Warum hat die CDU bei der Bundestagswahl so schlecht abgeschnitten? Und was war da los zwischen Markus Söder und Armin Laschet? Bei „Maischberger“ gab CDU-Chef Armin Laschet nun erstmals Antworten in einem großen Fernsehinterview.

Berlin - Auf den ersten Blick wirkt alles ganz normal: Armin Laschet im weißen Hemd und dunklen Anzug, ein leicht süffisantes Lächeln im Gesicht – fast so, als wäre nichts geschehen. Doch es ist ziemlich viel geschehen in den vergangenen Wochen und Monaten, und es ist das erste Mal nach der Niederlage bei der Bundestagswahl, dass der scheidende CDU-Chef Armin Laschet in einem großen Fernsehinterview darüber spricht. Am Mittwochabend war er zu Gast in der ARD-Talksendung „Maischberger – Die Woche“.

 

In der vergangenen Woche hat Armin Laschet sein Amt als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen niedergelegt, nachdem er Wochen zuvor schon bekannt gegeben hatte, dass er auch den CDU-Parteivorsitz abgeben wird. Nun ist er nur noch einfacher Bundestagsabgeordneter: „Alles weg“, sagt Sandra Maischberger und will wissen, ob er all das eigentlich schon verarbeitet habe. Laschet spricht von einem turbulenten Jahr, vom Auf und Ab, von Fehlern, die nicht hätten passieren müssen, und von Einflüssen, die es auf den Wahlkampf gab. Und er spricht von Wehmut, gerade im Hinblick auf sein Amt als Ministerpräsident: „Das ist ein wirklich schönes Amt.“ Man treffe viele Menschen, die festlichen Ereignisse hätten ihm immer Freude gemacht. „Und insofern, wenn man das dann abgibt, dann hat man Wehmut.“

Szenen aus dem Wahlkampf: Manches ärgert Laschet noch heute

Was aber war der Grund für die Wahlniederlage der CDU? Sandra Maischberger zeigt vier Bilder vom Wahlkampf: Laschet im Regen nach der Hochwasserkatastrophe, Laschets Lachen, Laschet vor einem Schuttberg voller Trümmer, Laschet, für den ein Regenschirm gehalten wird. Maischberger spricht von entscheidenden Momenten im Wahlkampf – und will wissen, ob Laschet seinen politischen Instinkt verloren habe. Und Laschet sucht nach Erklärungen, windet sich.

Nur bei der Szene im Hochwassergebiet, als er während der Rede von Bundespräsident Steinmeier im Hintergrund lachte, gesteht er eigene Fehler ein. „Irgendeiner macht eine Bemerkung, das sind Zehntelsekunden, und dann entsteht das Bild. Das darf nicht sein, man hätt’ sich konzentrieren müssen, das ärgert mich bis heute“, sagt Laschet. Inhaltlich dagegen sieht er wohl keine Fehler – und würde das Wahlprogramm wieder so machen, sagt er auf eine Frage von Maischberger.

Über die Gründe der Wahlschlappe sprechen auch die anderen Gäste der Sendung: Der Schauspieler Ralf Moeller wirft der CDU vor, nicht hinter ihrem Mann gestanden zu haben – und sieht die Partei nun als „dauerhaft beschädigt“. Die Journalistin Anna Mayr sieht die Gründe für die Niederlage der CDU ebenfalls nicht nur bei Laschet, sondern eher bei den Themen – und spricht von einer „Inhaltsleere“. Der ehemalige Chefredakteur des Bayerischen Rundfunks, Sigmund Gottlieb, findet, Laschet hätte die Wahlkampflinie früher klarmachen müssen, nennt aber ansonsten auch eher eine auseinandergefallene Partei als Erklärung, die ihrem Kanzlerkandidaten einiges antue.

„Markus, warum sagst du jetzt wieder das?“

Und so geht es dann natürlich auch um CSU-Chef Markus Söder und das Verhältnis der beiden Parteichefs nach dem Ringen um die Kanzlerkandidatur. „Er hat lange gesagt: Die CDU hat das erste Vorschlagsrecht. Deshalb war ich erst einmal überrascht, dass er antrat, weil er ein Jahr lang das Gegenteil gesagt hatte“, erklärt Laschet die Ausgangssituation. „Noch im August 2020 war das gar kein Thema, dass es zu einem Konflikt zwischen CDU und CSU kommen könnte. Und das habe ich lange Zeit geglaubt.“

Laschet selbst jedenfalls findet nach wie vor, dass er der richtige Kanzlerkandidat für seine Partei gewesen sei. Auch auf mehrere Nachfragen von Sandra Maischberger gibt er sich überzeugt, damit den Willen einer großen Mehrheit der CDU-Mitglieder erfüllt zu haben.

Immer wieder hatte Söder anschließend gegen Laschet gestichelt. Und Laschet? Sein Verhältnis zu Söder sei lange Zeit sehr gut gewesen, er habe ihm viel geglaubt, sagt der CDU-Politiker. „Aber dass im Wahlkampf solche Sätze nicht hilfreich sind, sagen inzwischen viele andere auch.“ Er habe Söder deshalb immer wieder angerufen und gesagt: „Markus, lass es. Markus, warum sagst du jetzt wieder das?“ Der CSU-Chef habe darauf geantwortet, dass das falsch zitiert sei, er das so gar nicht gesagt habe. Diese Reaktion sieht Laschet kritisch: „Es waren immer andere“, sagt er in der Sendung.

Keine Angst vor der Ampel – und kein Hinweis auf seinen Nachfolger

Wie also kann es nun weitergehen für die CDU? Jamaika sei tot, fürchtet Laschet – er gehe von einer Ampelkoalition aus. Angst vor einem Linksruck müsse man nicht haben, findet er. Eher davor, dass die Ampel nicht genug bewegen werde. Deren Sondierungspapier jedenfalls kritisiert er schon mal als „in großen Teilen banal“.

Bei der Frage nach dem künftigen Vorsitzenden der CDU allerdings weicht Armin Laschet aus, auch auf Nachfrage will er dazu nichts sagen. Im Januar soll die neue Person an der Spitze der Partei gewählt werden. Die anderen Gäste der Sendung haben dagegen einige Ideen. Zeit-Journalistin Anna Mayr findet, die CDU wirke aktuell wie aus der Zeit gefallen. Sie wünscht sich eine Frau an der Parteispitze: „Es sieht so aus, als würden da eine Menge machthungriger Männer, kurz bevor es zu spät ist, noch mal in Positionen kommen wollen.“ Das sei kein schönes Bild. Stattdessen könnte die Partei doch zwei oder mehrere Vorsitzende haben, die es schaffen, die Partei hinter sich zu versammeln.

Sigmund Gottlieb wünscht sich einen starken Oppositionsführer, der die Regierung treibt. Dafür brauche es rhetorisch starke Figuren – und da sieht er Friedrich Merz wohl eher als Norbert Röttgen. Auch Ralf Moeller wünscht sich eine starke Führungsfigur, weil die Partei aktuell gespalten sei. Mit Merz würde sich nicht viel ändern, fürchtet er.