Für die Fußballer von PSG Paris zählt nur der Sieg in der Champions League – Olympique Lyon hingegen hat jetzt schon mehr erreicht als erhofft.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Paris - Frankreichs Fußballwelt steht Kopf. Zwei Mannschaften der Ligue 1 im Halbfinale der Champions League konnten sich selbst die allergrößten Enthusiasten nicht vorstellen. Unterschiedlicher könnte die Freude der Fans allerdings nicht sein. Der Grund: für die Millionentruppe von Paris Saint-Germain zählt nur der Gewinn der begehrten Trophäe, weshalb der Sieg gegen den Außenseiter Atalanta Bergamo (2:1) als Pflichtaufgabe angesehen wurde. Entsprechend geschäftsmäßig fällt der Jubel aus.

 

Ganz anders bei Olympique Lyon, das als krasser Außenseiter Manchester City mit 3:1 Toren überraschend auf die Heimreise geschickt hat. Dort hat der Trainer alle Hände voll zu tun, die überbordende Euphorie zu bremsen. „Gegen Bayern München sind wird natürlich wieder Außenseiter“, wiederholt Rudi Garcia immer wieder. Aber, fügt er dann lächelnd hinzu: „Der Appetit kommt beim Essen und das Selbstvertrauen ist nach dem Sieg gegen Manchester bei allen gewachsen.“

Lyon wie immer im Schatten von Paris

So findet sich Olympique Lyon auch in der Champions League in der seit Jahren in Frankreich gewohnten sportlichen Position wieder: im Schatten von Paris Saint-Germain. Die Mannschaft um den deutschen Trainer Thomas Tuchel ist mit einer einzigen Erwartung zum Finalturnier nach Lissabon gefahren: sie will den Sieg. Noch nie schien es für die Franzosen so einfach, den europäischen Fußball-Thron zu erklimmen, da Titelverteidiger FC Liverpool und Seriensieger Real Madrid frühzeitig die Segel streichen mussten.

Der enorme Druck auf die Mannschaft kommt nicht nur von den Fans, sondern vor allem auch von den Geldgebern. Seit Jahren fließen aus Katar Unsummen in den Hauptstadtverein und die Scheichs wollen endlich Erfolge sehen. Zuletzt war ist die Elf allerdings spätestens im Viertelfinale der Königsklasse Schluss. Ein ähnlicher sportlicher Verlauf hätte Tuchel dieses Mal sehr wahrscheinlich den Posten gekostet.

Neymar will mit PSG „Geschichte schreiben“

Dieses Mal sei die Mannschaft „bereit, Geschichte zu schreiben“, sagte PSG-Superstar Neymar gewohnt vollmundig. Das war allerdings vor dem überragenden 8:2-Sieg von Bayern München gegen den FC Barcelona. Die französischen Kommentatoren überschlugen sich danach in ihrem Lob für die Deutschen. „Die Bayern spielten dämonisch“, hieß es da oder: „Bayern ohne Erbarmen“. Hervorgehoben wurde immer wieder die „unglaubliche Mannschaftsleistung“ des Münchner Bollwerks, was auch als Kritik an PSG gelesen werden kann. Die französische Elf präsentierte sich bei ihrem Zitter-Sieg über Bergamo nicht wirklich als geschlossene Einheit.

Wie zum Trotz machen plötzlich in den sozialen Medien Fotos und kurze Videos die Runde, die offensichtlich belegen sollen, wie gut die Stimmung und der Zusammenhalt innerhalb der als divenhaft verschrienen Mannschaft ist. Bei all der Konzentration auf Bayern München wird in Paris allerdings fast vergessen, dass auf dem Weg ins Finale zuerst noch RB Leipzig besiegt werden muss.