Sind Kitas und Schulen Infektionsherde? Aktuelle Zahlen zeigen: Seit der Schließung Mitte Dezember sind Ansteckungen bei Kindern und Schülern überdurchschnittlich stark zurückgegangen.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Welchen Beitrag leisten Kitas und Schulen zum Corona-Infektionsgeschehen? Darüber ist vor der Schließung der Einrichtungen am 16. Dezember viel diskutiert worden, die in einer Freiburger Kita gefundene Virusmutation wirft nun neue Fragen auf. Für Baden-Württemberg lässt sich anhand der Zahlen zeigen: Ja, seit der Schließung von Schulen und Kitas ist die Zahl der Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen deutlich zurückgegangen – ebenso wie beim pädagogischen Personal.

 

Man weiß das, weil das Alter eines der wenigen Merkmale ist, die bei allen nachweislich mit dem Coronavirus Infizierten erfasst werden. Zudem sieht das Infektionsschutzgesetz vor, Infektionen unter Arbeitskräften, Kindern und Jugendlichen zu erfassen, sofern diese Kitas, Horte, Schulen und Ausbildungsstätten besuchen oder dort arbeiten.

Anteil der Infizierten Kinder und Jugendlichen ist zuletzt stark gesunken

Bei Kindern und Jugendlichen in Baden-Württemberg ist der Anteil der nachweislich Infizierten seit Mitte Dezember um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Das gilt für alle Altersgruppen – und die Entwicklung ist stets die gleiche: Die Zahl der bestätigten Infektionen stieg bis Mitte Dezember deutlich an; in der Woche vom 14. bis 20. Dezember, als an jenem Mittwoch Schulen und Kitas geschlossen wurden, erreichte sie ihren Höhepunkt. Seither fällt sie ab.

Zwischen den Altersgruppen gibt es jedoch Unterschiede: Bei Zweijährigen liegt die Inzidenz, also der Anteil der bestätigten Neuinfizierten, deutlich niedriger als bei den 15- oder 18-Jährigen. Im selben Zeitraum ist zwar auch die Inzidenz in der Gesamtbevölkerung um 57 Prozent zurückgegangen, von 191 Neuinfizierten je 100 000 Einwohner auf zuletzt unter 80, bei den 15-Jährigen beträgt der Rückgang jedoch 66 Prozent, bei Neun- und 12-Jährigen 65 und 63 Prozent.

Keine wesentlichen Veränderungen in der laufenden Woche

Laut Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg wurde in der vergangenen Woche bei 19 Kita- und Kindergartenkindern sowie bei 50 Erzieherinnen und Erziehern eine Infektion festgestellt, dazu bei 91 Schülern und 26 Lehrern – also insgesamt knapp unter 200 Fälle. Im November wurden Woche für Woche im Schnitt 250 Infektionen gezählt, im Dezember mehr als 500. „Ein Rückgang ist erkennbar“, sagt eine Sprecherin des Landesgesundheitsamts. In der laufenden Woche sehe man „keine wesentlichen Veränderungen“.

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Auffällig ist auch, dass die Zahl der Infektionen in Kitas seit Jahresbeginn nicht weiter ansteigt – trotz der de facto ausgeweiteten Notbetreuung, für die viele Kitas von den Eltern keine Unabkömmlichkeitsbescheinigung des Arbeitgebers mehr einfordern. Berufstätige Eltern können den Bedarf einfach selbst erklären.

Trotz des Freiburger Falls geht die Zahl der Ansteckungen in Kitas und Schulen also weiter zurück. Eines darf man dennoch nicht vergessen: Im Lockdown sind auch Geschäfte oder Freizeiteinrichtungen geschlossen. Treffen sind nur mit einer Person erlaubt. Ob sich Kinder und Jugendliche daran immer halten, sei dahingestellt – jedenfalls sind auch außerhalb von Betreuung und Unterricht die Möglichkeiten, sich anzustecken, stark eingeschränkt. Es ist daher kaum möglich, den Effekt geschlossener Schulen und Kitas exakt zu bestimmen – auch nicht beim Betreuungspersonal.