Mit dem 2:0-Sieg im Finale der Club-WM gegen Raja Casablanca krönt Bayern München seine zwölf Monate der Superlative. Jetzt fragen sich alle: Geht es 2014 gerade so weiter?

Marrakesch - Im Laufe der Feierlichkeiten bekam die Club-WM wieder jenen heiter-grotesken Anstrich, der sie größtenteils geprägt hatte. Zum Beispiel, als Philipp Lahm zum x-ten Mal auf die Bühne gebeten wurde, um wieder eine Ehrung über sich ergehen zu lassen. Und weiterhin, als er vor lauter Händeschütteln mit den Honoratioren fast den Pokal vom Sockel gestoßen hätte.

 

Es wäre ein herrliches Symbolbild geworden: Der Kapitän, der jene Trophäe in den Schmutz stürzt, deren Gewinn der FC Bayern doch eher zur Kenntnis nahm denn bejubelte. Oder, noch so ein kruder Moment, als Franck Ribéry den Goldenen Ball für den besten Spieler überreicht bekam, wofür viele Gründe gesprochen haben können, aber sicher keine sportliche Jurybewertung.

Abseits des Klamauks, der in diesen Tagen in Marokko rund um den Wettbewerb der angeblich besten Vereinsmannschaften der Welt sehr oft zu besichtigen war, durften sich die Münchner völlig zu Recht über einen Abschluss mit Schleifchen ihres „fantastischen Jahres“ freuen, wie es Lahm nannte. Das 2:0 (2:0) gegen den Überraschungsfinalisten Raja Casablanca hatte ihnen ja den fünften Titel im Jahr 2013 eingebracht, nach Meisterschaft, Champions League, DFB-Pokal und europäischem Supercup. Dante (7.) und Thiago (22.) sicherten den Erfolg mit ihren Toren früh, und später sagte Lahm, es sei „unglaublich, nach so einem Jahr noch einen Titel abzustauben“.

Das Triumphjahr

Die Münchner haben ein Jahr so erfolgreich abgeschlossen wie noch nie zuvor. Nur den deutschen Supercup hatten sie Borussia Dortmund durch ein 2:4 überlassen müssen. Ein Makel, aber einer, der sich bei einem Quintupel aus sechs Optionen verschmerzen lässt. Zumal es sogar für Münchner Verhältnisse ein ziemlich seltener Erfolg war. Zweimal erst hatten sie die Club-WM respektive deren Vorläufer Weltpokal gewonnen, 1976 und 2001.

Bestätigt war nun auch jene Prognose, die man in dieser Sportart angeblich nicht wagen kann. Das Spannende am Fußball sei ja die Ungewissheit, wer gewinnt. Tatsächlich waren das Spannende an dieser Club-WM eher das Ambiente und die Schlüsse, die die Münchner aus ihrem erwarteten Abschneiden zogen. „Weltspitze muss für uns Normalität werden“, sagte der sonst sehr gelöste Sportvorstand Matthias Sammer. „Eine Topmannschaft muss das immer wieder beweisen“, sagte Toni Kroos.

Was kommt 2014?

2014 soll also möglichst ähnlich erfolgreich verlaufen, wenngleich Lahm zu bedenken gab: „Es ist schwierig und wahrscheinlich nicht machbar, diesen Erfolg zu wiederholen.“ Und Karl-Heinz Rummenigge hatte, ehe Bauchtänzerinnen die Bankettgesellschaft unterhielten, „nur einen Wunsch, und das ist nichts Sportliches, denn da bin ich zuversichtlich, dass es weiterläuft. Nein, mein einziger Wunsch ist, dass die Sache für Uli gut ausgeht.“ Gemeint war die Gerichtsverhandlung im März gegen Uli Hoeneß in Sachen Steuerhinterziehung.

Zumindest in der Bundesliga läuft es schon mal schwer nach Münchner Wunsch, wie Kroos nach seinem Mittagsschlaf überrascht festgestellt hatte. „Ich hatte das nicht so auf dem Schirm, dass Bundesliga ist“, sagte er: „Wir haben, ohne dass wir gespielt haben, einen großen Schritt zur Meisterschaft gemacht.“ Einen ehrgeizigen Tonfall haben die Münchner aber nur kurz angeschlagen. Bei der sportlichen Einordnung der WM galt das ohnehin. Vor allem „die Liebe und Wärme der Menschen“ im Gastgeberland, wie Sammer beinahe gerührt sagte, habe bei ihm mehr Eindruck hinterlassen als das Turnier, bei dem sicherlich „nicht alles optimal“ gewesen sei.

Einzig Dante, der sich fest vornahm, mit dem Pokal zu nächtigen, brachte diesem wirklich jene Wertschätzung entgegen, die sich der Weltverband Fifa aus Marketinggründen wünscht. Seit der Kindheit habe ihn dieser Titel beschäftigt, sagte der Brasilianer, die Leute in aller Welt hätten nun „noch mehr Respekt vor Bayern München“. Das ist wohl wirklich der größte Ertrag des Turnierchens. Intern wird der Titel eher halb ernst genommen, außerhalb Europas hat er durchaus viel Strahlkraft. Daran dachte auch Hoeneß, als er bilanzierte, man habe den Vorsprung der Engländer und Spanier in der weltweiten Wahrnehmung „in einem Jahr egalisiert“. Hoeneß sagte: „Der FC Bayern ist derzeit der beste Verein der Welt, und ich bin stolz, Präsident dieses Vereins zu sein.“

Für die Weltmeisterspieler galt es schnell, noch ganz andere wesentliche Dinge zu klären, und das erzählte viel über die Club-WM und den mehr abgeholten denn gewonnenen Titel. Das Weihnachtsfest, zum Beispiel. „Bei uns gibt es einen Hirschrücken. Ansonsten geht es ruhig und familiär zu“, erzählte Lahm. War da was? Die Club-WM war schnell vergessen, das Motto lautete vernehmbar: Endlich Urlaub.