Wie haben sich die Kandidaten für den CDU-Vorsitz in ihren Bewerbungsreden geschlagen? Wir analysieren die Reden im Schnellcheck.

Berlin - Applaus, Buhrufe, stehende Ovationen? Fehlanzeige! Die CDU wählt ihren künftigen Vorsitzenden digital – und das bedeutet: Die drei Kandidaten reden vor einer leeren Halle. Es ist nicht einzuschätzen, wer die Delegierten begeistert oder langweilt. Deshalb hier die Reden im Schnellcheck:

 

Redner

Armin Laschet, 59 Jahre, stellvertretender Bundesvorsitzender, Ministerpräsident Nordrhein-Westfalen

Bester Satz

„Ich höre immer wieder den Satz: Man muss auch polarisieren können. Und ich sage: Nein, muss man nicht! Polarisieren ist einfach, das kann jeder. Die Rezepte sind bekannt, das Gift schnell in der Hand, digital schnell zu verbreiten. Wir müssen Klartext sprechen, aber nicht polarisieren.“ Laschet wirbt damit für den Zusammenhalt der Gesellschaft, den er in den USA bereits verloren und in Deutschland gefährdet sieht.

Konkretestes Versprechen

Laschet verspricht nicht nur schöne Worte, sondern Tatkraft und gesellschaftlichen Ausgleich. Er verweist auf das Beispiel des Kohleausstieg, den er selbst in nächtlichen Kanzleramtsrunden mitverhandelt und am nächsten Tag gegenüber den Kumpeln vor Ort vertreten habe.

Wie spricht der Kandidat über Angela Merkel

Laschet hat stets betont, dass es allein schon aus wahltaktischen Gründen töricht wäre, mit dem Kurs der Kanzlerin zu brechen, da heute niemand mehr vom „kranken Mann Europas“ spreche wie bei Merkels Amtsantritt. Er bekennt sich auch in seiner Bewerbungsrede auf dem Parteitag zu einem „Weiter-so“, allerdings interpretiert er es neu: „Das Weiter-so, das wir brauchen, ist die Kontinuität des Erfolgs.“ Dafür man in dieser Zeit „vieles anders“ und manches „neu machen“.

Elegantester Seitenhieb:

„Die CDU und das Deutschland, das vor Augen habe, braucht keinen CEO.“ Das ist eine kaum verhohlene Anspielung auf den Konkurrenten Friedrich Merz, der mit seiner Wirtschaftserfahrung, unter anderem beim Finanzinvestor Blackrock wirbt.

Hier hätte die Halle getobt:

Kurz vor Schluss holt Laschet die Bergmannsmarke seines Vaters aus der Hosentasche, die er zu Beginn seiner Rede als Zeichen des Vertrauens unter Tage erwähnt hat. Nun hat sein Vater sie ihm vermacht mit dem Satz: „Sag den Leuten, sie können Dir vertrauen.“

Lustigste Stelle

Humorvoll war Laschets Rede nicht, eher ernst. Eine selbstironische Stelle aber gab es. „Ich bin vielleicht nicht der Mann der perfekten Inszenierungen, aber ich bin Armin Laschet – darauf können sie sich verlassen.“

Letzter Satz

„Heute geht es um sehr viel. Es geht um die für die Demokratie wichtigste Frage: Wem vertrauen? Das entscheiden heute Sie!“

Geschätzte Applausdauer

60 Sekunden

Sieger der Herzen in der Kategorie:

Rührung – die Erzählung vom Vater und dessen Bergmannsmarke dürften die Delegierten bewegt haben.