Mehr Schüler aus bildungsfernen Elternhäusern haben Erfolg in der Schule. Das ist erfreulich, aber kein Grund zum Ausruhen. Der Nachholbedarf bei der Chancengleichheit bleibt hoch, kommentiert Renate Allgöwer.

Stuttgart - Es scheint ein wenig aufwärts zu gehen, an den deutschen Schulen. Immerhin 32 Prozent der Kinder aus bildungsfernen Elterhäusern kommen zu soliden Fähigkeiten in Lesen, Mathematik und Naturwissenschaften. Die gute Nachricht bei der Sonderauswertung der Pisastudie von 2015 ist, dass das mehr Kinder sind als zehn Jahre zuvor. Damals schafften nur 25 Prozent den schulischen Anschluss. Auch im Vergleich kann sich Deutschland sehen lassen. Kaum ein Land hat so starke Zuwächse. Andererseits fallen nach wie vor zwei Drittel der benachteiligten Kinder durch das Raster. Das sind entschieden zu viele. Dass Deutschland bei der Chancengleichheit seit vielen Jahren unterdurchschnittlich ist, ist und bleibt ein Armutszeugnis.

 

Vertrauen bilden

Wenig überraschend ist, dass eine gute soziale Mischung und ein positives Klima den Unterrichtserfolg begünstigen. Nur, wie dahin kommen? Motivation, Vertrauen und respektvoller Umgang scheinen die zentralen Faktoren zu sein. Selbstverständlich müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Eine motivierende Schulleitung setzt voraus, dass es überhaupt eine Schulleitung gibt, und die Jobbeschreibung attraktiv genug ist, dass sich auch Interessenten bewerben. Wenn Unterricht ausfällt, weil die Lehrer fehlen, wird es mit der Förderung aller Schüler schwierig. Hier ist die Politik gefragt. Viele Lehrer klagen über Verunsicherung und allgemeine Unruhe wegen wechselnder politischer Vorgaben. Zu einem positiven Schulklima gehört aber auch die vertrauensvolle Zusammenarbeit von Elternhäusern und Schulen. Auch hier besteht enormer Nachholbedarf.