Nach einer langen und teuren Partynacht beschließen zwei Freunde, nicht immer nur an ihren eigenen Spaß zu denken. Ihre Goldgala im Amici zeigt: Wem es gut geht, kann helfen, wenn er nur will. Unser Kolumnist berichtet vom Schaulaufen schöner Stuttgarter für das Kinderhospiz.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles. Seit Goethes „Faust“ ist den Menschen ihr Goldhunger nicht vergangen. Das Edelmetall weckt Sehnsüchte oder Neid, eignet sich zum Protzen und ist selten gerecht verteilt. Die Bedeutung des Goldes ist vielseitig, selbst in der Sprache reich an Unterschieden: In der goldenen Mitte trifft man sich zu einem guten Kompromiss – goldene Wasserhähne indes sind ein Sinnbild für Dekadenz.

 

Bei der Goldgala im Amici, wo sich gern Menschen treffen, die sich Golduhren leisten können (der VfB Stuttgart feierte hier etwa Aufstieg und Verbleib in der Bundesliga), lassen sich herausgeputzte Menschen vor der Sponsorenwand fotografieren. Sie sehen aus, als seien sie vom Glück verwöhnt. Heftig scheinen einige verliebt zu sein, vor allem in sich selbst. Dies wiederum schränkt ein. Wer den Blick nur auf sich selbst richtet, übersieht andere, denen es nicht so gut geht. Doch der schöne Schein, er kann auch täuschen.

Der Erlös beträgt in dieser Nacht 13 000 Euro

Die Kumpels Robert Fallbacher und Andreas Keller, die zum dritten Mal zu ihrer Goldgala eingeladen haben, waren mal in einer Nacht zusammen sehr lange unterwegs. „Wir haben viel Geld ausgegeben“, erinnert sich der 38-jährige Falllbacher, der bei Porsche arbeitet. Es war eine lustige Nacht mit viel Spaß – und doch mochte sich keine Zufriedenheit einstellen. Die beiden erkannten, dass ihr Glück nicht perfekt ist, wenn sie einfach nur Geld raushauen. Es war die Geburtsstunde der Initiative „Goldkinder Stuttgart“, die nun für restlos ausverkaufte Tische im Amici gesorgt hat.

Promis sind bei der Goldgala selten da. Promis lassen sich lieber einladen. Wenn Fallbacher und Keller zum Helfen bitten, zahlt jeder selbst. Von den 75 Euro Eintritt (Menü inklusive) gehen 25 Euro an das Kinderhospiz und den Verein Kinderfreundliches Stuttgart. Dank der Tombola-Verlosung (moderiert von Anja-Maria Schäfer-Oettinge r) kommen 13 000 Euro zusammen.

Zum Finale glänzt gar das vorzügliche Menü gülden: Schokolade ist von Blattgold ummantelt. Und golden glänzt so manch kurzes Kleid. Im Dienste von Sponsoren geben sich fünf Damen große Mühe, die Gäste mit Cremes, Tropfen und Maniküre zu verschönern. Promi-Fotograf Christof Sage muss erst überredet werden, auf dem Kosmetikstuhl Platz zu nehmen, um sich den Damenhänden zu ergeben. Scheut er womöglich ein Foto mit den Schönheiten, weil er bald heiratet? Am 6. Oktober wird der Backnanger OB Frank Nopper ihn und seine Lebensgefährtin Bärbel Bahnmüller trauen.

Schwabenwelt feiert Zehnjähriges auf dem Wasen

Auch Amici-Chef Michael Wilhelmer hat was zu feiern: Seit zehn Jahren ist er Wirt beim Cannstatter Volksfest. Etliche Promis wie Christoph Sonntag und Günther Oettinger gratulieren in Videobotschaften. Selbst Wasen-Kollege Hans-Peter Grandl lobt den Konkurrenten. „Ich habe ihm vorgeschlagen, er könnte sagen, der beste Wasenwirt gratuliert dem zweitbesten“, erzählt Wilhelmer. Wer nun der beste und zweitbeste Wasen-Patron ist, mag dahingestellt sein. Eines aber steht fest: Mit 5700 Plätzen hat Wilhelmer das größte Zelt des 200-jährigen Volksfestes.

Die Stadt lässt es mal wieder krachen. Die Macher der „Goldkinder“ sollten dabei Vorbild sein, nicht immer nur ans eigene Vergnügen zu denken. Feiern ist Silber, helfen ist Gold.