Gleichsam unter der Tarnkappe hat Christoph Meckel eines der großen Werke der deutschen Nachkriegsliteratur geschaffen. Mit 84 Jahren ist der Schriftsteller und Grafiker überraschend in Freiburg gestorben.

Kultur: Stefan Kister (kir)

Freiburg - Eben wurde Christoph Meckel noch in Ludwigsburg der Antiquaria-Preis für Buchkultur verliehen. Doch seine Krankheit hinderte ihn schon daran, diese Ehrung, die ins Zentrum seines Schaffens weist, persönlich entgegenzunehmen. Für Meckels Werke ist die Ordnung der Worte so bezeichnend wie die Kontur der Schrifttypen, die illustrierende Grafik oder die Form des Buches. Von den zigarettenschachtelgroßen Anfängen seiner ersten Gedichtsammlung „Tarnkappe“ (1956) bis zu den großen Bänden „Federlesen“ oder „Tandalon“ ( 2001 beziehungsweise 2005) spannt sich der Bogen, unter dem sich auch der schöne Zyklus „Die Kirschbäume“ (Ulrich Keicher Verlag, Warmbronn) findet: „Das wissen wir: als Gott sich am Finger verletzte / schuf er die Kirsche aus einem Tropfen Blut.“

 

Das letzte Buch erscheint im April

Ähnlich sinnfällig wie Kirschen erscheinen die Gedichte Meckels: Die Schmerzen ihrer Hervorbringung heben sich im rätselhaften Ebenmaß auf, das ihren Zeitkern umgibt. Meckel wurde am 12. Juni 1935 in Berlin geboren und wuchs in Freiburg im Breisgau auf. An der Kunstakademie in München studierte er Grafik. Der Titel der ersten Veröffentlichung ist Programm für dieses Dichterleben: Gleichsam wie unter einer Tarnkappe entwickelte Meckel sein Werk, das im Verborgenen zu den großen der Nachkriegszeit heranwuchs. Neben 29 Gedichtbänden zählen auch Hörspiele und Prosa dazu, wie die beiden der Mutter und dem Vater gewidmeten „Suchbilder“. Im April erscheint Meckels letztes Buch, ein Prosa-Sammlung mit dem Titel „Eine Tür aus Glas, ganz offen“. Am Mittwoch ist Christoph Meckel in Freiburg gestorben.