Auf der Freilichtbühne am Mercedes-Benz Museum hat es ein „Best of“ gegeben: Die Wizemann-Show Stuttgarter Comedy Clash war zu Gast.

Aller Anfang ist das Applausbarometer. Das schnellte beim Stuttgarter Comedy Clash auf der Freilichtbühne am Mercedes-Benz Museum schnell auf Stufe zehn. Nicht nur, weil das „Best of“ der Show, bei der sonst im Wizemann – von ARD aufgezeichnet – in acht monatlichen Vorrunden das Publikum über die erfolgreichsten Standup Comedy-Newcomer aus ganz Deutschland abstimmt, ausverkauft war. Auch die Moderatoren Marvin Endres und Salim Samatou entlockten den Zuschauenden Allerlei – nebst Namen, Nationalität, Anreise und Beruf. Da klärte Gudrun etwa auf, dass eine „Masseurin“ medizinisch unterwegs sei nicht die „Masseuse“. Eine Philosophie-Lehrerin wies Marvin in die Schranken, nachdem er das Fach als Garant für Arbeitslosigkeit bezeichnete. „Ich feiere dich dafür“, kommentierte Salim Gudrun, den Schmelztiegel der Besucher lobend, „krass dividiert“ und „parallelisiert“ aus vielen Ländern wie Türkei, Ghana, Brasilien, Russland, Albanien, Sri Lanka, „die Staatspleite habt ihr schon durch dort, oder?“

 

Familiärer Druck bei Dates

An Diversität mangelte es auch den sechs Comedians nicht – davon abgesehen, dass nur eine Frau dabei war, wie Marvin zugab. Negah Amiri, im Iran geborene Kölnerin, ging denn auch in die Vollen, was ihre Ankunft in Deutschland und ihre Kindheit anging – „habe in der Schule nichts verstanden, spreche kein Türkisch“ –, und die Liebe. Frauen in Persien, die mit 28 Jahren unverheiratet seien, nenne man „verschimmelt“, bei Dates herrsche familiärer Druck. Sollte doch der Zukünftige „reich, Arzt, Chirurg“ sein, die Hochzeit auf dem Fuß folgen.

Die Kennenlern-Probleme der Herren schilderte der „eingebürgerte Italiener“ EmmVee alias Mariano Vivenzio. Fassungslos habe er beobachtet, wie ein Freund eine Frau an der Toilette abpasste mit den Worten „Du hast gekackt, oder?“ Sie habe ihn daraufhin gar geküsst. Ihre Antwort: „Nein, ich war kotzen!“ Da passte, dass der Berliner Deutsch-Türke Osan Yaran Frauen als die Klügeren, auch weil Emotionaleren, feierte. Überhaupt sei er bei seinen deutschen Nachbarn viel besser angesehen, seit er einen Hund habe! John Smile indes beschrieb bildhaft seine Flixbus-Anreise aus Wien und Polizeikontrollen. „Du wirst sowieso kontrolliert, weil du schwarz bist“, habe sein Freund Bobby beruhigt, einen Joint am Steuer reinziehend.

Ausflug in die Nostalgie

Nostalgisch ging es dann bei Nico Stank zu, der nach zehn Stunden Bahnfahrt aus Frankfurt noch rechtzeitig ankam, – und bei TikTok-Star Marco Gianni. Während Stank aus seinem Zivildienst erzählte von Frau Berg, die ein Taxi vollspuckte, sinnierte Gianni über seine Jahre mit Kino.to, der damals illegalen Filmplattform. „Heute geht alles einfach auf dem Handy“, so der Heidelberger, der Hipster, Influencer, Ökos und Alltag aufs Korn nimmt. „Wir haben gekämpft, mussten an 50 Peniswerbungen vorbei, 14 Mal gegen einen Playbutton antreten, um dann einen Film in unsäglicher Qualität anzusehen, den Dimitri heimlich im Kino aufgenommen hat, mit Hinterköpfen im Bild.“