Am 1. Mai gibt es im Clara-Zetkin-Haus eine Maifeier. Dabei hält der Vorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP), Patrik Köbele, eine Rede. Die DKP wird vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft.

Degerloch - Ganz wohlzufühlen scheint sich Adele Sperandio vom Waldheimverein nicht mit dem Gast, der am 1. Mai im Clara-Zetkin-Haus reden wird. „Ein bisschen einseitig“ werde es wohl schon, wenn der Vorsitzende der Deutschen Kommunistischen Partei, Patrik Köbele, das Mikrofon ergreift. Bei einer Veranstaltung am Abend vor dem 1. Mai werde Köbele auch dabei sein. Für die Allgemeinheit sei das wohl nichts, sagt Sperandio. „Das wird arg DKP“, sagt sie.

 

Sperandio spricht lieber über den Freien Chor, der bei der Maifeier im Sillenbucher Waldheim für Stimmung sorgen soll. Da geht es eher ums Feiern, das bei der Maiveranstaltung nicht zu kurz kommen soll. Dass die auch links von der Mitte eher isolierte und vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestufte DKP den politischen Teil der Veranstaltung bestreitet, habe mit persönlichen Verbindungen Einzelner aus dem Waldheimverein mit der Partei zu tun, erklärt Sperandio. Sie betont aber, dass bei anderen Veranstaltungen auch Politiker der Linken zu Wort gekommen sind. Auch diese Maifeier werde sehr offen sein, verspricht sie. „Das wird kein DKP-Fest“, betont sie.

Konkurrenz zwischen Flüchtlingen und Armen

Der Vorsitzende der DKP, Patrik Köbele, freut sich auf seinen Auftritt in Sillenbuch. Er will die Gelegenheit nutzen, Parteiforderungen zur Flüchtlingskrise darzulegen. So wolle er davor warnen, dass durch den Flüchtlingszuzug eine Konkurrenzsituation zwischen Asylsuchenden und ärmeren Einheimischen geschaffen werde. Wer davor Angst habe, sei kein Rassist. „Aber aus so einer Situation kann Rassismus entstehen“, warnt Köbele. Er spricht sich für eine Bekämpfung der Fluchtursachen aus und bezeichnet die „kapitalistischen Rahmenbedingungen“ als Grund für die Migrationsbewegungen auf der Welt.

Seine Partei will ausländerfeindlichen Ressentiments durch den Bau von einer Million Sozialwohnungen vorbeugen. Diese sollen durch eine Millionärssteuer finanziert werden. Ob solche Programmpunkte im gutbürgerlichen Sillenbuch gut ankommen, findet Köbele unerheblich. „Ich vermute, dass keine Millionäre im Clara-Zetkin-Haus Kaffee trinken“, sagt der DKP-Vorsitzende.

Die Frage der Kooperation mit anderen linken Parteien

Köbele wurde 2013 zum Vorsitzenden der DKP gewählt. Der EDV-Berater wird zum dogmatischen Flügel einer Partei gezählt, die sich ohnehin als marxistisch-leninistisch versteht. Anders als andere kommunistische Parteien Westeuropas lehnte die 1968 als Nachfolgerin der 1956 vom Bundesverfassungsgericht verbotene KPD den sogenannten Eurokommunismus immer ab. Diese verwarf die Parole von der „Diktatur des Proletariats“. Die DKP erhielt bis 1989 finanzielle Hilfe von der DDR und geriet nach der Wiedervereinigung in eine Krise. Lange umstritten in der Partei war die Frage der Kooperation mit anderen linken Parteien. Die DDR gilt ihr bis heute als Teil des humanistischen Erbes Deutschlands. Philipp Kordowich, CDU-Bezirksbeirat, verweist auf das Recht des Waldheims, sich als Veranstalter seine Gäste auszusuchen. Im Rahmen der Demokratie gehöre es dazu, radikale Meinungen zu ertragen. „Schön finde ich das nicht, aber es ist auch kein Grund zum Aufschreien“, sagt er. Ähnlich sieht das der SPD-Bezirksbeirat Ulrich Storz. „Jeder kann in seinen Garten einladen, wen er will. Er muss das dann aber auch selbst verantworten“, sagt der SPD-Politiker.

Maifeier im Zetkin-Haus: