Leinfelden-Echterdingen will fußgängerfreundlicher werden. Doch woran hapert es besonders in der Stadt? Ein Check sollte Antworten auf diese Frage bringen. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Leinfelden-Echterdingen - Im vergangenen Jahr wurde das Düsseldorfer Unternehmen Planersocietät damit beauftragt, gemeinsam mit Einwohnern und Vertretern der Stadtverwaltung den Teilort Echterdingen bezüglich seiner Fußgängerfreundlichkeit unter die Lupe zu nehmen. Die Ergebnisse dieses sogenannten Fußverkehrschecks wurden während der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses in der vergangenen Woche von der Raum- und Verkehrsplanerin Inga Wolf präsentiert. „Mobilität ist mehr als Auto- oder Busfahren“, stellte sie klar. Unter anderem sahen die Experten Potenzial beim Ausbau von sicheren Fußgängerquerungen über Straßen. „In Leinfelden wird viel mit Zebrastreifen gearbeitet. In Echterdingen gibt es Nachholbedarf“, erklärte Wolf. Vor allem auf Schulwegen, beispielsweise an der Kreuzung der Brühlstraße mit der Bernhäuser Straße, sollten weitere Querungshilfen angeboten werden, meinen sie.

 

Auch beim Thema Barrierefreiheit könnte Echterdingen aus Sicht der Fachleute mehr tun. „Eine barrierefreie Bushaltestelle bringt nichts, wenn man nicht barrierefrei dorthin gelangt“, verdeutlichte Wolf. Gleichzeitig könne an der einen oder anderen Stelle die Aufenthaltsqualität für Fußgänger noch gesteigert werden. „Nur wer sich als Fußgänger eingeladen fühlt, läuft auch gerne“, sagte Wolf. So könnten insbesondere Senioren, die kein eigenes Auto haben und sich auf dem Fahrrad unsicher fühlen, von Sitzgelegenheiten für kleinere Pausen entlang von Fußgängerwegen profitieren. Darüber hinaus mahnte Wolf, eine bessere Beschilderung für Fußgänger einzurichten.

Auch Mülleimer versperrten den Testern den Weg

Eine Verbesserung könnte ein Leitfaden bringen. Darin könnten Musterlösungen festgehalten werden, die bei künftigen städtebaulichen Veränderungen in der Stadt berücksichtigt werden könnten. Darin enthalten könnten auch Mindestbreiten für Gehwege sein, die beim Fußverkehrscheck nicht immer vorhanden waren. Sowohl Hecken, die über die Jahre immer breiter geworden sind, als auch Mülleimer versperrten den Testern den Weg. Für zwei sich begegnende Fußgänger sollte der Weg mindestens 1,8 Meter breit sein, meinte Wolf.

Innerhalb der Stadtverwaltung von Leinfelden-Echterdingen stießen die erarbeiteten Vorschläge auf offene Ohren. Letztlich sei jeder als Fußgänger unterwegs, erklärte Bürgermeisterin Eva Noller. Sie meinte, dass die Ergebnisse des Fußgängerchecks bei künftigen Baumaßnahmen in der Stadt eine Rolle spielen könnten. „Wir können nicht sofort alles umsetzen, aber wir werden es bei künftigen Planungen berücksichtigen“, sagte sie. Hintergrund sei auch, dass mit einer Förderung des Fußgängerverkehrs der motorisierte Verkehr weniger werden könnte.

Das Verkehrsministerium unterstützt seit 2015 Fußverkehrschecks

Insbesondere bei der Wegeverbindung der Hotels zur Messe sieht Noller Potenzial. Vielleicht nutze bei einer guten Beschilderung der eine oder andere Messebesucher die Möglichkeit zu einem kleinen Spaziergang und lasse dafür das Auto stehen. „Zurzeit haben wir keine gescheite Beschilderung“, sagte Noller. Außerdem fehle derzeit noch eine gute Vernetzung der Fußwegeverbindungen, insbesondere in den Echterdinger Norden.

Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg unterstützt seit dem Jahr 2015 Kommunen bei der Durchführung eines Fußverkehrschecks. Dabei bewerten Einwohner und Stadtverwaltung in Workshops und Begehungen gemeinsam die Situation des Fußverkehrs in der Stadt. Anschließend werden Vorschläge erarbeitet, wie die Wege zu Fuß attraktiver und sicherer gestaltet werden können. Ziel ist es, den Fußverkehr stärker in das Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Bürgerschaft zu rücken und eine neue Geh-Kultur im Land zu entwickeln. Die Maßnahme wird vom Ministerium für Verkehr finanziert.