auch den ersten Teil des Abends mit Elliott Carters „What next?“ schon fast wieder vergessen, der in einer Art Pathologie spielt, wo alle auf Englisch atonal durcheinandersingen. Trotz Kenntnis des Programmhefts kann man da allenfalls vermuten, worum es gerade geht, irgendwie um Identität und die Unbehaustheit des modernen Menschen. Muss man mögen, so was.