Von Montag an nimmt die Center-Parcs-Gruppe in ihrem „Park Allgäu“ in Leutkirch wieder Gäste auf. Aber immer noch sind Ferienhäuser unbewohnbar. Ein Termin für die feierliche Eröffnung der Gesamtanlage steht ebenfalls aus.

Politik/Baden-Württemberg: Rüdiger Bäßler (rub)

Leutkirch - Ein Monat des Schreckens neigt sich für abgewiesene Urlauber und das Management des zur Center-Parcs-Gruppe gehörenden Park Allgäu zum Ende. Die Eröffnung am 1. Oktober mündete direkt in ein Fiasko. Hunderte der 2800 ersten Gäste reisten sofort wieder ab. Statt heimeliger Ferienhäuser fanden sie ein Reparaturchaos vor. Weitere Anreisen wurden gestoppt. Der Zorn derer, die blieben, wurde mit Gutscheinen und Ermäßigungen gedämpft. Man übernehme für alle Unzulänglichkeiten die „volle Verantwortung“, teilte das Unternehmen zerknirscht mit. Zweimal scheiterten seitdem Anläufe der Parkleitung, der Imagekatastrophe mit positiven Meldungen einer Wiedereröffnung ein Ende zu setzen.

 

Zunächst wurde das Ende der Reparaturzeit für den 12. Oktober avisiert, es folgte alsbald eine weitere Verschiebung auf den 22. Oktober. Auch diese Ankündigung hielt nicht lange. Am kommenden Montag nun, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit, werde definitiv wiedereröffnet. Es stehe nunmehr „ein großer Teil der Häuser“ zur Verfügung. Aber eben nicht alle. „Gäste, die wir zu diesem Zeitpunkt nicht empfangen können, werden durch unser Kunden-Kontakt-Center kontaktiert“, heißt es in einer Mitteilung. Und wieder: „Wir möchten uns aufrichtig bei unseren Gästen entschuldigen und hoffen auf ihr Verständnis.“

Keine Zahlen zu weiteren Absagen

Wie viele Ferienhäuser nun wirklich fertig sind und wie viele Betten belegt werden können, wollte ein Sprecherin am Freitag auf Nachfrage nicht sagen. Im Vollausbau sollen im Feriendorf 1000 Häuser unterschiedlicher Größe stehen, 250 davon sollen einer zahlungskräftigen Klientel vorbehalten sein, darunter „Exklusive“-Häuser, die mehr Wohnfläche und „Chalet-Stil“ bieten. Bis zu 5000 Gäste soll der Park fassen können. Schon das Jahr über hieß es, dieser besonders noble Teil der Anlage, mit dem das Touristikunternehmen einen neuen Kundenkreis erschließen möchte, werde erst im Dezember fertiggestellt. Dann, so die anfängliche Auskunft, werde der Park Allgäu im Beisein politischer Prominenz offiziell eröffnet.

Ob es so kommt, ist inzwischen auch nicht mehr sicher. „Im Moment gehen wir von einem Eröffnungstermin im Dezember aus. Aber ich kann noch kein konkretes Datum nennen“, sagt die Unternehmenssprecherin. Gar keinen Kommentar gibt es zu den Ursachen der Misere. „Die Probleme sind kurzfristig aufgetreten“, heißt es lediglich. Lokalmedien berichteten mit Berufung auf Handwerkerkreise, bei Baggerarbeiten seien Heizungsrohre und Glasfaserkabel beschädigt worden. Ins Wärmesystem sei Luft eingedrungen. „Ich kann nicht sagen, ob Leitungen beschädigt worden sind“, sagte die Sprecherin am Freitag. Via Facebook hatten sich enttäuschte Gäste Anfang Oktober noch über fehlende Möbel und Lampen, Fernseher ohne Anschluss und halb verlegte Fußböden beschwert. Im Schwimmbadbereich seien viele Rutschen außer Betrieb.

Einzelheiten zu Schäden nur von inoffizieller Seite

Das könnte nicht nur auf ein einmaliges Missgeschick kurz vor der Eröffnung hindeuten, sondern auf ein miserables Baustellenmanagement. Laut Christoph Muth, dem verantwortlichen Manager der Anlage, sind drei Geldgeber an dem 350 Millionen Euro teuren Park Allgäu beteiligt. Einer baut demnach die 250 hochpreisigen Ferienhäuser sowie den Wellnessclub, zwei weitere Investoren erstellen weitere 750 Ferienhäuser sowie den zum Feriendorf gehörenden „Market Dome“ mit Supermarkt und Restaurants. Üblicherweise werden die fertigen Häuser durch die Investoren an Center Parcs rückvermietet. Ob es bei den Bauarbeiten an Abstimmung zwischen den Auftraggebern fehlte, gehört zu den noch offenen Fragen in Leutkirch.

Ein klares Versprechen seitens Center Parcs zum Neustart am Montag gibt es dann aber doch. Im tropischen Schwimmbad, dem Aqua Mundo, sei bis auf letzte Arbeiten an den Außenanlagen „alles funktionstüchtig“ – auch die Rutschen.

Die Zeit des Munitionslagers ist vorbei

Der Park Allgäu mit seinen 184 Hektar Fläche liegt genau auf der Ländergrenze zwischen Leutkirch (Kreis Ravensburg) und der bayerischen Marktgemeinde Altusried. 85 Prozent der Parkfläche sind Baden-Württemberg zuzurechnen. Entsprechend musste das jahrelang vorbereitete Bauvorhaben durch Behörden aus beiden Bundesländern genehmigt werden. Das kleinste der 1000 Ferienhäuser wird nach Komplettfertigstellung 56 Quadratmeter Wohnfläche messen, das größte 185 Quadratmeter.

Wo sich jetzt Touristen tummeln, wurden während des Zweiten Weltkriegs Granaten und chemische Waffen produziert. Die Heeresmunitionsanstalt Urlau, im Volksmund „Muna“ genannt, wurde noch lange von der Bundeswehr genutzt.