Sergi, Sergi Roberto, ebenfalls 25, aber aus Reus in Katalonien, ist keiner, der einem Weltstar widersprechen würde. Sergi, klassisches Mittelfeldprodukt der Barça-Schule, ließ sich auch über weite Strecken der Saison klaglos als Rechtsverteidiger missbrauchen und wurde derart positionsentfremdet beim 0:4 im Hinspiel besonders gedemütigt. Sergi zog in den Strafraum, Sergi suchte den Ball, und Sergi kam an den Ball. Wie? „Ich weiß es nicht mal“, sagte er später.

 

Er wird es bis ans Ende seiner Tage erzählt bekommen, gern und immer wieder: Sergi flog in den Ball und versenkte ihn volley mit der Spitze des ausgestreckten Fußes. In der letzten Minute, mit dem letzten Zeh, der „große Sieg des Glaubens“ (Trainer Luis Enrique), durch Sergi Roberto, „der die Torgefahr schon in der Jugend verlor, von dem ich immer sage, der trifft noch nicht mal unter dem Regenbogen durch“ (noch mal Luis Enrique).

Schiedsrichter Denis Aytekin steht in der Kritik

Ohne solche Ironien wohl keine Fußball-Wunder. Unter den weiteren Zutaten: die szenische Angst der Pariser, die vor dem entfesselten Publikum anfangs zu defensiv spielten, dann zu viele Chancen vergaben und am Ende, in der unerklärlichen Schlussphase, nur noch „in ein Loch schauten“, wie Mittelfeldspieler Adrien Rabiot stammelte, als die Franzosen von ihrem Begräbnis zum Mannschaftsbus mit der fast schon tragischen Aufschrift „Rêvons plus grand“ (Lasst uns größer träumen) gingen. Außerdem: die deutschen Schiedsrichter um Denis Aytekin, die alle strittigen Szenen zugunsten der Gastgeber auslegten, Paris zwei ziemlich eindeutige Elfmeter vorenthielten und Barcelona zwei ziemlich dubiose gaben, den zweiten zum 5:1 nach einer verzweifelten Schwalbe von Luis Suárez. Auch das gehörte zu dieser Nacht: dass Barça mehr durch seine Wettkampfhärte überzeugte als durch die eigentliche Hausmarke, den Fußball. Abseitsverdächtiges Stochertor, Eigentor, Elfmeter, Freistoß, Elfmeter – und Sergio Roberto. So lautete die Trefferfolge. „Wir haben unseren idealen Spielstil nicht gefunden“, räumte Luis Enrique ein.

Piqué macht den Kabinensprecher

Und trotzdem den letzten Baustein im Mythos der Generation Messi gesetzt: die epischste Aufholjagd der Geschichte. So viel gewonnen und so schön gespielt wie kaum eine andere haben sie ja schon.

Piqué, 30, inspirierte die Dimension des Abends zu einer Grundsatzrede: „Irgendwann werden wir abdanken und zu siegen aufhören, aber noch bleibt uns ein bisschen – oder sogar viel“, so der Abwehrchef in seiner Lieblingsrolle als Kabinensprecher. „Wer nicht an uns glaubte: Springt auf den Zug! Wer wollte, dass wir verlieren: Heute ist ein harter Tag, aber morgen geht die Sonne wieder auf! Das hier ist eine Lektion des Lebens. Manchmal trägt es dich in Situationen, in denen du keinen Ausweg siehst, und doch gibt es immer einen.“

Die ersten Zuschauer packten ihre Sachen, und als Ivan Rakitic ausgewechselt wurde, erhielt er stellvertretend eine dankbare Ovation für den mehr als anständigen Versuch einer Aufholjagd. Barça hatte das Heldentum gestreift, aber zu mehr schien es nicht zu reichen, und mehr konnte auch niemand verlangen. Es lief die 84. Spielminute, und es fehlten noch drei Tore.

Unmöglich? Es war die Stunde von Neymar. In der 88. Minute zirkelte er einen Freistoß in den Winkel, und genauso entscheidend war seine Reaktion: Er peitschte Mitspieler und Publikum auf. Hier war einer, der wirklich noch daran glaubte.

„Das beste Spiel meines Lebens“

Im Nachhinein haben das natürlich immer alle, doch nicht jeder Mitspieler und schon gar nicht die Zuschauer haben die Wiederauferstehung so verinnerlicht wie der statistisch meistgefoulte Fußballer des Kontinents: einer der provoziert und provoziert wird; der mit 25 Jahren schon das große Brasilien in Desaster (WM) und Erlösung (Olympia) anführte; dessen Transferschachteleien den eigenen Verein vor Gericht und in Verruf brachten. Dieser Neymar war jetzt „on fire“, sozusagen, er spielte „das beste Spiel meines Lebens“.

Als Barcelona in der ersten Minute der Nachspielzeit einen Elfmeter geschenkt bekam, war es er und nicht wie noch 40 Minuten vorher Lionel Messi, der sich den Ball nahm. Und als in der 95. Minute die letzte Angriffswelle anstand, da „sagte ich zu Sergi, dass er in den Strafraum ziehen und den Ball suchen soll – dass er auf ihn gehen wird.“

Ein Hauch von Wahnsinn dank Sergi Roberto

Sergi, Sergi Roberto, ebenfalls 25, aber aus Reus in Katalonien, ist keiner, der einem Weltstar widersprechen würde. Sergi, klassisches Mittelfeldprodukt der Barça-Schule, ließ sich auch über weite Strecken der Saison klaglos als Rechtsverteidiger missbrauchen und wurde derart positionsentfremdet beim 0:4 im Hinspiel besonders gedemütigt. Sergi zog in den Strafraum, Sergi suchte den Ball, und Sergi kam an den Ball. Wie? „Ich weiß es nicht mal“, sagte er später.

Er wird es bis ans Ende seiner Tage erzählt bekommen, gern und immer wieder: Sergi flog in den Ball und versenkte ihn volley mit der Spitze des ausgestreckten Fußes. In der letzten Minute, mit dem letzten Zeh, der „große Sieg des Glaubens“ (Trainer Luis Enrique), durch Sergi Roberto, „der die Torgefahr schon in der Jugend verlor, von dem ich immer sage, der trifft noch nicht mal unter dem Regenbogen durch“ (noch mal Luis Enrique).

Schiedsrichter Denis Aytekin steht in der Kritik

Ohne solche Ironien wohl keine Fußball-Wunder. Unter den weiteren Zutaten: die szenische Angst der Pariser, die vor dem entfesselten Publikum anfangs zu defensiv spielten, dann zu viele Chancen vergaben und am Ende, in der unerklärlichen Schlussphase, nur noch „in ein Loch schauten“, wie Mittelfeldspieler Adrien Rabiot stammelte, als die Franzosen von ihrem Begräbnis zum Mannschaftsbus mit der fast schon tragischen Aufschrift „Rêvons plus grand“ (Lasst uns größer träumen) gingen. Außerdem: die deutschen Schiedsrichter um Denis Aytekin, die alle strittigen Szenen zugunsten der Gastgeber auslegten, Paris zwei ziemlich eindeutige Elfmeter vorenthielten und Barcelona zwei ziemlich dubiose gaben, den zweiten zum 5:1 nach einer verzweifelten Schwalbe von Luis Suárez. Auch das gehörte zu dieser Nacht: dass Barça mehr durch seine Wettkampfhärte überzeugte als durch die eigentliche Hausmarke, den Fußball. Abseitsverdächtiges Stochertor, Eigentor, Elfmeter, Freistoß, Elfmeter – und Sergio Roberto. So lautete die Trefferfolge. „Wir haben unseren idealen Spielstil nicht gefunden“, räumte Luis Enrique ein.

Piqué macht den Kabinensprecher

Und trotzdem den letzten Baustein im Mythos der Generation Messi gesetzt: die epischste Aufholjagd der Geschichte. So viel gewonnen und so schön gespielt wie kaum eine andere haben sie ja schon.

Piqué, 30, inspirierte die Dimension des Abends zu einer Grundsatzrede: „Irgendwann werden wir abdanken und zu siegen aufhören, aber noch bleibt uns ein bisschen – oder sogar viel“, so der Abwehrchef in seiner Lieblingsrolle als Kabinensprecher. „Wer nicht an uns glaubte: Springt auf den Zug! Wer wollte, dass wir verlieren: Heute ist ein harter Tag, aber morgen geht die Sonne wieder auf! Das hier ist eine Lektion des Lebens. Manchmal trägt es dich in Situationen, in denen du keinen Ausweg siehst, und doch gibt es immer einen.“

Mit späten Rettungsaktionen kennen sie sich schon aus, seit eine solche den Anfang der schier endlosen Erfolgsepoche markierte. Im Halbfinale 2009 traf der heutige Kapitän Andrés Iniesta in der Nachspielzeit zum Finaleinzug bei einem Chelsea, das danach ebenfalls mit dem Schiedsrichter haderte. Seitdem und verschärft nach dem 0:4 in Paris wurden Barças Granden immer mal wieder für müde erklärt – und ihr Fußball für dekadent.

Ein Hauch von Wahnsinn

Tatsächlich ist es mit der anfangs parallelen Erfolgsgeschichte der spanischen Nationalelf ja auch längst vorbei. Doch die hatte erstens nie einen Messi und kann zweitens keinen Neymar und keinen Suárez dazukaufen. Mehr denn je sorgten die beiden Angreifer mit ihrer instinktiven, bisweilen krawalligen Spielweise gegen Paris für den Hauch von Wahnsinn, ohne den eine solche Aufholjagd nicht möglich ist.

„Dieser Sport ist etwas für Übergeschnappte“, resümierte der scheidende Luis Enrique, derweil das sonst wohl kühlste Fußball-Publikum des Kontinents draußen immer noch Jubelsprünge aufführte: „Keiner wird diese Nacht vergessen“. Natürlich nicht. Und in neun Monaten werden dann auch die neuen Erdenbürger davon erfahren, in aller epischen Breite.