Der brasilianische Chor Encanto tritt an diesem Freitag im Alten Feuerwehrhaus beim Erwin-Schöttle-Platz auf.

Lokales: Armin Friedl (dl)

Stuttgart - Die leichte und die ausgelassene Seite des Lebens leben, wo lässt sich dies besser feiern als in Brasilien? – Der brasilianische Chor Encanto in Stuttgart macht dies vor. Selbst während einer Probe an einem trüben Novemberabend auf der Uhlandshöhe, zu der längst nicht alle der 40 Chormitglieder erscheinen, kommt Sommerstimmung auf.

 

Auf die Aussprache kommt es an

Cristina Marques, die seit mehr als 30 Jahren in Deutschland lebt und den Chor seit der Gründung im Jahre 2006 leitet, braucht dazu keine großen autoritären Gesten und Reden – einige Stimmübungen, etwas Recken und Strecken genügen, und schon sind alle mittendrin in der guten Bossa- oder Samba-Stimmung. Doch allein mit solch einer guten Einstellung ist es nicht getan. „Man muss nicht unbedingt brasilianisch können“, bemerkt Marques zum weiteren Probenverlauf, „aber auf die richtige Aussprache legen wir schon einen sehr großen Wert.“ Das kann natürlich auch alles lautmalerisch beim Singen erlernt werden, aber man ahnt schon, dass diese Herangehensweise eine besonders große Herausforderung ist. Sie bemühen sich auch bei kurzen Wortwechseln um etwas Alltags-Brasilianisch, was sich hier gut anbietet: Etwa die Hälfte der Chormitglieder sind gebürtige Brasilianer, die anderen kommen aus Deutschland, Frankreich, Libyen oder Italien etwa. Und die sind dem Chor fest verbunden: Bis aus Tübingen, Reutlingen, Balingen oder Ulm reisen sie in die Haussmannstraße. So bunt wie die Truppe, so bunt sind auch die Auftrittsmöglichkeiten: Das fängt im kleinen Rahmen an, etwa bei der Eröffnung einer Ausstellung, und reicht bis zum großen Chorkonzert mit instrumentaler Begleitung. Marques: „Wir finden den richtigen Ton in den verschiedensten Besetzungen und auch dann, wenn die Stimmung erst mal nicht so gut ist.“

Unterwegs in der Stadt und außerhalb

Encanto macht Probenwochenende außerhalb von Stuttgart, verbunden mit Auftritten etwa in Wertheim, Gaggenau oder Baden-Baden, tritt groß auf bei Deutschland-Treffen der brasilianischen Chöre in Marburg, Berlin, Köln oder München, ist in Stuttgart unterwegs mit Benefiz-Konzerten in Kirchen und Altenheimen. Hinzu kommen prominente Unterstützungen und Partnerschaften: Der Chor ist Teil der deutsch-brasilianischen Gesellschaft, immer wieder gibt es gemeinsame Aktionen mit der Giovane-Elber-Stiftung, ein unermüdlicher Förderer ist Johannes Kärcher, Spross der gleichnamigen Reinigungsfirma.

Musikalisch ist der Rahmen weit gesteckt: Klassiker wie „Mas que nada“ oder „Girl from Ipanema“ gehören selbstverständlich dazu, viele weitere Stücke in diesem Sound, aber auch Kompositionen von Heitor Villa-Lobos oder indianische Gesänge aus dem Amazonas-Gebiet. „Wir zeigen alle Facetten der brasilianischen Musik“, so Marques, „die Folklore der verschiedenen Regionen, die Rhythmen – wir singen da einfach alles“.

Einige Beispiele dazu gibt es in dem letztjährigen Jubiläumsprogramm „Im Rhythmus des Herzens“, das Encanto an diesem Freitag um 20 Uhr im Alten Feuerwehrhaus Süd beim Erwin-Schoettle-Platz noch einmal vorstellt. Der Chor wird von Benedikt Moser am Klavier begleitet.