Wie eine Mikrowelle, aber für kühle Getränke – so preist ein Hersteller seine neue Erfindung auf der CES in Las Vegas an. Welche Technologie dahintersteckt, erklärt ein Experte der Uni Stuttgart.

Las Vegas - Wein, Bier, Limonade – viele Getränke konsumiert man lieber gekühlt als bei Raumtemperatur. Im Kühlschrank dauert es aber, bis die Erfrischungsgetränke auch erfrischend werden. Die kalifornische Firma Matrix will diesen Prozess beschleunigen. Auf der Technologiemesse CES, die derzeit in Las Vegas stattfindet, hat sie dafür ihre „Mikrowelle zum Kühlen“ vorgestellt. In weniger als fünf Minuten soll das Gerät Wein oder Bier auf 10 Grad Celsius herabkühlen.

 

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Möglich wird das mithilfe einer sogenannten thermoelektrischen Kühlung. „Man kann elektrische Energie in thermische Energie umwandeln“, erklärt Professor Ingmar Kallfass von der Universität Stuttgart. Ein sogenanntes Peltier-Element, bestehend aus zwei verschiedenen Metallen, macht das möglich. Durch den Stromfluss wird eine Seite des Elements kalt, die andere warm. „Das funktioniert sehr schnell“, bestätigt Kallfass. Mithilfe des Peltier-Effekts kühlt das Gerät aber zunächst nur Wasser, welches dann um den Getränkebehälter rotiert. „Dass die Kühlflüssigkeit bewegt wird, ist eigentlich der Witz an der Sache“, findet Kallfass. Denn je schneller das Wasser fließe, desto schneller könne es auch die aufgenommene Wärme des Getränks abtransportieren.

In drei bis fünf Minuten kühlen Wein

Peltier-Elemente sind übrigens keine neue Technologie. „Die findet man in jedem PC“, sagt Kallfass. Auch in der Industrie kommen die Elektro-Bauteile zum Einsatz. Außer in Computern seien sie im sogenannten Consumer-Bereich, etwa bei Elektrogeräten für Haushalte, aber nicht weit verbreitet. In diesem Bereich sei es vor allem wichtig, dass Geräte nicht zu teuer und komplex seien, erklärt Kallfass. Denn je komplexer ein Gerät sei, desto leichter könne es kaputt gehen. Die kühlende Mikrowelle hat hier wohl einen anderen Weg eingeschlagen. „Dieses Gerät ist selbstelektrifiziert, das allein ist ein riesiger Schritt weg von einem konventionellen Weinkühler.“

Stutzig wird der Experte allerdings bei der Angabe, dass keine Kühlflüssigkeit, sondern nur Wasser in dem Gerät zur Anwendung kommt. Chemikalien sollen unnötig werden, verspricht Matrix. Wirklich schnell und kalt könne es dann eigentlich nur mithilfe von Druck werden, doch das sei in einem Gerät dieser Größenordnung ebenfalls schwer vorstellbar, sagt Kallfass. Ein Blick auf die Website zeigt: Matrix verspricht, eine Weinflasche mit 750 Millilitern Inhalt könne das Gerät in drei bis fünf Minuten von Raumtemperatur auf zehn Grad kühlen.

360 Euro für eine kühlende Mikrowelle

Bei einer Getränkedose mit 350 Millilitern Inhalt soll es nur ein bis zwei Minuten dauern. Diese Werte seien stimmig, meint Kallfass. „Dafür braucht man keine Temperatur der Kühlflüssigkeit, die unter Null Grad liegt.“ Allerdings sei das wiederum auch keine unglaublich schnelle Kühlung. Die Technologie stößt hier also offenbar an ihre Grenzen. „Das ist aus technischer Sicht alles wenig spektakulär, aber es ist eine coole und mutige Idee, damit einen Weinkühler zu bauen“, ist Kallfass’ Fazit.

Die Entwicklung will sich Matrix allerdings auch einiges kosten lassen: Bei 360 Euro soll der Preis für das Gerät später liegen. Auf der CES präsentiert die Firma nur einen Prototypen, in die Geschäfte soll das Gerät in den USA und Europa im kommenden August kommen. Um die Produktion möglich zu machen, nutzt Matrix die Crowdfunding-Plattform „Indiegogo“. Dort scheint das Interesse groß: Die Kampagne läuft erst seit wenigen Tagen und die Zielsumme von 100.000 US-Dollar ist bereits weit überschritten. Auch mehr als 100 Geräte haben User dort schon vorbestellt – auf Indiegogo sind sie für die Hälfte des späteren Preises zu haben.