Charlotte Casiraghi, Tochter von Caroline von Monaco, rebelliert, stürzt sich in eine Affäre und zitiert Paparazzi vor den Strafrichter.

Stuttgart - Wenn eine zur Prinzessin taugt, dann sie. Charlotte Casiraghi hat alles, was ein Männerträume befeuerndes Geschöpf auszeichnet. Sie ist blauen Blutes, jung, schön, reich. Als Tochter der Prinzessin Caroline von Monaco, Nichte des über das Steuerparadies gebietenden Fürsten Albert und Enkelin der Hollywoodprinzessin Grace Kelly hatte sie schon bei der Geburt ausgesorgt. Und wenn das Mädchen später aus blauen Strahleaugen die ihr zu Füßen liegende Welt musterte und mit Schmollmundlippen ein Lächeln andeutete, waren nicht nur fürstentreue Monegassen hin und weg.

 

Aber die 25-Jährige will keine Prinzessin mehr sein. Nicht einmal das Argument, dass sie nach der Mutter Caroline, der Tante Stéphanie und dem Bruder Andrea in der Thronfolge an vierter Stelle steht, zieht noch. Jahrelang hatte sich die passionierte Turnierreiterin auch außerhalb des Reitsports an den ihr vorgezeichneten Parcours gehalten. Alles in ihrem Leben schien auf das Vortrefflichste arrangiert. Sie bestand das Abitur mit dem Prädikat "sehr gut", sie beehrte die Wohltätigkeitsveranstaltungen der Fürstenfamilie, sie fand einen adäquaten Partner. Alex Dellal, ein britischer Galerist, wurde 2007 in den Rang des offiziellen Boyfriend erhoben. Die Verlobung des jungen Paares, so wurde bei der Hochzeit des Fürsten Albert mit der südafrikanischen Schwimmerin Charlene Wittstock im vergangenen Juli frohgemut getuschelt, stehe kurz bevor.

Aber jetzt bricht die so Wohlbehütete, so Wohlerzogene aus. Wie die gewöhnlich gut unterrichteten Klatschmagazine "Closer", "Voici" und "Paris Match" übereinstimmend berichten, hat sie dem Prinzgemahl in spe den Laufpass gegeben und sich Hals über Kopf in eine Amour fou gestürzt. Der 40-jährige Gad Elmaleh, ein französischer Komiker und im vergangenen Jahr von Woody Allen oder auch Steven Spielberg verpflichteter Filmschauspieler, soll der Mann ihrer Träume sein.

Casiraghi will die Paparazzi im Gefängnis sehen

Fest entschlossen, sich von nichts und niemandem mehr einschüchtern zu lassen, geht sie auch gleich gegen die Paparazzi vor, die ihr in großer Zahl nachstellen. Der Hinweis, dass sie keine Prinzessin sei und als Madame Casiraghi wie jede Bürgerin Anrecht auf ein Privatleben habe, hatte die Verfolger wenig beeindruckt. Als die Monegassin kürzlich Elmalehs Pariser Wohnung verließ, drängten sich vor der Haustür die Fotografen. Einige stiegen auf Motorräder, jagten ihr hinterher. Die Fahrt nach Hause geriet zum Verfolgungsrennen.

Aber Casiraghi schlug zurück. Filmstars wie Catherine Deneuve, Isabelle Adjani oder Sophie Marceau mögen Aufdringlichkeit und Indiskretionen der Klatschpresse vor Zivilgerichten ahnden, die Voyeure mit millionenschweren Schadensersatzforderungen überziehen. Casiraghi will mehr. Sie möchte die Paparazzi im Gefängnis sehen. Ihr Anwalt, Alain Tucas, hat eine Strafanzeige wegen Körperverletzung erstattet. Er verweist auf einen Präzedenzfall, eine Verfolgungsjagd, die für das prominente Opfer tödlich endete - und für die Paparazzi vor Gericht. Lady Di war es, die am 31. August 1997 in Paris auf der Flucht vor Fotografen bei einem Autounfall ums Leben kam. Tucas will, dass seiner Mandantin "Dianas Schicksal erspart bleibt".

Um die Strafrichter zu überzeugen, müsste Casiraghi allerdings darlegen, dass die Verfolgung ihr körperlich zusetzt, sie seelisch schmerzt. Das heißt, sie müsste in öffentlicher Verhandlung tun, was sie gerade vermeiden will: ihr Innerstes nach außen kehren und Gefühle preisgeben.

Traumatisiert nach dem Tod des Vaters

Auch dürften die Fotografen ihr vorhalten, dass sie die Öffentlichkeit, die sie angeblich scheut, oft genug selbst suchte. Nach dem Tod des Vaters Stefano Casiraghi, der 1990 bei einem Motorbootrennen vor der Küste Monacos verunglückt war, hatte die Mutter das traumatisierte Mädchen von der Außenwelt abgeschirmt. Caroline zog mit den Kindern in die Provence. 1999 wechselte die Familie ein zweites Mal den Wohnort. Die Mutter hatte den Prinzen Ernst August von Hannover geheiratet, die Patchworkfamilie ließ sich in Fontainebleau nieder, südöstlich von Paris.

Charlotte begann, die ihr nachgesagte Schüchternheit abzulegen, trat ins Rampenlicht. Die modebegeisterte Turnierreiterin verdingte sich als Model für Gucci-Reitklamotten. Das Haar wie nach einer Motorradjagd zerzaust, die blauen Augen düster umrandet, schmückte sie im vergangenen September das Cover der französischen "Vogue". Im Innern des Heftes fand sich eine beeindruckende Fotostrecke. Der Starfotograf Mario Testino hatte Casiraghi als Unschuldsengel, Rockstar oder Femme fatale in Abendrobe abgelichtet. Nur einmal verweigerte sie Testino einen Motivwunsch. Das war, als der Fotograf Casiraghi zur Prinzessin herausputzen wollte. 

Kleines Land, großes Geld

Einwohner Monacos Fürst Albert II. gebietet über ein zwei Quadratkilometer großes, als Steuerparadies geschätztes Reich an der Côte d’Azur. Es zählt 32.000 Einwohner: 8000 Monegassen und 24.000 Ausländer.

Bankkontenaufkommen Rund 75 Milliarden Euro ruhen auf 350.000 Konten. Während Alberts Vater Rainier Monaco als Bühne für Formel-1-, Fußball-, Zirkus- und Casinospektakel aufwertete, versucht der Sohn, das Ansehen durch Umweltschutzinitiativen zu mehren.