Während die Sieben-Tage-Inzidenz stetig sinkt, steigt die Corona-Viruslast im Abwasser wieder an. Dieser Kennwert gilt als Frühwarnsystem für die Entwicklung des Infektionsgeschehens. Droht uns also eine neue Corona-Welle?

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz ist so niedrig wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr: aktuell meldet das Robert Koch-Institut (RKI) 39 Neuinfektionen je 100.000 Einwohnern in Deutschland. Während die Sieben-Tage-Inzidenz damit stetig sinkt, stieg die Viruslast im Abwasser zuletzt wieder deutlicher an. Seit Herbst 2022 veröffentlicht das RKI wöchentlich grobe Trendwerte von Proben aus Klärwerken. In der vergangenen Woche „lagen dabei Daten aus 31 Standorten vor, bei denen 17 Standorte einen steigenden Trend aufwiesen“, so das RKI in seinem aktuellen Wochenbericht. Dieser Anstieg ist teilweise nur leicht, zum Teil aber auch deutlich. Auch die zuletzt bereitgestellten Werte aus baden-württembergischen Städten wie Stuttgart, Heidelberg, Karlsruhe und Tübingen, zeigen eine ansteigende Viruslast.

 

Diese tendenziell steigende Viruslast könnte ein Indikator dafür sein, dass die Infektionszahlen in Deutschland künftig wieder steigen werden. Denn Abwassertests gelten als ein Frühwarnsystem: Coronaviren gelangen über Ausscheidungen ins Abwasser und können dort mittels molekularbiologischer Methoden nachgewiesen werden. Somit helfen derartige Proben, auch unabhängig vom PCR-Testverhalten Trends im Infektionsgeschehen zu erfassen.

Die Abwasserdaten erlauben laut RKI keinen Rückschluss auf die Krankheitsschwere der Infizierten. Ein Blick auf diese Kennzahlen zeigt allerdings ebenfalls einen Anstieg: die absolute Zahl der auf einer Intensivstation behandelten Personen mit einer COVID-19-Diagnose schwankt zwar häufig von Tag zu Tag, steigt aber seit knapp zwei Monaten tendenziell an. Laut DIVI-Intensivregister lag sie zuletzt bei 1188 Personen, Anfang Februar hingegen noch bei 600.

Im Kontrast dazu konsultieren in der vergangenen Woche prozentual gesehen weniger Menschen einen Arzt im ambulanten Bereich aufgrund einer SARS-CoV-2-Infektion. Der Anteil derer sank in den letzten Wochen laut RKI von elf auf sieben Prozent. Andere Atemwegserkrankungen, wie Influenza (26 Prozent) oder Rhinoviren (18 Prozent) führten im ambulanten Bereich deutlich häufiger zu Arztkonsultationen. Grundsätzlich liegt die Anzahl der Atemwegserkrankungen derzeit über dem Wertebereich der vorpandemischen Jahre um diese Zeit: in der letzten Woche erkrankten etwa 6,6 Millionen Personen an Atemwegserkrankungen.

Während einige Indikatoren, wie die Viruslast im Abwasser sowie die Intensivbettenbelegung mit Corona-Patienten, einen steigenden Trend der Coronazahlen nachweisen, verharren andere Werte – die Inzidenz sowie die ambulanten Arztbesuche – zunächst auf niedrigem Niveau. Ob und inwiefern sich das Infektionsgeschehen in den nächsten Wochen ändern wird, bleibt also abzuwarten.