Samuel Koch erzählt beim Christustag in Leinfelden vom Unfall bei „Wetten, dass ?“ und davon, dass sich sein religiöser Glauben durch den Sturz verändert hat. Vor dem Unglück habe er eher eine Fernbeziehung zu Gott gehabt.

Leinfelden - Für Samuel Koch war es ein dramatischer Einschnitt in seinem Leben. Am 4. Dezember 2010 verletzte sich der Sportler und Schauspielschüler schwer, als er in der Fernsehsendung „Wetten, dass...? mit Sprungstiefeln über fahrende Autos sprang. Er blieb liegen, die Sendung wurde erst unterbrochen, dann abgebrochen und Koch in eine Klinik eingeliefert.

 

Anfangs hatte er noch Hoffnung

Koch war der prominenteste Gast beim Christustag am Donnerstag in der Filderhalle und erst wenige Minuten vor seinem Auftritt auf dem Podium angekommen. „Sie haben vielleicht den Stein gehört, der mir vom Herzen gefallen ist“, sagte der Sielminger Pfarrer Tobias Geiger, der das Gespräch mit Koch führte. Der kurz nach dem Unfall vor sieben Jahren vom dritten Halswirbel an gelähmte 29-Jährige sprach davon, noch Hoffnung zu haben, dass er die Beine wieder einmal bewegen könne. „Ich versuche, zufrieden zu sein, aber nicht aufzugeben“, sagte er. Den Zeh könne er immerhin bewegen, außerdem die Hände mit der Schultermuskulatur.

Sein Glaube habe sich schon verändert, sagte er zu Geiger. Vorher sei es eher eine Fernbeziehung zu Gott gewesen, die sich anschließend intensiviert habe „wenngleich ich auch viel gezweifelt habe“, bekannte der ehemalige Kunstturner, der heute als Buchautor und Schauspieler arbeitet. Wie das denn gehe, wollte Geiger wissen. „Man sitzt halt rum“, sagte Koch und erntete dafür einige Lacher. Allerdings habe er nur bei insgesamt zwei oder drei seiner Premieren – Koch gehört zum Ensemble des Staatstheaters Darmstadt – eine Rollstuhl-Rolle gehabt. „Aktuell spiele ich eine Leiche in einem Eisberg.“

Er hat ein Stoßgebet zum Himmel geschickt

Der Südbadener stammt aus einem gläubigen Elternhaus, ging zuerst in die Kinderkirche, leitete sie dann selbst und musste sich in seiner Zeit als aktiver Kunstturner immer wieder neu entscheiden: „Gehe ich am Sonntag zum Wettkampf oder in den Gottesdienst“, so Koch. Er ist jedoch überzeugt davon, die Symbiose geschafft zu haben. „Ich habe schon früh ein Ritual entwickelt“, sagte er und bekannte, vor dem Wettkampf, aber auch vor dem TV-Auftritt ein Stoßgebet in den Himmel geschickt zu haben. „Nach dem Unfall bin ich extrem ernüchtert aufgewacht, habe mich gefragt, was das soll“, so Koch. Er habe sich oft allein gefühlt, sei jedoch in ein Netz gefallen. „Jesus habe ich dann ganz neu gesehen“, ergänzte er passend zum Motto des Christustages: Jesus gern sehen, Jesus neu sehen, Jesus wieder sehen. Für ihn sind Fehlentscheidungen oder Umwege im Leben auch nur Wege. „Ich sehe Gott manchmal als Navigationssystem, das dann sagt: Route wird neu berechnet – wie bei der Anreise in die Filderhalle.“.

Organisator Tobias Geiger durfte sich nicht nur während des Koch-Auftritts über einen mit knapp 900 Besuchern bestens gefüllten Saal freuen. „Der Christustag ist die Konferenz der Württembergischen Pietisten“, sagte der Sielminger Pfarrer über die 61. Auflage der seit 1956 stattfindenden Veranstaltung. Unter dem Motto „Jesus sehen“ versammelten sich die Gläubigen in diesem Jahr an 15 Orten im ganzen Land. „Für die Teilnehmer geht es um Bibelarbeit, das gemeinsame Singen und natürlich auch darum, die Gemeinschaft zu erleben“, so Geiger über den Christustag in Leinfelden.