Andreas Schockhoff ist tot. Der CDU-Politiker war stellvertretender Unions-Fraktionschef im Bundestag und Abgeordneter des Wahlkreises Ravensburg.

Berlin/Ravensburg - Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion im Bundestag, Andreas Schockenhoff, ist tot. Der CDU-Außenpolitiker starb in der Nacht zum Sonntag im Alter von 57 Jahren eines natürlichen Todes, wie ein Fraktionssprecher sagte. Schockenhoff saß seit 1990 im Bundestag, sein Wahlkreis war Ravensburg in Baden-Württemberg.

 

Schockenhoff war von 2006 bis Anfang 2014 Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-russische Zusammenarbeit. Für Aufsehen sorgte im Herbst 2011 sein öffentliches Eingeständnis, Alkoholiker zu sein. Er begab sich damals in stationäre Therapie.

Fraktionschef Volker Kauder erklärte: „Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion verliert mit ihm einen ihrer profiliertesten Politiker, ganz viele von uns auch einen guten Freund und engen Weggefährten.“ Über seinen Tod hatte zuerst die „Bild“-Zeitung berichtet. Kauder würdigte Schockenhoff als exzellenten Kenner Russlands. „Gerade in diesem Jahr war seine Stimme hier von großer Bedeutung“, sagte Kauder mit Blick auf die Ukraine-Krise.

Wolf würdigt Schockenhoffs Engagement

Guido Wolf, Landtagspräsident und designierter Spitzenkandidat der Südwest-CDU, sagte zum plötzliche Tod von Schockenhoff: „Ich habe ihn als einen Menschen kennen und schätzen gelernt, der mehr für andere als für sich selbst gehandelt hat.“ Mit aller Kraft habe er sich seit 1990 als Bundestagsabgeordneter für den Heimatwahlkreis Ravensburg eingesetzt und war der Landes-CDU in verschiedenen Funktionen ein kompetenter Ratgeber. „Sein Engagement in der Außen-, Verteidigungs- und Europapolitik hat bleibende Impulse gesetzt. Ich bin ihm für alles dankbar. Mein tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Ich wünsche ihr viel Kraft.“

Mit seinem Nachfolger im Amt des Russlandbeauftragten, Gernot Erler (SPD), lag Schockenhoff im Sommer teilweise politisch überkreuz. Während Erler davor warnte, die Wirkung von Sanktionen gegen Moskau zu überschätzen, verlangte Schockenhoff weitere Verschärfungen. Für Aufsehen sorgte auch Schockenhoffs Vorstoß, nach dem mutmaßlichen Abschuss eines Passagierflugzeugs über der Ostukraine mit fast 300 Toten eine UN-Blauhelmmission in der Region einzusetzen.

Schockenhoff studierte Romanistik, Germanistik und Geschichte in Tübingen und Grenoble. Nach seinem Referendariat und einer Dissertation arbeitete er ab 1985 als Lehrer an einem katholischen Gymnasium in Ravensburg - bis er 1990 in den Bundestag gewählt wurde.

Eine besondere Zuneigung verband Schockenhoff mit Frankreich. Seit 1994 leitete er die Deutsch-Französische Parlamentariergruppe.

Er war geschieden und hat drei Kinder.