Christiane Neudecker erkundet in ihrem Schauerroman „Der Gott der Stadt“ die Nachwendezeit.

Stuttgart - Als bemerkenswert couragierte und hellsichtige Autorin hat sich die 1974 in Erlangen geborene Wahl-Berlinerin Christiane Neudecker seit ihrem Debüt „Nirgendwo sonst“ (2008) erwiesen. Mit ihrem Roman „Boxenstopp“ thematisierte sie das Verhältnis von Macht und Erotik im Rennsport, in ihrer „Sommernovelle“ erspürte sie seismografische Erschütterungen vorm Epochenwechsel 1989. Ihr neuer, bislang umfangreichster Roman ist nach Georg Heyms Poem „Der Gott der Stadt“ benannt. Er führt die Regie-Elevin Katharina Nachtrab, in deren Name die für Neudecker prägende schwarze Romantik anklingt, aus dem beschaulichen Mittelfranken ins Berlin des Jahres 1995 und besichtigt mithin das Nachbeben der „Wende“.