Charles’ Vinothek in Echterdingen schließt. Mit Corona hat das nichts zu tun. Vielmehr hatten sich die Betreiber das Abschiedsdatum schon lang vorgemerkt.

Echterdingen - Die Reihen lichten sich. In den großen, verwinkelt angeordneten Weinkellern von Charles’ Vinothek sind etliche Regale bereits leer beziehungsweise nur noch teilweise belegt. Schon vor einer ganzen Weile haben Petra und Karl Renz, die Betreiber der Weinhandlung in Echterdingen, begonnen, das Repertoire von ehemals 1800 Weinen zu reduzieren. Der Abschied naht. Am 2. Februar wird das Fachgeschäft an der Gartenstraße schließen. Nach 40 Jahren. „Ade – `s war schee!“, steht auf der Homepage der Vinothek.

 

Corona ist nicht der Grund für das Aus der Vinothek

Mit der Pandemie hat das Ende nichts zu tun. „Die Entscheidung haben wir schon vor drei Jahren getroffen, da gab es kein Corona“, sagt Petra Renz. Vielmehr zieht sich das Paar aus Altersgründen zurück. Karl Renz, den viele nur als Charles kennen, ist 68, seine Frau 64. „Wir setzen uns zur Ruhe“, sagt sie. Die 40 Betriebsjahre hätten sie und ihr Gatte noch vollmachen wollen, „und der 2.2.22 ist ein schönes Datum“. Die Stammkunden habe man schon seit Längerem auf das Aus vorbereitet. „Die bedauern das schon, wenn man so lang herkommt. Aber sie haben auch Verständnis“, sagt Petra Renz. Von der Schließung der Vinothek unberührt bleibt das Lokal Monokel. Seit Dezember 2020 teilen sich die Weinhandlung und das Café die Räume an der Gartenstraße. „Shop in shop, wie man heute sagt“, erklärt Karl Renz. Das Monokel betreibt der 42-jährige Elefterios Zeimpekoglou mit seiner Frau. Am 3. Februar, also unmittelbar nach dem letzten Vinothek-Öffnungstag, wird auch das Lokal vorübergehend geschlossen, um zu renovieren. „Schönheitsarbeiten“, sagt Elefterios Zeimpekoglou. Von mindestens sechs Wochen geht er aus.

Was mit dem übrig bleibenden Wein passiert

Die Eheleute Renz gehen mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Aktuell, mitten in der heißen Schlussphase, hätten sie gar keine Zeit, sich viele Gedanken zu machen, „das kommt wohl erst, wenn wir zur Ruhe kommen“, sagt Petra Renz. Wein, der übrig bleibt, soll in einem Lagerverkauf und über das örtliche Händlerportal myle.de verkauft werden. Auch im Monokel wird es weiterhin Wein geben, kündigt Elefterios Zeimpekoglou an, wenngleich dies eine untergeordnete Rolle spielen werde. Stattdessen werde man vor allem auf Spezialitätenkaffee setzen.

Die Vinothek haben die Eheleute Renz mit Leidenschaft betrieben. Wein, der sei schon vor den 40 Jahren das Hobby von Karl Renz gewesen. Die meisten Weingüter, deren Produkte er angeboten habe, habe er selbst besucht. Petra Renz findet gut, dass es auch nach dem Abschied von Charles’ Vinothek mit dem Monokel weiterhin etwas an der Gartenstraße geben wird. „Das Jahr haben wir sehr genossen, es kam viel neue Kundschaft“, sagt sie über die Symbiose mit dem Café. „Dass etwas Neues, anderes entsteht“, freut sie. „Ein weiteres Kleinod.“